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Assads Foltergefängnis: Macht aus Syriens „Schlachthaus“ einen Mahn- und Erinnerungsort!
In Saidnaya wurden Abertausende gefoltert und getötet. Die noch lebenden Gefangenen sind jetzt aus Assads berüchtigtster Haftanstalt befreit worden. Die Verbrechen dürfen nicht in Vergessenheit geraten.

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Saidnayas Mauern bestehen aus Leid, Verzweiflung und Tod. Das Foltergefängnis steht wie kaum ein anderer Ort für die monströsen Verbrechen des Regimes von Baschar al-Assad. Die Syrer nennen es bis heute das „Schlachthaus“ für Menschen.
Saidnaya – ein großer Gebäudekomplex nördlich von Damaskus – existierte schon zu Zeiten der Herrschaft Hafez al-Assads, Vater des jetzt gestürzten Diktators, der 1970 an die Macht kam.
Doch unter seinem Sohn Baschar wurde Saidnaya spätestens 2011, mit dem Beginn des Aufstands gegen seine Despotie, zu einem regelrechten Todeslager. Nun stellt sich die Frage: Wie soll mit diesem mörderischen Erbe umgegangen werden?
Mörderischer Alltag hinter den Mauern
In Saidnaya gehörten Folter, Hunger, sexualisierte Gewalt und Massenhinrichtungen zum mörderischen Alltag. Es soll dort sogar ein Krematorium gegeben haben.
Wer hinter den Mauern verschwand, tauchte in der Regel nie wieder auf. Bis heute wissen Angehörige und Freunde zumeist nicht, was aus den Opfern geworden ist. Die Unliebsamen verschwanden einfach – verschleppt von Polizei, Militär oder Geheimdiensten.
Die Mörder müssen zur Rechenschaft gezogen werden
Nach der Befreiung dieses Gefängnisses und anderer Haftanstalten als Folge von Assads Sturz ist allerdings klar: Die Schergen in staatlichem Auftrag haben die meisten Gegner des Machthabers getötet. Nur wenige Gefangene haben ihr oft jahrelanges Martyrium lebend überstanden.

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Noch geht es in erster Linie darum, sich zu freuen, weil längst Totgeglaubte zu ihren Familien zurückkehren. Oder zu trauern, weil sich jede Hoffnung zerschlagen hat. Auch müssen Mörder ebenso wie Folterknechte und Wärter ausfindig gemacht und vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden. Sie dürfen nicht davonkommen.
Doch wie soll auf längere Sicht verhindert werden, dass die Erinnerung an die Schrecken der Gewaltherrschaft verblasst? Dass in der Aufbruchstimmung mit all ihren Herausforderungen untergeht, welche Verbrechen begangen wurden. Saidnaya könnte dabei dienlich sein – als Ort der Mahnung, der Trauer und des Erinnerns.
Das Gefängnis wäre dann sogar noch zu etwas Nutze. Als Stätte, die das Grauen dokumentiert. Die Staatengemeinschaft im Allgemeinen und Europa einschließlich Deutschlands im Besonderen könnten dabei helfen, ein solches Projekt umzusetzen. Vorausgesetzt, die Syrer wollen dies.
Denn die Weltöffentlichkeit war es, die in den Jahren des syrischen Bürgerkrieges Assads Gefängnissystem und Mordmaschinerie viel zu wenig Beachtung schenkte. Dies zu ändern, wäre nach dem kläglichen Versagen und Wegschauen zumindest eine kleine Geste.
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