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Angriffe auf Infrastruktur in der Ukraine: Trumps Waffenruhe-Deal scheitert schon nach einer Stunde
Kurze Zeit nach Trumps Telefonat mit Putin und einer vereinbarten Pause von Angriffen auf die Energieinfrastruktur die Ernüchterung: Offenbar werden die Drohnenangriffe fortgesetzt.
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Am späten Dienstagnachmittag telefonierte der US-amerikanische Präsident Donald Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Man einigte sich auf eine 30-tägige Pause von Angriffen auf die „Infrastruktur und Energieanlagen“ der Ukraine und Russlands, wie es in der Zusammenfassung des Weißen Hauses des Telefonats hieß. Der Kreml sprach dagegen in seiner Zusammenfassung nur von „Energieinfrastruktur“. Ein Unterschied, der schon kurze Zeit dem Telefonat wichtig werden sollte.
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses Karoline Leavitt verkündete zudem, dass beide Präsidenten über „die Umsetzung eines Waffenstillstands zur See im Schwarzen Meer“ übereingekommen seien.
Ukraine berichtet von russischen Drohnenangriffen
Doch nur rund eine Stunde nach diesem Telefongespräch überzog Russland den Großraum Kiew und mehrere andere Regionen der Ukraine offenbar mit zahlreichen Drohnengriffen. Von insgesamt 145 Drohnen seien 72 abgeschossen worden, teilte das ukrainische Militär mit.
Der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, beklagte via Telegram: „Russland greift zivile Infrastrukturen und Menschen an - und zwar genau jetzt.“ Putin tat also genau das, was laut Trump nun nicht mehr passieren sollte.
Bei den Angriffen wurde laut ukrainischen Behörden ein Krankenhaus in Sumy getroffen und stark beschädigt. Ein Mensch sei durch den Beschuss getötet, drei weitere seien verletzt worden, schrieb die Militärverwaltung der Region bei Telegram. Putin würde wohl behaupten, dass ein Angriff auf eine Klinik kein Angriff auf eine Energieanlage ist.
Dabei blieb es aber nicht. Zudem sollen russische Streitkräfte am frühen Mittwochmorgen gezielt das Stromnetz der ukrainischen Staatsbahn in der Region Dnipropetrowsk mit Drohnen angegriffen haben. Es gebe Abschnitte ohne Stromversorgung, teilt der Bahnkonzern Ukrsalisnyzja auf Telegram mit. Die Züge sollen allerdings wieder planmäßig fahren.
Es folgten weitere Meldungen. So soll in der Ostukraine nach Angaben des Militärgouverneurs der Region Donezk, Wadym Filaschkin, eine Industrieanlage und mehr als 20 Häuser beschädigt worden seien. Drei Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden.
Selensky: Putin lehnt Waffenruhe „de facto“ ab
Die Reaktion des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj folgte prompt: „Heute hat Putin den Vorschlag für einen vollständigen Waffenstillstand de facto abgelehnt“, kritisierte er wenige Stunden nach dem Telefonat auf Telegram. Die Welt müsse nun alle Versuche Putins, den Krieg in die Länge zu ziehen, entschieden zurückweisen, forderte er weiter.
Bei seinem Besuch in Helsinki am Mittwoch beklagte Selenskyj auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb die erneuten Drohnenangriffe Russlands. Putin habe gezeigt, dass er nicht bereit sei, den Krieg zu beenden. Seine Worte stünden im Widerspruch zur Realität, kritisierte Selenskyj. „Wenn die Russen unsere Ziele nicht angreifen, werden wir ihre Ziele bestimmt nicht angreifen“, betonte er in Helsinki.
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Russland sieht ukrainische Sabotage der Waffenruhe
Auch Russland wirft seinerseits der Ukraine Angriffe auf seine Energieinfrastruktur vor. Am Mittwoch erklärte das Verteidigungsministerium, dass Kiew versuche, das Moratorium für solche Angriffe gezielt zu unterlaufen und zu torpedieren. „Leider ist aufseiten des Regimes in Kiew bisher keine Gegenseitigkeit erkennbar“, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch vor Journalisten.
Nur wenige Stunden nach Trumps Telefonat mit Putin sei die Ölpumpstation Kropotkinskaja in Südrussland bei einem ukrainischen Angriff beschädigt worden und ausgefallen. Regionale Behörden teilten zuvor mit, dass die nächtliche Attacke einer ukrainischen Drohne einen Brand im Öldepot nahe des Dorfes Kawkasskaja in der Oblast Krasnodar ausgelöst habe.
30 Mitarbeiter seien evakuiert worden, hieß es weiter. Dem regionalen Koordinierungsstab in der Region Krasnodar zufolge lösten herabfallende Trümmerteile den Brand auf einer Fläche von 1.700 Quadratmetern aus. Mehr als 220 Menschen seien an den Löscharbeiten beteiligt. (mit Agenturen)
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