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Verlorene Schuhe nach der Massenpanik in Sanaa.

© REUTERS/AL MASIRAH TV

Bei Wohltätigkeitsaktion in Sanaa: Dutzende Menschen sterben nach Massenpanik im Jemen

Als in einer Schule Spenden ausgegeben werden, gibt es offenbar Schüsse und eine Explosion. Es kommt es zu einem tödlichen Gedränge. Die Huthi-Rebellen sprechen von mindestens 85 Toten.

Bei einem Massengedränge im Jemen sind nach Angaben der Huthi-Rebellen mindestens 85 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens weitere 322 Menschen seien bei dem Tumult in der Hauptstadt Sanaa verletzt worden, teilte am Donnerstagmorgen ein Mitarbeiter des Sicherheitsapparats der Rebellen mit.

Unter den Toten seien Frauen und Kinder. Den Huthis zufolge war es während einer Wohltätigkeitsaktion mit der Verteilung von Spenden am späten Abend zu dem tödlichen Gedränge in einem Schulgebäude gekommen.

Ein Sprecher des dortigen Innenministeriums erklärte der von den Huthis betriebenen Nachrichtenagentur Saba zufolge, einige Händler hätten ohne vorherige Koordinierung „willkürlich“ Geldspenden verteilt. Daraufhin sei Panik ausgebrochen.

Die Hilfsaktion in der Schule hatte wenige Tage vor dem islamischen Aid-al-Fitr-Fest stattgefunden, welches das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert.

Augenzeugen beschrieben der Nachrichtenseite „Al-Masdar“, wie zeitweise Schüsse zu hören waren. Diese sowie eine Explosion nach einem Kurzschluss soll die Panik gesteigert und schließlich zum Gedränge geführt haben.

Fassungslosigkeit nach dem Massengedränge in einem Schulgebäude.
Fassungslosigkeit nach dem Massengedränge in einem Schulgebäude.

© REUTERS/KHALED ABDULLAH

Bislang drei Festnahmen

In Videos, die die Szenen nach dem Vorfall zeigen sollen, lagen zahlreiche Leichen aufgereiht am Boden. In einem Video war zu sehen, wie Dutzende Menschen sich unter lauten Schreien auf engstem Raum drängen, einige scheinen in der Masse dabei buchstäblich unterzugehen.

Der Vorsitzende des Hohen Politischen Rats, Mahdi al-Maschat, forderte eine Aufklärung des Vorfalls. Ein dafür bestimmter Ausschuss traf laut einem Saba-Bericht noch am Abend am Ort des Vorfalls ein.

Nach Angaben der Rebellen wurden drei Menschen im Zusammenhang mit dem Vorfall festgenommen. Zwei mutmaßlich verantwortliche Händler wurden festgenommen. Das Huthi-Innenministerium beschuldigte sie, das Geld ohne Koordinierung mit dem Ministerium verteilt zu haben.

Weltweit schlimmste humanitäre Krise

Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel. Die schiitischen Huthi-Rebellen haben dort in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile des Nordjemens eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa.

Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt. Saudi-Arabien kämpft seit 2015 mit Verbündeten an Seite der Regierung im Land gegen die Huthis.

Seit dem vergangenen Jahr hatte es allerdings Annäherungen zwischen den Kriegsparteien gegeben. Die Kämpfe ebbten deutlich ab, nachdem ein sechsmonatiger Waffenstillstand ausgehandelt worden war.

Die Vereinbarung lief zwar im Oktober aber aus und wurde nicht formell verlängert. Dennoch wird sie nach wie vor weitgehend eingehalten.

Die Hoffnungen auf weitere Deeskalation wurden in den vergangenen Tagen dadurch befördert, dass die saudiarabische Regierung und die Huthi-Rebellen mit dem Austausch hunderter Gefangener begonnen hatten.

Im Jemen spielt sich vor allem bedingt durch die Folgen des Bürgerkriegs eine der schwersten humanitären Katastrophen weltweit ab. Mehr als 21,7 Millionen Menschen - zwei Drittel der Bevölkerung - sind nach UN-Angaben in diesem Jahr auf humanitäre Hilfe angewiesen. (dpa, AFP)

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