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Julien De Saint Jean und Jérémy Gillet im Eröffnungsfilm „Hör auf zu lügen“.

© Salzgeber

Bundesweites Queerfilmfestival: Erste Liebe, Berliner Clubs und Eishockeyspielerinnen

Zum fünften Mal findet ab Donnerstag das bundesweite Queerfilmfestival statt, das von Coming-of-Age-Dramen bis zu Berlinale-Highlights ein vielfältiges Programm präsentiert.

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Der Sommer geht, das Queerfilmfestival kommt – seit fünf Jahren gilt diese Regel. So laufen vom 7. bis zum 13. September in zwölf Städten wieder 26 Werke, die dem LGBTIQ-Kino zuzurechnen sind. Darunter befinden sich einige Berlinale-Highlights wie der Teddy-Gewinner „Orlando – Meine politische Biografie“ (Kinostart 14.9.) von Paul B. Preciado, der Berliner Clubfilm „Drifter“ und die US-Produktion „Mutt“ über einen jungen trans Mann in New York.

Eröffnet wird am Donnerstag (in Berlin im Kino Delphi Lux) mit Olivier Peyons Bestsellerverfilmung „Hör auf zu lügen“. Darin kehrt ein erfolgreicher Schriftsteller nach über drei Jahrzehnten in die französische Provinzstadt seiner Jugend zurück, wo er den Sohn seiner ersten großen Liebe trifft – und sich auf einen schmerzhaften Trip in die Vergangenheit begibt. Auf zwei Zeitebenen entfaltet sich ein intensives Drama über Begehren, schwulen Selbsthass und intergenerationellen Trost. Die Rolle des Sohnes spielt übrigens Jean-Paul Belmondos Sohn Victor, der dessen volle Lippen geerbt hat und seine Sache auch sonst gut macht.

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Zwar dominieren schwule Geschichten das Queerfilm-Festival-Programm, doch gibt es mit dem österreichischen Coming-of-Age-Film „Breaking the Ice“ über eine junge Eishockeyspielerin und dem britischen Drama „Blue Jean“ (Kinostart: 5.10.) auch zwei sehenswerte Werke mit lesbischen Protagonistinnen. Regisseurin Georgia Oakley stellt in ihrem 1988 in Nordengland angesiedelten Debüt die Sportlehrerin Jean ins Zentrum, die ihr Privatleben bei der Arbeit geheim halten muss. Denn gerade wurde Section 28 verabschiedet, ein Gesetz, das „die Förderung von Homosexualität“ verbietet. Als eine lesbische Schülerin in ihre Klasse kommt, gerät Jeans Doppelleben ins Wanken.

Trans-Perspektiven, die im vergangenen Jahr beim Festival weitgehend fehlten, sind diesmal nicht nur durch „Mutt“ und „Orlando“ vertreten, sondern auch in „Something you said last night“ von Luis De Filippis. In ihrem Debütspielfilm erzählt sie vom Urlaub einer vierköpfigen italo-kanadischen Familie, zu der auch die erwachsene trans Frau Renata und ihre ebenfalls schon volljährige Schwester Siena gehören. Eine Woche voller Sonne, Selfies und Streitereien, wobei Renatas Transsein in der Familiendynamik quasi kein Thema ist, für die Außenwelt ebenfalls nur ganz gelegentlich. Es entsteht ein spannungs- und facettenreiches Gruppenporträt, dessen Zentrum Carmen Madonia in der Rolle der Renata bildet.

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Ergänzt werden die aktuellen Werke um queere Klassiker wie „Nighthawks“ von Ron Peck und Paul Hallam aus dem Jahr 1979, der in einer restaurierten Fassung zu sehen ist. Das Porträt eines ungeouteten Lehrers, der durch die Londoner Gay Clubs cruist, gilt als erster offen schwuler britischer Film überhaupt.

Ebenfalls im London der Siebziger spielt der 1991 gedrehte „Young Soul Rebels“ von Isaac Julien, in dem zu Beginn ein schwuler Schwarzer im Park von einem Weißen ermordet wird. Während die Ermittlungen laufen, versuchen sich die mit dem Opfer befreundeten DJs und Piratenradio-Betreiber Chris und Caz mehr Publikum für ihre Funk-Platten zu erarbeiten. Angesiedelt vor dem Hintergrund des silbernen Thronjubiläums der Queen skizziert „Young Soul Rebels“ auch die verschiedenen Londoner Musikszenen der Zeit – und blickt einfühlsam auf die beginnende schwarz-weiße Liebe zwischen Caz und dem Punk Billibudd.

Der ebenfalls in restaurierter Fassung laufende Film hat trotz der darin thematisierten Gewalt eine ungemein positive, lebensfreudige Energie, zu der ganz wesentlich der tolle Soundtrack beiträgt. Die Chance, dieses Meisterwerk des New Queer Cinema und des British Black Cinema auf der großen Leinwand zu sehen, sollte man nutzen.

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