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Sydney, ein Muss bei Weltreisen mit dem Schiff – die Einfahrt in den Hafen begeistert auch versierte Kreuzfahrer nicht nur beim ersten Mal.

© dpa, Phoenix Reisen

Weltreisen: Der XXL-Törn

80 Tage oder auch noch viel länger: Eine Kreuzfahrt rund um den Globus gönnt sich so mancher.

Für viele Kreuzfahrer ist eine Weltreise das Größte überhaupt – das, was man wenigstens einmal im Leben gemacht haben möchte. Manche sind längst auf den Geschmack gekommen und buchen gar keinen anderen Urlaub mehr. Das ist freilich nichts für jedermann: 80, 120 Tage an Bord – oder noch länger. Und auch in finanzieller Hinsicht darf man nicht leicht zu erschüttern sein: Der Preis für eine Weltreise kann den für ein Auto der Mittelklasse schnell übersteigen.

Weltreisen stehen bei vielen Reedereien im Katalog – von Hapag-Lloyd über Silversea Cruises bis Fred Olsen Cruise Lines. Was genau „Weltreise“ bedeutet, ist allerdings unterschiedlich. Manchmal fährt das Schiff tatsächlich rund um den Erdball. Manchmal ist’s ein bisschen Mogelpackung, wenn es in New York losgeht und schon in Singapur endet. Und bei der Zahl der Häfen kann es ebenfalls große Unterschiede geben, von den Routen einmal ganz abgesehen. Die können sich auf die Klassiker beschränken oder selbst kleine polynesische Inseln, Japans Ostküste oder Wladiwostok in Sibirien berücksichtigen. Genau hingucken lohnt sich also.

Joachim Frère und seine Frau sind inzwischen echte Anhänger der großen Tour: „Unsere erste Weltreise war 2008“, erzählt der 72-Jährige. Die Premiere hat dem Ehepaar so gut gefallen, dass sie zwei Jahre später gleich die nächste Weltreise gebucht haben und 2011 noch eine. Seit Anfang Januar sind die beiden schon wieder an Bord – für ihre vierte Weltreise auf der „Queen Elizabeth“, diesmal mit 122 Nächten auf dem Schiff. Start und Ziel ist Hamburg. Dazwischen: New York, die Südsee, Australien, Südkorea, China, Malaysia und Indien.

„Wir fühlen uns an Bord schon fast wie zu Hause“, sagt Frère. Und die langen Strecken auf hoher See? „Langweilig ist es nie“, sagt Frère. „Es gibt viele Shows und fast rund um die Uhr etwas zu essen. Man kann in den Pub gehen oder in die Bücherei.“ Raue See komme auch nicht oft vor: „Wir hatten das ein einziges Mal auf dem Atlantik. Aber seekrank sind wir noch nie geworden.“

Den typischen Kreuzfahrtweltreisenden gibt es nicht

Auch Klaus Kremer hat eine Menge Erfahrungen was Weltreisen angeht: In seinen 26 Jahren bei der Reederei Cunard hat er schon 16 mitgemacht und einiges erlebt: „Sydney ist immer wieder imposant, wenn man in den Hafen einläuft“, sagt er. „Und als ich mit der ,Queen Mary 2‘ in San Francisco unter der Golden Gate Bridge durchgefahren bin, das war atemberaubend.“ Der Törn damals stand unter dem Motto „In 80 Tagen um die Welt“. „Das war die kürzeste Weltreise, die ich je gemacht hab’.“

Weltreisender im Beruf. Klaus Kremer ist Küchenchef bei Cunard.

