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Nach dem Abschuss: Die Überreste des vor der Küste South Carolinas vom Himmel geholten Ballons.

© dpa/AP/Chad Fish

Ballon-Krise zwischen den USA und China: Wer nicht redet, riskiert die Eskalation

Selbst im Kalten Krieg wurden Gesprächskanäle offengehalten. Die Aufregung um mutmaßliche Spionageballons zeigt, wie wichtig das auch im Verhältnis zwischen den USA und China ist.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Die Ballon-Episode zeigt eines noch einmal glasklar: Wenn es nicht gelingt, auch in einem angespannten bilateralen Verhältnis Gesprächskanäle offenzuhalten, ist die Gefahr von Missverständnissen und einer gefährlichen Eskalation sehr groß.

Darum ist es eine gute Nachricht, dass US-Präsident Joe Biden plant, bald mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping zu sprechen. Man muss nicht befreundet sein, um das Gespräch mit der anderen Seite zu suchen. Je mehr man sich kennt, desto besser lässt sich einschätzen, wozu der andere bereit ist.

Wichtig ist aber auch, dass Regierungen ihre Bevölkerung informieren und über Risiken und Fehler aufklären. Am Donnerstag nahm der US-Präsident erstmals ausführlich Stellung zu den vier abgeschossenen Flugobjekten.

Demnach gehen die USA weiter davon aus, dass das erste, über dem Atlantik abgeschossene Objekt ein chinesischer Spionageballon war. Die anderen drei mysteriösen Flugkörper waren dagegen offenbar nur zu Forschungszwecken unterwegs gewesen und wurden als reine Vorsichtsmaßnahme vom Himmel geholt.

Einen Grund, sich dafür zu entschuldigen, sieht Biden nicht. Denn China habe die Souveränität der Vereinigten Staaten verletzt, sagte er. Das sei nicht hinnehmbar. Aber einen neuen Kalten Krieg, so betonte er erneut, dürfe es nicht geben.

Nach der Rede verdeutlichte Biden, wie sehr er auf das persönliche Verhältnis in der Politik setzt: „Ich glaube, das Letzte, was Xi will, ist, die Beziehungen mit den Vereinigten Staaten und mir vollständig zu zerstören“, sagte er dem TV-Sender NBC News.

In Washington dominieren die China-Falken, die einen härteren Kurs gegen das immer dreister vorgehende Regime in Peking fordern – und das sowohl bei Demokraten als auch bei Republikanern. Das setzt Biden kräftig unter Druck.

Dass US-Außenminister Antony Blinken aufgrund der Ballonkrise seine Reise nach Peking absagte, war angesichts der anfänglichen großen Verunsicherung wohl folgerichtig. Aber nachdem sich der Nebel etwas gelichtet hat, wäre ein Treffen Blinkens mit Chinas Chefdiplomaten Wang Yi bei der Münchener Sicherheitskonferenz keine schlechte Idee.

Denn zu der großen Aufregung hat nach Informationen von US-Medien wohl auch beigetragen, dass China sich lange weigerte, auf amerikanische Gesprächsangebote einzugehen. Die Regierung in Washington tat sich schwer, klarzumachen, was da gerade passierte. Wo aber keine Kommunikation stattfindet, blühen die Spekulationen.

Spionage findet auf beiden Seiten statt. Das ist ein offenes Geheimnis. Auch Spähballons sind keine Erfindung der Volksrepublik China. Aber selbst auf dem Höhepunkt des letzten Kalten Krieges blieben die Gesprächskanäle offen. Nur so lassen sich potenziell hoch gefährliche Missverständnisse vermeiden.

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