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Ein Soldat der LPR-Volksmiliz kauft in der Stadt Pervomaisk in Luhansk Lebensmittel ein (Symbolbild).

© IMAGO/Alexey Maishev

„So wird man also in Kursk begrüßt“: Chipstüte für 9,87 Euro – Russische Soldaten beklagen Abzocke bei Lebensmittelshops

„1000 Rubel für diesen Mist“, schimpft eine russische Soldatin nach einem teuren Einkauf bei Voentorg. Die Kette ist Vertragspartner des russischen Verteidigungsministeriums.

Stand:

In der stark umkämpften Region Kursk sehen sich russische Soldaten derzeit offenbar mit horrenden Lebensmittelpreisen konfrontiert. Das geht aus jüngsten Berichten hervor, die derzeit via X und Telegram geteilt werden.

Wie der estnische Militärblogger und selbsternannte „Kriegsdolmetscher“ Dmitri alias „WarTranslated“ am Donnerstag via X berichtete, werde in Lebensmittelgeschäften und Imbissbuden des russischen Unternehmens Voentorg derzeit „das Drei- bis Vierfache für normale Lebensmittel verlangt“.

Russische Soldatin: „So wird man also in Kursk begrüßt“

In einem angehängten Videomitschnitt unterhalten sich mehrere in Tarnuniform gekleidete Menschen, deren Gesichter nicht zu sehen sind, über ihren letzten Einkauf bei Voentorg. Eine Frau berichtet darin, dass sie 250 Rubel (2,47 Euro) für einen kleinen Joghurt und 500 Rubel (4,93 Euro) für eine Flasche Kwas (fermentiertes Erfrischungsgetränk) und eine kleine Portion Kartoffeln samt Frikadelle bezahlt habe.

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Sie bezeichnet die Preise nachfolgend als „fucked up“. Eine beistehende Frau in Tarnuniform zeigt eine Tüte Kartoffelchips in die Kamera und kommentiert: „Das hier waren 1000 Rubel (9,87 Euro, Anm. d. Red.), für diesen Mist.“

Eine weitere mutmaßliche Armeeangehörige berichtet, dass „der andere Voentorg“ in einer anderen Region ähnliche Preise aufgerufen habe und „bestenfalls 100 Rubel günstiger“ gewesen sei. Dafür sei die Qualität allerdings „schlecht“ gewesen, relativiert eine Beistehende.

Russischer Soldat berichtet aus Kursk

„WarTranslated“ veröffentlichte darüber hinaus eine Mitschrift, die Eindrücke russischer Soldaten in Kursk schildern soll. Der Kurzbericht wurde bereits zuvor von der X-Nutzerin „Natalka“ von der NGO „Maidan United“ mit Quellenverweis auf den Telegram-Kanal „PrivateFenix“ geteilt. Unabhängig überprüfen ließ sich die Abfassung bislang nicht.

„Die Region Kursk ist gastfreundlich wie nirgendwo sonst“, heißt es ironisch in dem Beitrag. „Selbst die schamlosesten Menschen hinter der Front dürften wohl kaum von solchen Preisen träumen. Unser ewiger Begleiter Voentorg.“

In dem Bericht beschreibt ein mutmaßlich russischer Soldat, wie ein Kamerad im Laden einen Becher Kefir zurückbringen wollte, weil dieser bereits verdorben war. „Er bekam das Geld ins Gesicht geworfen“, heißt es weiter. Allerdings habe der Soldat die Geldscheine nicht angenommen und erwidert: „Damit sie daran ersticken.“ Die 300 Rubel sollen danach auf dem Verkaufstresen liegengeblieben sein. „Keiner hat es genommen.“

Der Autor macht seinem Ärger in dem Beitrag Luft und bemängelt, dass „die Leute“ in Kursk undankbar gegenüber den russischen Soldaten seien: „Aus allen Ecken unseres Vaterlandes sind Menschen gekommen, um euch zu beschützen. Vielen Dank, liebe Leute!“

Man sagt, wo immer unsere Soldaten in der Nähe sind, kostet jede Dienstleistung und jedes Produkt den dreifachen Preis.

Russischer Soldat (Quelle: „NatalkaKyiv“)

„Wir wissen nicht einmal, wer uns gerade mehr beleidigt: Genosse Kriworutschko, der Putin gestern vorgesungen hat, dass sie uns Quads, Wärmebildferngläser und so weiter geschenkt haben, oder das Verteidigungsministerium, das uns gar nichts gibt und uns stattdessen mit Reis und Eintopf füttert – oder diese Leute hier. Nur ihre Mutter ist ihnen lieb“, resümiert der Autor. Mit „Genosse Kriworutschko“ ist mutmaßlich der stellvertretende Verteidigungsminister Russlands, Alexej Kriworutschko, gemeint, der zugleich Verantwortlicher für die Abteilung Waffenbeschaffung ist.

Kreml bestätigt Betrugsverdacht bei Voentorg

Wie die russischsprachige Online-Zeitung „Moscow Times“ bereits am 1. August berichtete, soll der „Geschäftsführer des Bekleidungs- und Lebensmittelzulieferers des russischen Militärs, Voentorg, unter dem Vorwurf des Betrugs verhaftet“ worden sein.

Wladimir Pawlow am 1. Augustt bei der Gerichtsanhörung in Moskau.

© IMAGO/Ekaterina Chesnokova

Demnach habe eine Sprecherin des russischen Innenministeriums am 30. Juli bestätigt, dass der Voentorg-CEO sich mit mehreren anderen Personen „auf eine kriminelle Absprache eingelassen“ habe, um Hygieneartikel zu überhöhten Preisen an das russische Militär zu verkaufen.

Einen Namen nannte die Sprecherin nicht, allerdings sei laut Unternehmenswebseite seit 2012 ein Mann namens Wladimir Pawlow Geschäftsführer, berichtet die „Moscow Times“, die in Russland mittlerweile als sogenannte „unerwünschte ausländische Organisation“ geführt wird. Der Voentorg-Chef und ein weiterer 41-jähriger „Nutznießer“ der überteuerten Warenlieferungen seien mittlerweile in Gewahrsam genommen worden, heißt es in dem Bericht.

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