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Evelyn Bastian im Queer Power Gym, das in einer Fabriketage direkt am Oranienplatz in Kreuzberg liegt.

© Nadine Lange

Queer Power Gym in Kreuzberg: Wo die Community in Ruhe pumpen kann

Personal Trainer Evelyn Bastian hat in Berlin ein Gym für queere Menschen eröffnet. Hier können sie in ruhiger Umgebung individuell trainieren.

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Einmal über den Hinterhof, ein paar Treppen rauf, vorbei an einer toten Palme – und schon steht man vor der Tür des „Queer Power Gym“. Evelyn Bastian (Pronomen: they/them) hat es kürzlich eröffnet. Durch zwei große Fenster fällt Tageslicht in die Fabriketage, nach der Bastian sehr lange gesucht hat, wie they beim Besuch erzählt.

Auch 80 Quadratmetern kann hier trainiert werden. „Der Fokus liegt auf dem Training mit Freihanteln, also mit Kurzhanteln, Langhanteln und Kettlebells“, erklärt Bastian. „Das ist genau das Equipment, an das sich viele Fitnessstudio-Gäste nicht herantrauen, das aber essenziell ist, um die Grundübungen zu lernen.“ Darum geht es im Queer Power Gym: eine solide Basis-Ausbildung, mit der man in jedem Studio selbstbewusst pumpen kann.

Über die Homepage des direkt am Oranienplatz gelegenen Personal-Training-Gyms können Interessierte verschiedene Sessions buchen: Für Anfänger*innen gibt es eine erste Einheit mit Beratungsgespräch für 120 Euro, für Fortgeschrittene sind die „Intake Sessions“ für 60 Euro gedacht sowie die drei Monate gültige Open-Gym-Karte, die zehn Besuche enthält und 120 Euro kostet. Einzeltraining ist das Herzstück des Studios.

Einfach spontan vorbeikommen und loslegen, ist also nicht möglich. Was aber den Vorteil hat, dass so immer ausreichend Platz zum Üben garantiert ist. Zudem bietet es einen gewissen Schutz für die queere Klientel. Zum LGBTIQ-Konzept des Gyms sagt Evelyn Bastian: „Ich selbst bin queer. In meinem Studio möchten queere Menschen in Ruhe trainieren. Wer sich damit identifizieren kann und dazu beitragen möchte, ist herzlich eingeladen.“

Bastian kam 1984 in Lüdenscheid zur Welt, ist dort auch aufgewachsen und lebt seit 2014 in Berlin. Lange hat Bastian als Lehrkraft gearbeitet, zuletzt in einer Grundschule in Tempelhof. Seit Anfang 2023 ist they als Personal Trainer tätig und hat bisher im Gym von Berlin Strengh in Friedrichshain ein Kraftraining für Queers angeboten.

In Bastians eigenem Trainingsraum geht es deutlich ruhiger zu als in der Halle auf dem RAW-Gelände, wo meist laute Rockmusik läuft. Auch optisch ist das Queer Power Gym viel reduzierter: weiße Wände, schwarze Bodenmatten und Geräte – der einzige Farbtupfer ist ein Poster des Films „Love Lies Bleeding“ mit Kristen Stewart, der zum Teil in einem Fitnessstudio spielt.

„Durch die Arbeit mit neurodivergenten Trainees habe ich festgestellt, dass eine solche Umgebung für sie besser ist“, so Bastian. Wer zum Beispiel ADHS habe, könne sich leichter auf die Übungen konzentrieren, wenn der Raum reizarm ausgestattet sei.

Neben dem Spiegel, vor dem die Kurzhanteln aufgereiht sind, gibt es eine kleine Sessel-Sitzecke zum Ausruhen. Evelyn Bastian ist es wichtig, dass das Queer Power Gym ein schöner Ort ist – das Gegenteil von Muckibuden wie McFit, wie they betont. Zur Ausstattung gehört auch ein offener Umkleideraum für alle Gender und ein abgeschirmter Bereich für Personen, die sich Privatsphäre beim Umziehen wünschen. Duschen kann man derzeit noch nicht im Gym, was sich bis zum Sommer ändern soll.

Schon jetzt wird das Queer Power Gym sehr gut aufgenommen. „Der Bedarf ist so hoch, dass ich schon bald weitere Coaches ins Team holen möchte, um auch Small Group Personal Training anbieten zu können,“ so Bastian. Zunächst steht die offizielle Eröffnungsfeier an. Sie steigt am 24. Mai und wird derzeit noch geplant. Diese Woche ist Evelyn Bastian im Urlaub, ab Montag sind wieder Sessions buchbar.

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