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Kultiviertes Arbeiten. Auerbach-Geschäftsführer Jan-Henrik Scheper-Stuke und Inhaber Günther Stelly lassen sich gern auch mal auf kreative Koioperationen ein.

© Eva Oertwig / SCHROEWIG/Eva Oertwig / SCHROEWIG

Im Dirndl zum Christmas Cocktail: Wenn Berlin und Bayern zusammen feiern

Eine Berliner und eine bayerische Manufaktur feiern im Westend eine schräg-kreative Party voller Anregungen für die nächste Saison. Viele Prominente sind mit dabei.

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Bayern und Berlin können auch konstruktiv miteinander. Wenn’s ums Feiern geht, ist an der Spree eh alles möglich. Man muss sich allerdings weit vor der Zeit auf ein weihnachtliches Präludium einlassen und zum „Christmas Cocktail“ nach Westend begeben.

Dorthin hat Günther Stelly, Inhaber der Berliner Krawattenmanufaktur Auerbach, gemeinsam mit seinem Geschäftsführer Jan-Henrik Scheper-Stuke und der Geschäftsleiterin der bayerischen Manufaktur Inge-Glas Marie Luise Müller-Blech geladen. Man kennt sich aus den Hackeschen Höfen, wo beide Unternehmen Geschäfte betreiben.

Wohl an die 200 Gäste drängen sich in der geräumigen Altbauwohnung, einst Schauplatz der weit mehr als 400 Teile umfassenden chinesischen Vasensammlung. Die hat erstaunlich viele solcher Partys unbeschadet überstanden und wurde so zur Zeugin für die weit unterschätzte Disziplin des Berliner Publikums auch bei verschärfter Alkoholeinnahme.

Da die Vasen verkauft sind, hat Müller-Blech vier Christbäume üppig geschmückt, dazu rund 20 Themen-Arrangements mit Schmuckstücken aus ihrer Produktion, alle mundgeblasen und handbemalt. Dass zum Thema Gentleman Club teure Uhren und Whiskyflaschen Pate standen, während es bei der „Ladies Night“ vor allem um rote Dessous und Handtaschen geht, ist vielleicht ein bisschen dem dekadenten bayerischen Einfluss geschuldet.

Den hält man hier aber aus, auch angesichts des stilvollen Schlafzimmers mit hohen Regalen voller kunstgeschichtlicher Bände. Entertainerin Desirée Nick ist allerdings ein bisschen genervt, weil sie dauernd auf ihr blassblaues Dirndl angesprochen wird. Schließlich gebe es doch auch in Berlin ganz viele Oktoberfeste.

Kunstexperten in Zivil

Den zarten Hinweis auf den Dresscode des Abends „Christmas Sophistication“ pariert sie souverän. Tatsächlich glitzern auf der alpenländischen Tracht ein paar Rentiere. So rüstet man sich vorbildlich fürs Partyhopping. Kunstexperten wie Marcus Deschler und René Scharf sind ebenso wie Autorin Sybille Zehle und Rennclub-Managerin Tini Gräfin Rothkirch in Zivil erschienen.

Hotel-Lady Sigrid Streletzki hat die Kleideranregung kreativ ausgelegt und ein paar Rosen in das Stirnband mit goldenem Geweih eingepflegt. Designerin Nanna Kuckuck ist stilsicher mit Schleife um den Hals erschienen.

Zeit für dekorative Anregungen

Scheper-Stuke hingegen ist ohne gekommen, was er aber damit entschuldigt, dass er von seinem Mann ein Hemd entliehen habe, das zu klein und deshalb nicht ganz zuzuknöpfen sei. Während die Gäste Kürbissuppe mit Maronen und ersten Gänsebraten futtern, tönen weihnachtliche Weisen vom Band.

Ist aber egal, da in den Supermarktregalen eh schon seit Wochen die Stollen und Lebkuchen dem Fest entgegenwelken. Im Gespräch mit Müller-Blech wird dann endgültig klar, wieso dies der einzig wahre Zeitpunkt ist für so eine Fete. Jetzt holt man sich die Anregungen.

Schokokugeln mit Bratapfelgeschmack

Auch zu aktuellen Trends kann sie was sagen. Die Nussknacker-Suite gehört ebenso wie der „Sonnige Herbsttag“ dazu. Verleger Peter Feierabend hat schon eine Geschenk-Anregung im Gepäck und überreicht Scheper-Stuke ein Exemplar von Joe Laschets Buch „Gentleman Bold“ mit ihm selbst auf dem Cover.

Darauf eine Schokokugel mit Bratapfel-Geschmack von Sawade, also ebenfalls aus einer Berliner Manufaktur. Sehr erfrischend, der positive Unternehmergeist. Der 84-jährige Auerbach-Inhaber Stelly ist nach wie vor in Italien auf der Jagd nach hochwertigen Stoffen unterwegs. Über seine Entwürfe setzt er sich mit Scheper-Stuke auseinander, der auch das Gesicht der Marke ist. Nach wie vor werden die Kollektionen in Berlin und Brandenburg von Hand genäht.

„Let ist Glow“, steht auf der Einladung. Man muss das gar nicht vorweihnachtlich lesen. Dass Berlin auch glänzen kann, selbst auf etwas schräge Art, macht froh genug.

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