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Pride Parade in Israel.

© Sebastian Scheiner/AP/dpa

Verbot der Konversionsbehandlungen in Israel: „Sexuelle Orientierung ist kein Problem, das eine Behandlung braucht"

Israel verbietet Therapien zur angeblichen Heilung queerer Menschen. Weltweit ist es erst das siebte Land mit einem solchen Verbot.

Israel verbietet ab sofort die dubiosen Therapien zur angeblichen Heilung von nicht-heterosexuellen und nicht-cisgeschlechtlichen Menschen. Die Anordnung vom Montag enthalte zudem Strafen für diejenigen, die an diesem „gefährlichen Missbrauch der jungen LGBT-Gemeinschaft“ beteiligt seien, schrieb Gesundheitsminister Nitzan Horowitz auf Twitter.

„Sexuelle Orientierung ist kein Problem, das eine Behandlung braucht. Und 'Konversionsbehandlungen' sind keine Behandlungen“, schrieb Horowitz. „Lesben, Schwule, trans Personen und Heterosexuelle, Ihr seid toll und schön genau so wie Ihr seid.“

Erfolg der Behandlungen wissenschaftlich nicht erwiesen - psychologische Folgeschäden schon

In einem Rundschreiben gab das Gesundheitsministerium die Entscheidung bekannt. Konversionstherapien werden darin definiert als jedwede Therapie oder Beratung, die das Ziel hat, die Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung einer Person zu verändern. Das Schreiben betont weiter das Fehlen wissenschaftlicher Befunde, die eine solche Behandlung rechtfertigen würden. Erwiesen sei aber, dass es der psychischen Gesundheit schaden würde.

Damit schließt sich das Ministerium der Empfehlung der Israel Psychological Association und anderen Organisationen an, die schon seit Jahren betonen, dass die vermeintlichen Therapien "Angstzustände, Depressionen, Suizid, Isolation, sozialer Rückzug, Schwierigkeit, intime und sexuelle Verbindungen aufzubauen, Vermeidung sozialer Kontakte, Abschwächung des religiösen Glaubens sowie Wut gegenüber den Eltern" verursachen.

Konversionstherapie nur in drei EU-Ländern verboten

Auch in Deutschland werden diese Behandlungen nach wie vor durchgeführt. Ein Bericht der Magnus-Hirschfeld-Stiftung von 2019 schätzt die Zahl Betroffener in Deutschland auf 1000 bis 2000 pro Jahr. Verlässliche Zahlen gibt es jedoch nicht. Erst im Jahr 2020 wurde ein Teilverbot von „Konversionsbehandlungen“ beschlossen. Seither sind diese bei Minderjährigen komplett untersagt. Volljährige können an Konversionstherapien teilnehmen, solange sie das aus freiem Willen tun und zuvor über die Schädlichkeit der Behandlung aufgeklärt wurden.

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Neben Deutschland sind Konversionstherapien auch in Malta und seit diesem Jahr in Frankreich ganz oder teilweise verboten. In Großbritannien und Österreich wurden letztes Jahr ebenfalls über ein Verbot ähnlich der deutschen Regelung diskutiert. Bereits 2019 hat die Europäische Union die Mitgliedstaaten aufgefordert, diese Behandlungen zu verbieten.

Weltweit sind Konversionstherapie nur in drei weiteren Ländern gesetzlich verboten: Brasilien, Ecuador und Taiwan. In einigen Ländern gibt es regionale Verbote, beispielsweise in Kanada, Spanien und in einigen US-Bundesstaaten.

Mehr LGBTI-Rechte in Israel

Der israelische Gesundheitsminister Horowitz versuchte bereits im Juli 2020 ein Gesetz zu verabschieden, das Konversionstherapien verbieten und diejenigen, die sie anbieten, bestrafen würde. Der Gesetzesentwurf fiel in seiner ersten Lesung durch.

Dennoch ist Israel in den vergangenen Jahrzehnten deutlich toleranter gegenüber queeren Menschen geworden. Jüngste Beispiele: Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen seit 2021 Blut spenden, unabhängig davon, wann sie zuletzt Sex hatten. Außerdem können gleichgeschlechtlichen Paare seit diesem Jahr eine Leihmutterschaft in Anspruch zu nehmen. (dpa)

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