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Herzi Halevi hat seinen Rücktritt eingereicht.

© REUTERS/Amir Cohen

Armeechef Herzi Halevi tritt zurück: Was Israels oberster Soldat Premier Netanjahu voraus hat

Armeechef Herzi Halevi übernimmt die Verantwortung für das Versagen der Streitkräfte am 7. Oktober und gibt seinen Posten auf. Das nutzt vor allem einem: Benjamin Netanjahu.

Christian Böhme
Ein Kommentar von Christian Böhme

Stand:

Betreff: Ende meiner Amtszeit als 23. Stabschef der israelischen Streitkräfte. So nüchtern beginnt das Rücktrittsschreiben von Armeechef Herzi Halevi.

Der oberste Soldat des jüdischen Staats quittiert seinen Dienst zum 6. März und setzt damit ein längst überfälliges Zeichen – er übernimmt Verantwortung für die Versäumnisse des Militärs am 7. Oktober 2023.

Halevi macht also als ranghöchster Militär endlich das, was Premier Benjamin Netanjahu bis heute tunlichst vermeidet, ja, hochmütig von sich weist: Zugeben, dass er als führender Politiker versagt hat, als die Mörder der Hamas über Israel herfielen.

Eine ohnmächtige und unfähige Armee

Mehr als 40 Jahre habe er sich der Aufgabe verpflichtet gefühlt, die Sicherheit des Staates Israel zu gewährleisten, schreibt Halevi. Stolz sei er gewesen, Teil der Streitkräfte seines Landes zu sein.

Doch dann kam der 7. Oktober, jener „Schwarze Schabbat“, der Israel erschütterte, nachhaltig traumatisierte und die bis dahin von vielen Menschen verehrte Armee ebenso ohnmächtig wie unfähig aussehen ließ.

16.01.2025

Für Halevi bedeuteten die schrecklichen Geschehnisse an diesem Tag eine schwere Niederlage: „Meine Verantwortung für dieses schreckliche Versagen begleitet mich jeden Tag, jede Stunde und wird mich für den Rest meines Lebens begleiten.“ Aus dieser Erkenntnis zieht er jetzt persönliche Konsequenzen.

Ein zu später Schuldspruch in eigener Sache

Keine Frage: Dieser Schuldspruch in eigener Sache wirkt wohlfeil, weil er eigentlich unmittelbar nach dem Angriff der Hamas hätte erfolgen müssen.

Aber am 8. Oktober begann der Krieg gegen die Islamisten in Gaza – in einer solchen Situation wechselt man tunlichst nicht den Generalstabschef aus. Zumal Halevi sich mit Operationen im Küstenstreifen als früherer Leiter des Südkommandos gut auskannte.

Nicht immer auf einer Linie: Halevi (r.) und Premier Netanjahu

© IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/Amos Ben Gershom/Israel Gpo

Allerdings war das Verhältnis zwischen Netanjahu und Halevi immer ein schwieriges. Zu oft soll der Soldatenführer dem Regierungschef in Sachen Kriegsführung widersprochen haben. Auch die rechtsextremen Hardliner im Kabinett stellten Halevis Eignung mehrfach infrage.

Kam Halevi seiner Entlassung zuvor?

Erst am Montag hatte Finanzminister Bezalel Smotrich öffentlich gegen Halevi Stellung bezogen. Nötig sei an der Spitze der Armee einer, der verstehe, „dass die Eroberung des gesamten Gazastreifens seine Mission sei“.

Mit anderen Worten: Halevi kam womöglich seiner drohenden Entlassung zuvor – und sein Rücktritt Netanjahu zupass.

Nicht zuletzt, weil der Ministerpräsident von Anfang an die Verantwortung für den 7. Oktober auf die Armee und die Geheimdienste abwälzte. Von eigenem Versagen will er bis heute nichts wissen. Typisch Netanjahu: Schuld sind immer die anderen.

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