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Ein älteres Paar sitzt gemeinsam gut gelaunt im Bett.

© Getty Images/Digital Vision

„Es lohnt sich, alt zu werden“: Warum die Zufriedenheit im Alter oft steigt

Eigentlich würde man wohl erwarten, dass das Glücksgefühl mit zunehmendem Alter und mehr körperlichen Beschwerden abnimmt. Aber so ist es nicht.

Magnus Heier
Eine Kolumne von Dr. Magnus Heier

Stand:

Was ist Glück? Eine schwer zu beantwortende Frage. Glück ist jedenfalls nicht die nüchterne Bilanz der objektiven Lebenssituation. Das subjektive Glücksempfinden wirkt im Gegenteil oft erstaunlich „unangemessen“: Es wird immer wieder beobachtet, dass schwerkranke Patienten zunächst verzweifeln, dass sie nach einem halben bis einem Jahr aber wieder ihren ursprünglichen Zustand von Zufriedenheit erreichen. Das gilt sogar für Menschen, die etwa durch einen Unfall lebenslang behindert sind.

Und man würde eigentlich auch erwarten, dass junge Menschen glücklich sind und das Glücksgefühl mit zunehmendem Alter (und auch mit zunehmenden körperlichen Beschwerden) abnimmt. Aber so ist es nicht.

Das Glücksgefühl wird vom Stress in der Lebensmitte aufgezehrt.

Magnus Heier, Kolumnist

Tatsächlich ist, wenig überraschend, die Jugend die Zeit des subjektiven Glücks – vieles ist neu, vieles ist aufregend, das Leben ist voller Chancen. Dann wird das Glücksgefühl vom Stress in der Lebensmitte aufgezehrt. Aber dann passiert etwas Erstaunliches: Im Alter (Forscher sprechen von der Zeit ab ungefähr 60 Jahren) nimmt das subjektive Glücksgewühl wieder zu! Das Glücksempfinden macht sich vom Zustand des Körpers gleichsam frei.

Aber Glück liegt zum Teil auch in den Genen. Wie wir mit dem Leben umgehen, wird vererbt. Und müsste schwer beeinflussbar sein. Stimmt aber nur zum Teil: Glück ist auch trainierbar.

Trainieren heißt hier vor allem, aktiv zu werden: vom Sport bis zur Gartenarbeit, vom Reisen bis zum Seniorenstudium, vom Gesang bis zum Tanz. Auch Freundschaften und Familie sind ein entscheidender Faktor für die Gesundheit. Auch, weil sie messbar den Stress reduzieren. Weil sie glücklich machen. So lässt sich eben auch das Glücklichsein erlernen. Und wird im Alter immer wahrscheinlicher! In den Worten einer 101-jährigen Freundin: „Es lohnt sich, alt zu werden!“

Alle bisher erschienenen Folgen der Kolumne „Im weißen Kittel“ finden Sie auf der Übersichtsseite.

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