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Der Tatort am Bondi Beach in Sydney ist wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

© dpa/Dan Himbrechts

Australien räumt Versäumnisse ein: Tatort am Bondi Beach größtenteils wieder für die Öffentlichkeit freigegeben

Die Tatort-Absperrungen in Sydney sind entfernt, der australische Premier will zukünftig mehr gegen Antisemitismus tun. Derweil ist der getötete Holocaust-Überlebende beigesetzt worden.

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Vier Tage nach dem verheerenden Anschlag auf ein jüdisches Fest am Bondi Beach in Sydney ist der Tatort größtenteils wieder für die Öffentlichkeit freigegeben worden. So wurde unter anderem die Fußgängerbrücke wiedereröffnet, von der aus die Terroristen am Sonntag bei einem der schwersten Gewaltverbrechen in der Geschichte des Landes ihre Opfer erschossen hatten.

Der Bondi Beach in Sydney ist der berühmteste Strand in ganz Australien und bei einheimischen Surfern wie Touristen gleichermaßen beliebt. Dass er nun wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, markiert auch einen symbolischen Schritt in Richtung Rückkehr zur Normalität.

Der australische Regierungschef Anthony Albanese räumte derweil Versäumnisse im Kampf gegen Antisemitismus ein. „Jeder in dieser Position würde bedauern, nicht mehr getan zu haben“, sagte Albanese vor dem Parlament in Canberra. Nun müsse man in die Zukunft schauen und handeln. 

Albanese kündigte schärfere Gesetze gegen Hassprediger und Hetze verschiedenster Art an. Auch was das Aufenthaltsrecht angehe, werde man härter gegen all jene vorgehen, die „Hass und Spaltung“ verbreiten, sagte der Premierminister.

Innerhalb der jüdischen Gemeinde in Australien, seitens der Opposition und auch aus dem Ausland gab es teils scharfe Kritik an Albanese. So wurde ihm vorgeworfen, im Zuge des zunehmenden Antisemitismus im Land nicht genug für den Schutz von Juden getan zu haben. Israels rechtskonservativer Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beschuldigte Albanese, mit seiner Nahostpolitik „Öl ins antisemitische Feuer“ gegossen zu haben. Im September hatte Australien Palästina formell als Staat anerkannt – so wie die weitaus meisten der 193 UN-Mitgliedstaaten.

Holocaust-Überlebender Kleytman beigesetzt

Einer der beim Terroranschlag getöteten, der Holocaust-Überlebende Alex Kleytman, wurde mittlerweile in Sydney beerdigt. Kleytman war eines der 15 Todesopfer und fand am Donnerstag auf dem jüdischen Friedhof Chevra Kadisha seine letzte Ruhe. Er wurde 87 Jahre alt.

Kleytman war nach Medienberichten 1938 im ukrainischen Odessa geboren worden, wo er die Schrecken des Holocausts und den Zweiten Weltkrieg überlebte. 1992 emigrierte er mit seiner Familie nach Sydney, wo er als Bauingenieur arbeitete und sich stark für die Erinnerung an den von den Nationalsozialisten organisierten Massenmord an Juden einsetzte. 

Seine Frau Larissa, mit der Kleytman knapp 60 Jahre verheiratet war, berichtete, ihr Mann sei beim Versuch gestorben, sie vor den Schüssen der Terroristen zu schützen. Kleytman hinterlässt zwei Kinder und elf Enkelkinder, die am Sonntag laut Berichten allesamt beim jüdischen Lichterfest Chanukka in Bondi Beach anwesend waren, als die Attentäter zuschlugen. 

Bei dem Anschlag am Sonntag hatten zwei Attentäter während des jüdischen Lichterfests Chanukka das Feuer auf die Menschenmenge am Strand eröffnet. Sie töteten 15 Menschen, Dutzende wurden verletzt. 17 von ihnen werden weiterhin im Krankenhaus behandelt, fünf Patienten befinden sich in kritischem Zustand.

Bei den Attentätern handelte es sich um einen 50 Jahre alten Mann und seinen 24-jährigen Sohn. Der Vater wurde von Sicherheitskräften am Tatort erschossen, sein Sohn Naveed Akram festgenommen und mit lebensgefährlichen Schusswunden ins Krankenhaus gebracht. Nachdem er aus dem Koma erwachte, wurde Akram wegen 15-fachen Mordes angeklagt. Er soll seit Langem Verbindungen zu Mitgliedern eines australischen Netzwerks von Unterstützern der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehabt haben. (dpa, Tsp)

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