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600.000 Soldaten tot oder verwundet: „Putin kann Angriff ohne ausländische Unterstützung nicht aufrechterhalten“
Die Ukraine geht von einem baldigen Kampfeinsatz nordkoreanischer Soldaten im russisch-ukrainischen Krieg aus. Die Nato bestätigt damit Berichte aus Südkorea – und provoziert Moskau.
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Russlands Präsident Wladimir Putin ist für eine Fortsetzung seines Angriffskriegs gegen die Ukraine nach Ansicht der Nato mittlerweile auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. „Mehr als 600.000 russische Soldaten wurden in Putins Krieg getötet oder verwundet, und er ist nicht in der Lage, seinen Angriff auf die Ukraine ohne ausländische Unterstützung aufrechtzuerhalten“, sagte Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel.
Die von der Nato genannte Opferzahl hat sich damit innerhalb von rund einem Jahr verdoppelt. Wie viele der russischen Opfer nach Einschätzung der Nato Tote sind, sagte Rutte nicht.
Nach Recherchen der US-Zeitung „Wall Street Journal“ aus dem September haben die ukrainischen Truppen bisher etwa 80.000 tote und 400.000 verwundete Soldaten zu beklagen. Russland wiederum habe nach Schätzung westlicher Geheimdienste 600.000 Soldaten – 200.000 Tote und 400.000 Verletzte – verloren. Offiziell gibt es weder aus Kiew noch aus Moskau Angaben zu den eigenen Verlusten.
Rutte warnt vor Eskalation in Kursk
Nach Beratungen über einen möglicherweise bevorstehenden Kampfeinsatz nordkoreanischer Soldaten in der Ukraine sagte Nato-Chef Rutte zudem, er könne bestätigen, dass nordkoreanische Militäreinheiten in der grenznahen Region Kursk stationiert seien. Aus Sicht des Verteidigungsbündnisses stelle dies eine erhebliche Eskalation und eine gefährliche Ausweitung von Russlands Krieg dar.
Die Ukraine wird faktisch gezwungen sein, in Europa gegen Nordkorea zu kämpfen.
Wolodymyr Selenskyj
„Die vertiefte militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea ist eine Bedrohung sowohl für die Sicherheit im Indopazifik als auch im euro-atlantischen Raum“, sagte Rutte. Er verwies darauf, dass Nordkorea Russland bereits zuvor mit Millionen Schuss Munition und ballistischen Raketen versorgt habe. Diese heizten einen schweren Konflikt im Herzen Europas weiter an.
Rutte und Vertreter der 32 Nato-Staaten hatten sich zuvor mit Experten aus Südkorea über jüngste Geheimdiensterkenntnisse ausgetauscht. Laut dem südkoreanischen Geheimdienst soll Nordkorea bereits Tausende Soldaten nach Russland geschickt haben und den Einsatz von insgesamt rund 12.000 Soldaten planen. Russland und Nordkorea wiesen die Absicht eines Kampfeinsatzes im russisch-ukrainischen Krieg bis zuletzt als Spekulation zurück.
Soldaten aus Nordkorea nicht „die Crème de la Crème“
Wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Videomaterial und Geheimdienstquellen schreibt, gehören die entsandten nordkoreanischen Soldaten aber „nicht zur Crème de la Crème“ der nordkoreanischen Armee. Es handele sich um junge Rekruten ohne viel militärische Erfahrung. Die Soldaten seien vergleichsweise klein und dürr, was auf die schlechte Versorgungslage in Nordkorea zurückzuführen sei. Südkoreas Verteidigungsminister bezeichnete sie zuletzt als „Kanonenfutter“.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte zuletzt angesichts eines möglichen Einsatzes nordkoreanischer Soldaten auf der Seite Russlands eine internationale Reaktion. „Die Ukraine wird faktisch gezwungen sein, in Europa gegen Nordkorea zu kämpfen“, konstatierte der Staatschef. Ohne entschlossene Schritte der Verbündeten werde Russlands Präsident Wladimir Putin nur zu weiterem „Terror“ ermutigt, warnte er. (dpa, Tsp.)
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