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Männer werden im Durchschnitt immer größer.

© Getty Images/iStockphoto

Der Abstand wächst: Frauen werden größer, Männer noch viel mehr

Seit Jahrhunderten werden Männer und Frauen im Durchschnitt immer größer. Dass die Entwicklung bei den Männern im Vergleich noch rasanter ist, hat viel mit den Frauen zu tun.

Magnus Heier
Eine Kolumne von Dr. Magnus Heier

Stand:

Deutschland im Jahr 1850: Die durchschnittliche Körpergröße von Männern betrug 1,63 Meter. Einhundert Jahre später schon 1,76 Meter. Heute liegt sie bei 1,79 Metern. Was noch eindrucksvoller ist: Junge Männer zwischen 18 und 20 Jahren sind mittlerweile 1,82 Meter groß – im Durchschnitt! Die durchschnittliche Körpergröße der Frauen in Deutschland beträgt 1,66 Meter, junge Frauen zwischen 18 und 20 erreichen 1,68 Meter.

Bessere Ernährung und weniger Krankheiten in der Wachstumsphase sorgen für das optimale Ausreizen dessen, was von den Genen aus möglich ist.

Magnus Heier, Kolumnist

Das ist zunächst nicht überraschend: Vor allem bessere Ernährung und weniger Krankheiten in der Wachstumsphase sorgen für das optimale Ausreizen dessen, was von den Genen aus möglich ist. Irritierend ist aber etwas anderes: Frauen und Männer werden im Durchschnitt zwar immer größer, aber nicht in gleichem Maße: Die Männer wachsen einfach deutlich mehr. Vor 100 Jahren war eine von vier Frauen größer als der statistische Durchschnittsmann. Ein halbes Jahrhundert später war es nur noch eine von acht: Der durchschnittliche Abstand wächst.

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An unterschiedlicher Ernährung oder Gesundheitsversorgung von Frauen und Männern kann es nicht liegen – die sind hierzulande vergleichbar. Die zu vermutende Erklärung ist einfach: die sexuelle Evolution. Frauen wählen zur Fortpflanzung häufiger größere Männer. Vermutlich liegt dem die archaische Einschätzung zugrunde, dass größere Männer gesünder sind und stärker – und damit eher als Beschützer und Ernährer taugen. Unterbewusste Gedanken, wohlgemerkt, aber stark genug, um große Männer evolutionär zu bevorteilen. Umgekehrt scheinen Männer weniger nach größeren Frauen zu suchen, wenn überhaupt.

Im Laufe von Jahrhunderten führt diese sexuelle Selektion zu genetischen Veränderungen. Und wenn die Umweltbedingungen stimmen – wenn also die Nahrung reichlich ist und die Gesundheitsversorgung optimal –, dann kann der Körper die genetisch mögliche Körpergröße auch tatsächlich erreichen. Früher war ich mit 1,86 Metern vergleichsweise groß – heute deprimiert mich mein 1,94 Meter großer Neffe. Aber in der nächsten Generation könnte es ihm ähnlich gehen.

Alle bisher erschienenen Folgen der Kolumne „Im weißen Kittel“ finden Sie auf der Übersichtsseite.

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