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Nancy Faeser war zu Besuch in Katar.

© Foto: dpa/Britta Pedersen

Besuch von Faeser im WM-Land: Sicherheitsgarantie für deutsche Fans – queere Katarer weiterhin kriminalisiert

Innenministerin Faeser wird zum Auftaktspiel der Nationalelf reisen. Dafür hat ihr der katarische Premierminister ein Versprechen gegeben. Das gilt jedoch nur für queere Menschen aus Deutschland.

Nancy Faeser hat ein Versprechen gegeben und zugleich eines erhalten: Die Bundesministerin für Inneres und Sport war am Montag nach Katar gereist, wo in wenigen Wochen die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer beginnt, und hat sich dort mit Katars Premierminister Scheich Chalid bin Chalifa Al-Thani sowie Fifa-Präsidenten Gianni Infantino getroffen.

Es ging um Menschenrechte und um Reformprozesse und am Ende stand fest: Faeser wird beim Auftaktspiel der deutschen Nationalelf dabei sein. Dafür bekam sie vom Premierminister zugesichert, dass queere Fußballfans in Katar sicher sind.

„Alle Menschen, egal woher sie kommen, wen sie lieben und woran sie glauben, müssen bei der WM sicher sein“, schrieb Faeser anschließend auf Twitter. Jeder Fan müsse sich frei und ohne Angst bewegen können. „Diese Sicherheitsgarantie hat mir der Premierminister von Katar gegeben.“

Der ARD sagte Faeser sogar, sie könne homosexuellen Menschen guten Gewissens empfehlen, zur WM zu reisen. Das bedeutet aber auch, dass sie ihre Forderung nur auf deutsche Fans und bezog und queere Katarer*innen dabei vollkommen ausblendet. In diesem Bereich hat sich in den vergangenen Monat nämlich nichts getan: Weiterhin werden LGBTIQ*-Personen kriminalisiert, theoretisch droht ihnen sogar die Todesstrafe.

Willkürliche Verhaftungen und Misshandlungen

Wenige Wochen vor Beginn der WM schreckt Katar selbst vor willkürlichen Verhaftungen nicht zurück. Das wurde im jüngsten Bericht von Human Rights Watch (HRW) deutlich, aus dem hervorgeht, dass die Polizei in den vergangenen Jahren wiederholt queere Menschen festgenommen und misshandelt haben soll. Der letzte Fall ereignete sich erst im September.

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Auch Nas Mohammed, der als erster Katarer öffentlich gemacht hatte schwul zu sein, berichtete im Tagesspiegel-Interview von „systematischen Verfolgungen“ und den Gefahren, denen queere Menschen in seinem Heimatland ausgesetzt sind. Von der internationalen Staatengemeinschaft forderte der inzwischen in den USA lebende Arzt deshalb, „dass die Menschen uns auch nach 28 Tagen WM nicht vergessen, dass sie uns auch dann noch verteidigen.“

Diese Sicherheitsgarantie hat mir der Premierminister von Katar gegeben.

Nancy Faeser

Dieser Bitte kommt Faeser schon vor der WM nicht nach. Eher das Gegenteil ist der Fall: Eine „Sicherheitsgarantie“ die hinter verschlossener Tür gegeben wird und nur für ausländische Fans gilt, hilft der LGBTIQ-Community in Katar nicht. Vielmehr verdeutlicht sie, dass Katar alles daran setzt, sein Image im Rahmen der WM aufzupolieren – ohne dabei langfristige Reformen zu initiieren.

Dies zeigte sich bereits in Hinblick auf die Arbeitsmigrant*innen, die mit Reformversprechen wie Mindestlohn oder geregelten Arbeitszeiten abgespeist wurden, die allerdings zumeist nur auf dem Papier existieren. Bei der Situation queerer Menschen sieht es ähnlich aus. Insofern verwundert es, dass Faeser zwar auf Grundlage der Menschenrechte argumentiert, diese aber offenbar für sie nicht universell gültig sind.

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