
© Stefan Braun
Im weißen Kittel: „Restless Legs Syndrom“ – mehr als nur unruhige Beine
Der nächtliche Zwang, die Beine zu bewegen, kann den Schlafrhythmus ruinieren. Doch eine präzise Anamnese beim Hausarzt lohnt sich, um die „restless legs“ in den Griff zu kriegen.

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Das Gefühl ist schwer zu beschreiben: Schmerzen sind es nicht. Aber nur „unruhige Beine“ – wie die Diagnose „Restless Legs“ nahelegt – sind es eben auch nicht. Es ist ein Zwang, die Beine (sehr selten die Arme) unbedingt und sofort bewegen zu müssen. Zumeist abends auf dem Sofa nach längerer Inaktivität. Oder sogar im Schlaf: Patienten wachen auf und müssen raus aus dem Bett. Unangenehm für die Patienten, ärgerlich auch für den Partner. Der Bewegungszwang ist übrigens keine Erkrankung des Alters und auch keine Seltenheit: Er beginnt meist zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr – und trifft fünf bis zehn Prozent der Menschen, mindestens!
Zwei Arten von Ursachen sind möglich: „Restless Legs“ treten entweder als Nebenwirkung etwa bei Dialysepatienten auf, bei Eisenmangel, bei Rheuma oder in der Schwangerschaft – werden aber auch durch einige Medikamente ausgelöst. Eine präzise Anamnese beim Hausarzt lohnt sich! Und eine Blutuntersuchung ebenfalls, um einen etwaigen Eisenmangel zu beheben. Aber oft findet sich keine Ursache. Die Krankheit liegt offenbar auch auf den Genen: Etwa die Hälfte der Betroffenen ohne erkennbare Ursache haben Verwandte mit der gleichen Symptomatik. Es gibt Häufungen bestimmter Gene. Über welchen Weg die Unruhe der Beine letztlich ausgelöst wird, ist aber weiter unklar!
Der Leidensdruck ist letztlich das entscheidende Kriterium für eine Behandlung. Wenn es nicht mehr anders geht, wenn etwa nächtliche Schlafstörungen oder die Müdigkeit am Tag übermächtig werden, dann ist eine medikamentöse Therapie möglich. Einmal die genannte Korrektur eines Eisenmangels. Oder auch ein Versuch mit Dopamin – einem Botenstoff der Nervenzellen. Dabei müssen Ärztin und Arzt vorsichtig sein: Die Behandlung führt zwar meist zu einer deutlichen Besserung der Symptome – kann aber die Beschwerden auch unangenehm verändern: etwa den Symptombeginn vorverlegen, die Symptome verschlimmern oder ausweiten. Dafür gibt es medikamentöse Alternativen. Aber nur beim Arzt. Leider wird das Restless-Legs-Syndrom irritierend oft und lange ertragen.
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