
Angela Merkel in der Flüchtlingskrise: Wolfgang Schäubles Loyalität kommt an ihre Grenzen
Er will der Kanzlerin nicht schaden. Das hat Wolfgang Schäuble schon oft gesagt. Über das schwierige Verhältnis zwischen der Kanzlerin und ihrem wichtigsten Minister - unser Blendle-Tipp.
Immer wieder und immer wieder ist es so. Da kann sie sagen, was sie will – er sagt, was er will. Er lässt sich doch von niemandem sagen, was er zu sagen hat und was nicht. Früher nicht, unter Helmut Kohl, und heute auch nicht. Angela Merkel hat ihm gesagt, auch sagen lassen, dass er das mit dem europäischen Benzin-Soli für die Flüchtlinge, nennen wir ihn mal so, nicht ins Gespräch bringen soll, bitte nicht.
Aber wie das so ist mit Wolfgang Schäuble: Er hat es trotzdem gesagt. Und die Quittung bekommen. Julia Klöckner, die junge CDU-Bundesvize, die Zukunftshoffnung, die in Rheinland-Pfalz im Wahlkampf steht und außerdem ganz dicht bei Merkel, hat Schäuble widersprochen. Scharf. Damit hat sie, Merkel, ihm, Schäuble, auch etwas sagen wollen.
Er sagt immer, dass er ihr nicht schaden will. Gleich, wann man ihn trifft, gleich, wo, ob im öffentlichen Raum oder hinter geschlossenen Türen. Und man mag es ihm glauben, wenn er so schäublesch schaut mit seinen blaublauen Augen hinter blitzenden Brillengläsern. Amüsiert zum einen, ungehalten zum andern – dass man ihm, der mehr als 40 Jahre in der Politik ist, ein halbes Menschenleben, so etwas zutraut! Er doch nicht.
Wer da zweifelt und es gar sagt, dem kann er wie kein Zweiter das Gefühl vermitteln, gerade beleidigt worden zu sein: Einen intelligenten Menschen wie ihn stellt man doch in seiner Intelligenz nicht so infrage. Erst recht stellt man ihm nicht solche Fragen, also solche nach seinem Verhältnis zur Bundeskanzlerin. So denkt er und redet doch nicht so im öffentlichen Raum. Weil das ja schon anmaßend klänge.
Dieses Mal aber ist es anders. Dieses Mal hat er – in der „Süddeutschen“, der Zeitung, die auch die von und gegen Merkel aufgebrachte CSU genau liest – genau so geredet. Da bleibt einem fast ein wenig die Luft weg. So wie Schäuble da mit Loyalität und Überzeugung, der eigenen, jongliert, ist das schon atemberaubend. Geht das noch lange gut? Hier ist doch, jedenfalls bei genauem Hinschauen und Nachhören, ein leiser Verfall von Loyalität zu erkennen.
Und von Autorität. Man muss nur weiter auf die Bayern schauen. Neulich hat Edmund Stoiber... , früher „das blonde Fallbeil“ genannt, in der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im lauschigen Wildbad Kreuth die Bundeskanzlerin mit Zwischenrufen geärgert. Mit zwei Zurufen, um genau zu sein ...
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