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Jetzt doch Parteichef der Sozialdemokraten: Andreas Babler.

© IMAGO/Alex Halada

Auszählungspanne bei SPÖ: Österreichs Sozialdemokraten kürten falschen Kandidaten zum neuen Chef

Andreas Babler landete bei der Abstimmung zum Parteivorsitz auf dem zweiten Platz – dachten alle. Doch dann die Korrektur: Er ist Erster. Grund für die Verwirrung war ein technischer Fehler.

Als Andreas Babler am Samstag ans Pult tritt, verlassen die ersten Genossen den Saal. Als wäre die Abstimmung um den Parteivorsitz der österreichischen Sozialdemokraten in Linz schon gelaufen. Burgenlands Regierungschef Hans Peter Doskozil gilt als Favorit, hat er doch viele Landeshäuptlinge hinter sich – am Ende des Tages steht auf der Videoleinwand: 53 Prozent für Doskozil, 46 Prozent für Babler.

Damit schien der Führungskampf beendet. Montagnachmittag beruft die SPÖ dann eilig eine Pressekonferenz ein und verkündet: Babler ist der Sieger. Die Ergebnisse wurden verwechselt. Rumms. Die Welt der Genossen steht kurzzeitig Kopf.

Bei der Auszählung seien die Stimmen vertauscht worden, sagte Michaela Grubesa, Leiterin der Wahlkommission. Der Fehler sei bei der Übertragung in eine Excel-Tabelle passiert und erst am Montag zufällig bei einer Neuauszählung entdeckt worden.

„Das ist heute bis zu einem gewissen Punkt ein Tiefpunkt für die österreichische Sozialdemokratie“, kommentierte der unterlegene Zweite Hans Peter Doskozil.

Babler, der „linke Rebell“

Der „linke Rebell“ Andreas Babler hat es geschafft – ohne Parteiapparat im Rücken. Die Unterstützer von „Andi“ sind in der sozialistischen Jugend, Gewerkschaft, Arbeiterkammer und Kulturszene zu finden.

Schriftsteller Robert Menasse trat seinetwegen und der damit verbundenen Dynamik wieder in die Partei ein. Von Dynamik spricht auch Babler am Parteitag – im breiten Dialekt.

Er sei einer, der vereinen kann, sagt er mit Blick auf die internen Grabenkämpfe. Der Sohn einer Arbeiterfamilie spricht sich für einen gesetzlichen Mindestlohn, Arbeitszeitverkürzung, Vermögenssteuern und bessere Rahmenbedingungen zur Arbeitsmigration aus.

Nicht wenige bei der SPÖ sind für einen restriktiven Migrationskurs, um von der rechten FPÖ Wähler zurückzuholen. Andere wie der mächtige Sozialdemokrat und Bürgermeister von Wien, Michael Ludwig, verfolgen einen pragmatischen Kurs. Ludwig richtete Doskozil vor dem Parteitag noch in einem Interview aus, dass es nicht sinnvoll ist, „der FPÖ nachzuhecheln“.

Auch Babler sieht das so. „Solange die SPÖ Sozialpolitik macht, gewinnt sie. Wenn über illegale Migration und Balkanrouten gesprochen wird, spielt das der FPÖ in die Hand.“ Den Zorn auf jene zu lenken, „die mit dem Plastiksackerl kommen, wird es bei uns nicht geben“, sagt er.

Für Aussagen wie diese hat er viele Fans, anderen wiederum gilt er als „zu links“ und nicht „kanzlertauglich“. Mit seiner Einschätzung der EU („Schlimmer als die Nato“) setzte er sich in die Nesseln. Medial um die Ohren flog ihm auch der Satz, er sei „Marxist“, den er später relativierte. 

Um seine Chancen macht er sich keine Sorgen. Für sein Programm werde er oft als Träumer bezeichnet, setzt er in seiner Rede fort. Doch Träumer sei nur ein anderes Wort für Sozialdemokraten, sagt Babler und verweist auf Erfolge wie den Gemeindebau. Ein Traum dürfte sich für ihn schon jetzt erfüllt haben – plötzlich Parteichef. 

Am Montag gab er sich allerdings weniger triumphierend. Er wolle die Wahlkommission ersuchen, die Stimmen noch einmal zu überprüfen – ein Prozess, der schon im Gange sei. Man sei an einem Punkt, an dem keine Fragezeichen mehr bleiben dürften.

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