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Das Wetter ist frostig, ganz wie die Stimmung: Am Montag schneite es in New York, wo Autofahrer nun eine Stau-Maut zahlen müssen.

© Getty Images via AFP/Michael M. Santiago

Ärger über neue Maut in New York: „Wer will schon mit dem Zug fahren, wenn es schneit?“

Seit Sonntag hat New York eine City-Maut: Wer nach Manhattan fährt, muss neun Dollar zahlen. Mit dem Geld sollen Bus und Bahn saniert werden. Doch nicht alle sind begeistert.

Stand:

New York ist in Aufruhr – und überraschenderweise geht es weder um mögliche Super-Schneestürme noch um den bevorstehenden Wiedereinzug seines wohl bekanntesten Stadtbürgers Donald Trump ins Weiße Haus.

Seit Sonntag hat die Ostküstenmetropole eine Stau-Maut: Die Einfahrt nach Manhattan kostet nun 9 US-Dollar (8,70 Euro). Nur Geringverdienende sind davon befreit.

Die gebührenpflichtige Zone gilt, mit wenigen Ausnahmen, für den kompletten südlichen Teil von Manhattan bis hinauf zur 60th Street. Ziel ist, nicht nur den Verkehr, sondern auch die Luftverschmutzung zu verringern. Die Stadtverwaltung hofft auf Milliardeneinnahmen, um den maroden öffentlichen Nah- und Regionalverkehr zu sanieren.

Ein Schild an der 9th Avenue weist auf das neue Maut-Programm hin.

© REUTERS/MIKE SEGAR

Was sinnvoll klingt, ist nicht unumstritten: Eigentlich sollte die Gebühr schon im vergangenen Sommer eingeführt werden. Die New Yorker Gouverneurin Kathy Hochul hatte das Vorhaben damals wegen wirtschaftlicher Bedenken gestoppt; als Kompromiss wurden die Gebühren dann von 15 auf 9 Dollar pro Fahrt gesenkt.

Gegen das umstrittene Programm gab es Proteste und Klagen, darunter von Politikern, Taxifahrern und Anwohnern. Auch der Nachbarstaat New Jersey, wo viele Pendler leben, protestierte dagegen. Der künftige US-Präsident und New Yorker Immobilienmogul Donald Trump zählt ebenfalls zu den Maut-Gegnern.

New Yorks Stadtverwaltung will mit den eingenommenen Gebühren den öffentlichen Nahverkehr sanieren.

© REUTERS/ADAM GRAY

Wie also ist jetzt die Stimmung in der US-Metropole? Am Montag schickte die „New York Times“ eine Gruppe Reporter in die Rushhour, um über Stau und Stress auf den Straßen zu berichten.

Besonderes Pech hatte demnach Don Henry, 35, Taxifahrer: Sein erster Arbeitstag nach dem Weihnachtsurlaub fiel mit der Einführung der Maut zusammen. Ein Journalist erwischte ihn, als er von der 60th Street nach links in die First Avenue abbiegen wollte, aber von einer mit Mautkameras bestückten Schranke begrüßt wurde. „Gelbe Taxis sollten davon ausgenommen werden“, fordert er, denn die neue Stau-Maut werde dem Geschäft schaden.

Taxifahrer und Pendler sind verärgert: Das Auto gehörte bislang zu ihrem Alltag, der nun teurer wird.

© REUTERS/MIKE SEGAR

Sauer sind laut dem Bericht auch die Betreiber von New Yorks berühmten Foodtrucks: Shaka Abdull, der seit elf Jahren seinen Imbisswagen „Caribbean King“ betreibt, fürchtet weniger Kunden bei steigenden Kosten.

„Es ist wirklich viel zu viel, aber was bleibt uns übrig?“, sagte er den Reportern über die neue Maut. Abdull lebt in New Jersey und pendelt jeden Morgen nach Queens, wo sein Lastwagen geparkt ist, bevor er in Manhattan seinen Stand aufbaut. Am Ende des Tages macht er dieselbe Fahrt in umgekehrter Richtung – und muss somit mehrmals am Tag durch mautpflichtige Zonen fahren.

Die Einfahrt nach Manhattan kostet seit Sonntag neun US-Dollar.

© IMAGO/SOPA Images/IMAGO/Paul Weaver / SOPA Images

Der Start der Maut fiel mit frostigem Wetter und Schnee zusammen. Ein Wintermärchen? Nicht für Argenis Camacho. Der 40-Jährige pendelt täglich von seinem Haus in Midtown Manhattan nach New Jersey. „Aus diesem Grund habe ich mir ein Auto gekauft: Wer will schon mit dem Zug fahren, wenn es schneit?“, erzählte er. „New York will Leute bestrafen, die Auto fahren.“

Wer in New York freihat und nicht im Stau stehen muss, kann den Schnee genießen – zum Beispiel im Central Park.

© imago/Agencia EFE/IMAGO/Ángel Colmenares

Auch Ivan Ortiz, 43, eine Reinigungskraft aus Weehawken (New Jersey), ist gegen die Maut: Normalerweise habe er Familienmitglieder in Queens und Manhattan mit dem Auto besucht, nun müssten die eben zu ihm kommen. „Ich kann es mir nicht leisten, 20 Dollar und mehr für die Hin- und Rückfahrt zu bezahlen“, sagte er. Eine Ausnahme für die Überquerung des Hudson Rivers mache er aber weiterhin für sein NBA-Basketballteam: „Wenn ich meine Knicks-Spiele sehen muss, steige ich in den Bus oder in den Zug.“ Das Auto wolle er nicht mehr nehmen.

Immerhin: Einige wenige sehen auch positive Effekte der neuen Gebühren, wie Josh Castro, 28, Bauleiter aus Montclair (New Jersey). Normalerweise dauere seine Fahrt zur Arbeit durch den Lincoln Tunnel und durch die Stadt eine Stunde und 15 Minuten. „Heute habe ich 40 Minuten gebraucht.“

(mit dpa)

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