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Erste Bilder aus Manchester. Rettungswagen parken vor der Synagoge.

© REUTERS/Phil Noble

Update

Angriff vor Synagoge in Manchester an Jom Kippur: Polizei meldet Tod des mutmaßlichen Täters und spricht von Terror

Ein Mann lenkt am höchsten jüdischen Feiertag vor einer Synagoge in Manchester ein Auto in eine Menschenmenge und sticht dann mit einem Messer zu. Laut Polizei ist er bei deren Einsatz ums Leben gekommen.

Stand:

Nach dem Angriff vor einer Synagoge in Manchester mit zwei Toten an Jom Kippur gehen die Ermittler von einer Terrortat aus. Der mutmaßliche Täter ist zudem tot, wie ein Sprecher der Polizei in London mitteilte. Zuvor hatte sie bestätigt, dass zwei Menschen bei dem Angriff ums Leben kamen. Vier weitere wurden demnach schwer verletzt und werden im Krankenhaus behandelt. Die beiden Todesopfer gehörten zur jüdischen Gemeinde.

Der mutmaßliche Angreifer wurde sieben Minuten nach Eingang des ersten Notrufs erschossen, wie der Polizeipräsident in der Stadt im Nordwesten Englands, Stephen Watson, bei einer Pressekonferenz am Nachmittag berichtete.

Der Vorfall spielte sich laut Watson an der Synagoge der Heaton Park Hebrew Congregation ab. Demnach fuhr der Angreifer zunächst mit einem Auto in Menschen vor der Synagoge. Danach griff er Menschen mit einem Messer an. Er habe eine Weste getragen, die an einen Sprengstoffgürtel erinnerte, sagte Watson.

Während des Angriffs habe sich eine große Zahl von Menschen in der Synagoge aufgehalten. Dank des Muts des Sicherheitspersonals und der Gläubigen sowie der schnellen Reaktion der Polizei sei der Angreifer jedoch am Eindringen gehindert worden. 

Aus Angst vor einem Sprengstoffgürtel dauerte es allerdings Stunden, bevor die Polizei den Tod des mutmaßlichen Angreifers bestätigen konnte. Ein Bombenentschärfungsteam war im Einsatz. Es besteht laut Polizei keine weitere Gefahr für die Öffentlichkeit. Trotzdem wurden die Menschen aufgerufen, die Umgebung der Synagoge zu meiden.

Mitglieder der Streitkräfte bereiten einen Bombenentschärfungsroboter innerhalb einer Absperrung vor.

© AFP/PAUL CURRIE

Auf Bildern vom Ort des Geschehens waren zahlreiche Rettungswagen und schwer bewaffnete Polizisten zu sehen. Die Polizei hatte die sogenannte Operation Plato eingeleitet – die Reaktion auf einen Terrorangriff.

Premierminister Starmer zeigte sich entsetzt

Der Vorfall ereignete sich am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur. „Jom Kippur ist ein Tag, an dem sich unsere jüdische Gemeinde in Gotteshäusern versammelt – Orte, an denen sie sich mit ihren Familien vollkommen sicher vor jeglichem Schaden fühlen sollten“, so der Polizeipräsident weiter.

Der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich entsetzt. „Die Tatsache, dass sich dies am Jom Kippur ereignete, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer“, sagte der Labour-Politiker einer Mitteilung zufolge. Starmer reiste vorzeitig vom Europa-Gipfel in Kopenhagen ab, um eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra zu leiten.

Starmer sagte zusätzlichen Polizeischutz für Synagogen im ganzen Land zu. „Wir werden alles tun, um unsere jüdische Gemeinschaft zu schützen“, sagte er am Flughafen in Kopenhagen.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich ebenfalls erschüttert. „Er hat erneut die tödliche Dimension von Antisemitismus in Europa gezeigt“, sagte Klein der Deutschen Presse-Agentur. „Dass er ausgerechnet am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur stattgefunden hat, offenbart einmal mehr den grenzenlosen Hass des mutmaßlichen Täters.“ 

Das schnelle Eingreifen der Polizei habe weitere Opfer verhindert, sagte Klein weiter. „Ich begrüße es sehr, dass auch hierzulande die Sicherheitsbehörden seit dem Anschlag an Jom Kippur auf die Synagoge in Halle 2019 an diesem wichtigen Tag jüdische Einrichtungen besonders im Blick haben.“ 2019 hatte ein Rechtsextremist in Halle versucht, in die dortige Synagoge einzudringen. Als dies misslang, ermordete er zwei unbeteiligte Menschen.

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte auf Anfrage, das Bundeskriminalamt stehe, was die Einschätzung der Bedrohungslage angeht, in engem Austausch mit den Polizeibehörden der Länder. Für die konkreten Sicherheitsvorkehrungen vor Ort seien die Länder zuständig. An jüdischen Feiertagen seien diese grundsätzlich besonders hoch.

Angriff am höchsten jüdischen Feiertag

Jom Kippur ist der höchste jüdische Feiertag. In Israel kommt das öffentliche Leben nahezu vollständig zum Stillstand: Geschäfte, Restaurants und Behörden bleiben geschlossen, der Flug- und Straßenverkehr ruht weitgehend.

Gläubige verbringen den Tag mit Fasten, Gebeten und der Bitte um Vergebung. Auch säkulare Israelis schätzen die Ruhe, viele nutzen die leeren Straßen zum Radfahren und Spazierengehen. Auch in Großbritannien sind Synagogen an dem Tag gut besucht. (dpa/AFP/Reuters/)

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