
© AFP/Abdallah Aden
Angriffe auf Top-Leute der Islamisten: Endlose Kriege kann sich Israel nicht leisten
Zwei von der Hamas, einer von der Hisbollah. Israel will mit den Attacken auf seine Gegner Stärke zeigen. Aber ist es klug, dass der jüdische Staat mit aller Härte gegen seine Feinde vorgeht?

Stand:
Wundert es irgendjemanden? Israel hält Wort, so hart die Konsequenzen auch sein mögen, für die Gegner, für sich selbst. Eine ganz andere Frage bleibt, ob das klug ist.
Gleich zu Beginn des Krieges gegen die Hamas im vergangenen Oktober hatte der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant eine martialische Ankündigung in die Welt gesetzt. Die Verantwortlichen für das Massaker an 1200 Israelis, sagte er, würden gejagt und zur Strecke gebracht. Und zwar egal wo.
Zwei von der Hamas, einer von der Hisbollah: Zuerst der Militär-Chef der Hamas, Mohammed Deif, der wahrscheinlich seit einem gezielten Angriff der Israelis vor gut zwei Wochen tot ist.
Israel will Handlungsfähigkeit zeigen
Dann das Attentat in Teheran auf Ismail Hanija, Auslandsvertreter der Islamisten – und das kurze Zeit nach dem Schlag mitten in Beirut gegen die Nummer zwei der Schiiten-Miliz Hisbollah, Fuad Shukr.
Der soll für den Tod der spielenden Kinder auf den Golanhöhen verantwortlich sein. Israel will zeigen, wie handlungsfähig es noch ist. Abschreckung durch Dominanz: Die jüngste Attacke in der libanesischen Hauptstadt war extrem genau. Eine Rakete flog zwischen zwei Häusern hindurch, um ihr Ziel im oberen Stockwerk eines Hauses zu treffen.
Im Parterre sollen die Geschäfte sogar noch intakt sein. Harte „Antworten“ in enger Folge – sie sollen die Schmach vom Oktober tilgen, den Nimbus der „Unbesiegbaren“ neu beleben.
Immerhin wird das Massaker als eine Niederlage ungekannten Ausmaßes empfunden. Und es verbreitet sich der Eindruck, der Krieg gegen die Hamas und der Kampf um die Geiseln werde auch kein Erfolg, im Gegenteil. Die horrende Zahl der zivilen Todesopfer wird zur Pein. Auch in Israel. Zunehmend.
Ob da die in der teils rechtsextremen Regierung herumgeisternde Vorstellung von einem ganz großen Konflikt eine gute Idee ist? Den Rufen seiner Koalitionspartner darf Benjamin Netanjahu nicht nachgeben, wenn er wenigstens noch die Reste seines Rufs als einigermaßen verstandesgesteuerter Politiker retten will.
Große Rache kann ins große Verderben führen. Schier endlose Kriege an mehreren Fronten kann sich auch die schlagkräftigste Armee der Welt nicht leisten – die Israel nicht einmal mehr hat.
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