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Es ist weiterhin unklar, ob und wann die Ukraine „deep strikes“ in Russland fliegen kann.

© REUTERS/Marco Garcia

Ukraine-Invasion, Tag 918: Nato-Staaten könnten schon bald „deep strikes“ in Russland genehmigen

Niederlande erlaubt Kiew den uneingeschränkten Kampfjet-Einsatz, erster F-16-Jet könnte in der Ukraine abgestürzt sein. Der Überblick am Abend.

Stand:

Die neuerlichen russischen Angriffe auf die kritische Infrastruktur haben die Ukraine schwer getroffen. Nun drängt sich die Frage auf: Wie wollen Kiew und die verbündeten Nato-Staaten solche Schläge künftig verhindern? Was die Ukrainer einschränkt, ist die Maßgabe, mit westlichen Waffen nicht tief in russisches Territorium vorzudringen. Doch das könnte sich jetzt ändern.

Denn Großbritannien und Frankreich können sich einem Bericht der „Financial Times“ zufolge vorstellen, solche „deep strikes“ auf Russland mit ihren Waffen zu genehmigen – während die USA und Deutschland sich das weiterhin nicht vorstellen können. Das Problem: London will diesen Schritt demnach nur gehen, wenn die wichtigsten Partner ihn absegnen.

Das Waffensystem, das die Ukrainer für solche Angriffe aus Sicht der Briten und Franzosen nutzen könnten, sind die Marschflugkörper des Typs „Storm Shadow“ – die beide Länder produzieren. Die USA und Deutschland wären demnach mit ihren eigenen Waffensystemen gar nicht direkt beteiligt.

Mit den Angriffen wollen die Ukrainer russische Militärbasen im Hinterland treffen, von denen Luftschläge auf die Ukraine gestartet werden. Derzeit nutzen sie dafür weitreichende Drohnen aus eigener Herstellung – allerdings sind die deutlich weniger präzise und können viel weniger Ladung transportieren als westliche Raketen.

Laut „Financial Times“ ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die Ukraine in naher Zukunft die gewünschte Genehmigung für Angriffe auf russisches Territorium erhält. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass die USA und Deutschland zögern und später Zugeständnisse machen, wenn dies militärisch notwendig wird. Spätestens nach dem nächsten schwerwiegenden Angriff der Russen könnte es so weit sein.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick

  • Die Niederlande erlaubt der Ukraine den Einsatz von F-16-Kampfjets ohne Einschränkungen. Während andere Staaten auf die Reichweitenbeschränkung gelieferter Waffen bestehen, machen die Niederländer keine Auflagen mehr. Allerdings dürfte Kiew davon nicht viel haben. Mehr dazu hier.
  • Ein F-16-Kampfjet soll wenige Wochen nach seiner Lieferung an die Ukraine am Montag abgestürzt sein. Das berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf einen US-Beamten. Der Absturz sei wahrscheinlich das Ergebnis eines Pilotenfehlers gewesen. Mehr dazu hier.
  • Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Invasion im russischen Gebiet Kursk nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj weitere Gebiete unter ihre Kontrolle genommen. Es gehe um Flächen an der Grenze zur Ukraine, sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Mehr dazu hier.
  • Im russischen Föderationskreis Ural müssen Verwandte russischer Soldaten offenbar vermehrt den staatlichen Zahlungen ihrer einberufenen Angehörigen hinterherlaufen. Das geht aus einem Videomitschnitt hervor, der jüngst vermehrt in den sozialen Medien geteilt wird. Mehr dazu hier.
  • Im Fall eines Ukrainers, der von der deutschen Justiz verdächtigt wird, an der Sabotage der Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 im Jahr 2022 beteiligt gewesen zu sein, gibt es Anschuldigungen gegen polnische Behörden. Warschau soll den europäischen Haftbefehl gegen Volodymyr Z. nicht vollstreckt haben. Mehr dazu hier.
  • In der Ostukraine rückt Russland eigenen Angaben zufolge weiter in Richtung der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk vor. Die russische Armee meldete am Donnerstag die Einnahme der nur 15 Kilometer von Pokrowsk entfernten Ortschaft Mykolajiwka. Mehr dazu im Newsblog.
  • Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis hat in deutlichen Worten die westlichen Unterstützer der Ukraine für nicht eingehaltene Zusagen kritisiert. „Russische Bomber sind durch die westlichen Zusagen besser geschützt als ukrainische Zivilisten“, sagte der 42-Jährige in einem bei X verbreiteten Video.
  • Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat bei einem Treffen mit den Außenministern der EU-Staaten mehr Zuverlässigkeit und Tempo bei versprochenen Waffenlieferungen gefordert. Wenn die zeitliche Lücke exzessiv lang sei, könne man militärisch nicht planen.
  • Die Ukraine hat bestätigt, Treibstofflager und ein Munitionsdepot auf russischem Boden angegriffen zu haben. Das Militär teilt auf Telegram mit, in den Oblasten Rostow, Woronesch und Kirow angegriffen zu haben. Ziel sei es, russische Energie- und Militärinfrastruktur sowie Transportwege zu zerstören.
  • Bei ukrainischen Angriffen in der russischen Grenzregion Belgorod ist nach Angaben der örtlichen Behörden ein Mensch getötet worden. „Die Stadt Schebekino wurde von den ukrainischen Streitkräften angegriffen“, schrieb Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Donnerstag im Onlinedienst Telegram.

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