© Hilke Segbers

Kremer fährt nicht zum Spaß mit, er arbeitet an Bord. „Am Anfang als Koch“, erzählt er. Inzwischen ist er zum Küchenchef aufgestiegen und verantwortlich dafür, dass die 1200 Passagiere in kulinarischer Hinsicht nichts zu meckern haben. „Bei einer Weltreise ist es noch schwieriger, alle Gäste glücklich zu machen“, sagt er. Und dabei geht es nicht nur darum, dass genügend Proviant an Bord ist. Die Menüs müssen beispielsweise zum jeweiligen Fahrtgebiet passen: „In Asien wollen viele Gäste natürlich asiatische Küche.“

Den typischen Kreuzfahrtweltreisenden gibt es aber nicht: Die einen reisen allein, die anderen immer wieder mit den gleichen Bekannten. „Es gibt Paare, die jedes Jahr eine Weltreise machen“, sagt Gabi Haupt, bei Hapag-Lloyd verantwortlich für das Kreuzfahrtprogramm der „Europa“. „Und es gibt die einen, die an Bord Action haben wollen, anderen kann es nicht ruhig genug sein.“ Es gebe die, die unbedingt am Zweiertisch sitzen möchten, und die, die auf einem Sechsertisch bestehen, weil sie möglichst viele andere Menschen kennenlernen möchten, erzählt Haupt. Manche haben jede Menge Erfahrung auf See, andere gar keine: „Diesmal haben wir auch drei Paare dabei, die noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff waren.“

Der größere Teil hat aber schon Erfahrung, bestätigt Michael Schulze von Phoenix Reisen. Und die Wiederholerquote ist hoch. „Wir haben Gäste, die könnten in der Schiffsleitung mitarbeiten, weil sie mehr über unsere Schiffe wissen als wir selber.“ Einige von ihnen haben „locker zehn oder zwanzig Weltreisen hinter sich“, sagt Schulze. Und manche sind sogar bei der Kabinenwahl extrem traditionsbewusst: „Wir haben ein Ehepaar, das immer die selbe Suite bucht – schon länger, als ich im Unternehmen bin“, erzählt Gabi Haupt. Weltreisende Kreuzfahrtfans sind Überzeugungstäter: „40 Prozent unserer Passagiere machen jedes Jahr eine“, berichtet Haupt, „und nochmal bis zu 30 Prozent alle zwei bis drei Jahre.“

131 000 Euro für eine Penthouse-Suite

Für die Reedereien sind solche Touren eine Herausforderung, die langen Atem erfordert. Gabi Haupt arbeitet längst an den Details für die Weltreise 2016. „Zweieinhalb Jahre vorher muss man das angehen.“ Aber auch die Passagiere sind nicht kurzentschlossen: „Gut ein Jahr vor dem Start laufen die Buchungen an.“ Manche Passagiere treffen ihre Wahl vor allem anhand des Schiffs, das ihnen am besten gefällt, einige fahren nur mit einem bestimmten Kapitän – andere entscheiden nach den Zielen.

Bei Phoenix Reisen kommen drei Schiffe für Weltreisen zum Einsatz. „Auf der ,Amadea‘ sind aktuell von den 600 Passagieren rund 100 von Anfang bis Ende dabei“, erklärt Schulze. „Man kann natürlich auch einzelne Abschnitte buchen, 2015 auf der ,Albatros‘ von Kapstadt über Madagaskar, Réunion, Melbourne bis Sydney zum Beispiel“, zählt Schulze auf. Das dauert immerhin 32 Tage – länger als viele Arbeitnehmer in einem Jahr Urlaub haben.

Die Kosten für einen XXL-Törn hängen stark vom jeweiligen Anbieter ab: Bei Discountern sind „Weltreisen“ schon für weniger als 4400 Euro zu buchen – mit der „Radiance of the Seas“ ab Sydney bis Vancouver. Bei Phoenix Reisen beginnen die Preise knapp unter 15 000 Euro. Bei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten kostet die aktuelle 137-tägige Weltreise ab 55 000 Euro – in der Penthouse-Suite sind es 131 000. Das ist eine Menge Holz. Aber der Tagespreis liegt bei Weltreisen oft spürbar unter dem von kürzeren Strecken.

Michael Schulz rät, nicht gleich auf den ganz großen Törn zu gehen. Vernünftiger sei, mit einer kürzeren Kreuzfahrt anzufangen. „Am besten im Sommer.“ Wer dann auf den Geschmack gekommen ist, kann den XXL-Törn buchen – oder schon mal anfangen zu sparen, falls das nötige Kleingeld doch noch fehlt.

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