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Trainer und Sporttherapeuten helfen, die richtige und gesunde Technik zu lernen.

© Mike Wolff

Skirollen auf dem Tempelhofer Feld: Läuft auch im Sommer

Auf Brettern durch den Sommer: Die positiven Effekte des Skilanglaufs auf die Gesundheit kennt man schon lange. Nur wenige nutzen sie das ganze Jahr über. Aber auch in Berlin und Brandenburg kann man einfach umsteigen.

Von Sandra Dassler

„Natürlich schauen manche Leute verwundert, wenn man im Juli auf Skiern an ihnen vorbeifährt“, sagt Sabine Taubert: „Aber das ist mir egal, ich bin froh, dass ich diesen Sport für mich entdeckt habe.“ Sie habe sich schon immer gern bewegt, erzählt die 55-Jährige, aber wegen einer Kniearthrose musste sie mit dem geliebten Tennis aufhören, auch Joggen verbot sich. Seit einigen Jahren plagen sie Rückenschmerzen, das stundenlange Sitzen am Bürocomputer oder im Auto belastet Bandscheiben und Wirbelsäule.

„Ich habe vieles ausprobiert“, erzählt Sabine Taubert. „Wirklich besser wurde es nur im Winter, wenn ich auf Langlaufskiern unterwegs war. Doch das ging ja nur wenige Wochen im Jahr, deshalb habe ich mich nach Skirollern erkundigt. Aber in den Sportgeschäften in Berlin gab es nicht mal welche zu kaufen, geschweige denn eine Beratung. Deshalb war ich froh, als ich im Internet auf die Leute von Nordisch Aktiv stieß.“

Das Team von Nordisch Aktiv hat sich der Idee, ganzjährig mit Skiern und Stöcken in der Natur unterwegs zu sein, verschrieben. „Skilanglauf – das ganze Jahr“ steht auf einem Container auf dem Tempelhofer Feld. In der Nähe des Haupteingangs ist ein Kurs- und Verleihzentrum für nordischen Skisport, weitere befinden sich in Rudow und Potsdam. Auf dem Tempelhofer Feld hat Sabine Taubert die ersten Schritte auf den rollenden Brettern gemacht – angeleitet von erfahrenen Trainern und Sporttherapeuten.

Einer der Trainer ist der Sportwissenschaftler und Dozent an der Reha-Akademie Berlin, Carsten Bartel. Im Erzgebirge geboren, ist er quasi auf Langlaufskiern aufgewachsen. Und hat schon als Siebenjähriger im Sommer auf Skirollern für Biathlon trainiert. Später wechselte er allerdings zum Fußball und zog sich mit Anfang 20 mehrere Verletzungen zu, sodass er nicht mehr spielen konnte.

„Zu der Zeit arbeitete ich in einer ambulanten Reha-Einrichtung in Berlin“, erzählt er. „Wir hatten viele Patienten, bei denen nach Unfällen oder Erkrankungen die Gelenke nicht mehr so belastbar wie früher waren, die aber gerne einen Ausdauersport betreiben wollten und aus gesundheitlichen Gründen auch sollten.“

Deshalb und wegen seiner eigenen Situation seien ihm die Skiroller eingefallen, erzählt er. Die Reha kaufte einen Satz – und die meisten Patienten waren begeistert. „Skiroller sind die perfekte Alternative zum Joggen“, sagt Bartel: „Sie ermöglichen, dass man das ganze Jahr Skilanglauf betreiben kann und haben wie dieser ausgesprochen positive Auswirkungen auf die Gesundheit.“ So würden 95 Prozent aller Muskeln dabei trainiert: alle Extremitäten, aber auch Rumpf und Oberkörper, Rücken- und Bauchmuskulatur.

Bei Skilangläufern in Schweden sank das Risiko einer Herz- und Kreislauferkrankung um 50 Prozent

Außerdem würden Koordination und Gleichgewicht geschult, vor allem aber das Herz und der Kreislauf. „Herz- und Kreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland“, sagt Bartel: „Skirollerfahren beziehungsweise Skilanglauf ist deshalb nach ärztlicher Rücksprache auch für Menschen, die unter Stress, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes leiden, sehr zu empfehlen.“

Untersuchungen, vor allem aus den skandinavischen Ländern, würden das belegen, sagt Bartel. So habe eine Studie mit Teilnehmern des bekannten Wasalaufs in Schweden, einer der größten Skilanglaufveranstaltungen der Welt, ergeben, dass die Teilnehmer sieben Jahre länger lebten als die durchschnittlichen Schweden. Außerdem sank ihr Risiko auf Herz- und Kreislauferkrankungen um 50 Prozent. Solche Werte schreibt man zwar auch anderen Ausdauerarten wie Radfahren zu, sagt Bartel, aber dabei sitze man auch meist mit gekrümmter Wirbelsäule und eingefallenen Schultern wie am PC.

Beim Langlauf oder auf Skirollern hingegen richte man sich auf und werde groß. Da es im Gegensatz zum Joggen nicht zu groben Stößen komme, würden die Gelenke geschont und die Muskeln dennoch trainiert. Deshalb könne man auf den Brettern bis ins hohe Alter stehen. „Einziger Nachteil ist die Sturzgefahr“, sagt Bartel: „Die ist zwar geringer als beim Inline-Skaten, man sollte aber dennoch immer einen Helm tragen.“

Carsten Bartel hat sein Hobby vor fünf Jahren zum Beruf gemacht und mit dem deutschen Meister im Rollskilauf, Thomas Staacks, das Ausbildungszentrum Nordisch aktiv gegründet. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Skiverband wollen die beiden Ansprechpartner in Berlin und Brandenburg sein und Langlaufen als Breitensport fördern. und auch der Arzt Matthias Zöllner aus Potsdam sagt: „Ich habe die Skiroller vor einigen Jahren entdeckt und empfehle es seither vielen meiner Patienten.“

Sabine Taubert ist inzwischen mit ihren Skirollern nicht nur in Berlin, sondern oft auf der Flaeming-Skate oder im Spreewald unterwegs. „Langlaufen in der Natur tut auch der Psyche gut“, sagt sie: „Ich bin sehr froh, dass ich nun nicht mehr auf den Winter warten muss.“

Weitere Informationen, auch zu Kosten, Kursangeboten und Erlebniswochenenden, unter www.nordisch-aktiv.de. Auskünfte telefonisch unter: 0331 9676476

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