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Jannik Schümann und Maren Kroymann.

© Gestaltung: Tsp; Fotos: Imago/R. Schmiegelt; Dpa/J. Kalaene

Gedenkstunde im Bundestag: Jannik Schümann und Maren Kroymann lesen zu Ehren queerer NS-Opfer

Am Holocaust-Gedenktag wird zum ersten Mal im Bundestag an queere NS-Opfer erinnert. Jetzt steht das Programm fest – unter anderem lesen bekannte Schauspieler*innen.

Zum erstem Mal wird Ende Januar anlässlich des Holocaust-Gedenktages im Bundestag offiziell an die queeren NS-Opfer erinnert. Lange kämpften Historiker*innen und Aktivist*innen um diese Feierstunde, jetzt steht das Programm fest. So werden Jannik Schümann und Maren Kroymann Texte über zwei Opfer lesen.

Die Gedenkstunde hatte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) im vergangenen Jahr angekündigt. Zuvor hatte eine Gruppe um den Autor und Historiker Lutz van Dijk jahrelang mit Petitionen darum geworben, dass das Parlament auch der queeren NS-Opfer gedenkt – nachdem in den vergangenen Jahren bereits sukzessive an die verschiedenen Opfergruppen erinnert wurde.

Am 27. Januar wird im Bundestag nun Bas die Feierstunde eröffnen, heißt es in einer Mitteilung des Bundestages vom Freitag. Danach spricht die Holocaust-Überlebenden Rozette Kats. Sie wurde 1942 in einer jüdischen Familie geboren, überlebte bei einem Ehepaar in Amsterdam, das sie als ihr eigenes Kind ausgaben. Ihre leiblichen Eltern wurden in Auschwitz ermordet. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Biografie setze sie sich auch für sexuelle Minderheiten ein, heißt es in der Bundestagsmitteilung.

Es folgen besagte Lesungen von Jannik Schümann und Maren Kroymann. So wird Schümann wird einen Text über Karl Gorath (1912-2003) lesen. Gorath steht exemplarisch für die Verfolgung schwuler Männer, die sich teils über Jahrzehnte hinzog und auch nach 1945 nicht beendet war.

Gorath wurde seit 1934 mehrfach nach dem berüchtigten Paragrafen 175 verurteilt, landete im Zuchthaus, später in mehreren KZs. Er überlebte, nur um 1946 erneut verurteilt zu werden – von demselben Richter, der ihn schon zur NS-Zeit verurteilte.

Kroymann liest einen biografischen Text zu Mary Pünjer

Maren Kroymann wird einen biografischen Text zu Mary Pünjer (1904-1942) vortragen. Pünjer wurde 1940 als verheiratete Frau unter dem Vorwand der „Asozialität“ als „Lesbierin“ verhaftet, im KZ Ravensbrück interniert und schließlich 1942 ermordet.

Dass Kroymann und Schümann im Bundestag auftreten, dürfte auch Signalwirkung haben: Die beiden gehören zu den profiliertesten offen queeren Schauspieler*innen in Deutschland.

Nach den Lesungen soll mit Klaus Schirdewahn ein Vertreter der queeren Community über die Bedeutung des Gedenkens an die im Nationalsozialismus verfolgten sexuellen Minderheiten sprechen. Schirdewahn wurde selber noch 1964 nach dem Paragrafen 175 verurteilt. Musikalisch sollen die Sängerin Georgette Dee und der Pianist Tobias Bartholmeß die Gedenkstunde begleiten.

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