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Der derzeitige Plan sieht Platz für 1350 sitzende Gäste im neuen Ballsaal vor.

© Imago Images (2), Montage: Tagesspiegel

Bis 2029 soll sein Ballsaal am Weißen Haus stehen: Trump will sich offenbar nicht von Bauvorschriften aufhalten lassen

US-Präsident Trump ist offenbar sehr involviert in den Bau seines Ballsaales. Er soll selbst Verträge ausgehandelt haben und es mit den Vorschriften nicht so genau nehmen.

Stand:

Der East Wing liegt in Schutt und Asche: Das zweistöckige Gebäude, das unter anderem die Büros der First Lady beherbergte, musste weichen, um Donald Trumps Pläne für einen Ballsaal auf dem Gelände des Weißen Hauses in Washington zu verwirklichen – und sein Einfluss auf die Bauarbeiten wird offenbar immer größer.

„Wir haben mit einem viel kleineren Gebäude angefangen, aber dann wurde mir klar: Wir haben das Grundstück, also machen wir es richtig“, sagte der US-Präsident kürzlich vor Spendern während einer Veranstaltung zur Finanzierung des Ballsaalprojekts, wie die „New York Times“ berichtet. Also soll ein größeres Gebäude gebaut werden, „das wirklich für jede beliebige Veranstaltung genutzt werden kann“.

Der ursprüngliche Plan habe einen Ballsaal mit 500 Sitzplätzen vorgesehen – und den Erhalt des East Wings, heißt es in dem Bericht, in dem sich die Zeitung auf Personen bezieht, die mit den Planungen betraut sind. Die Anforderungen an die neuen Räumlichkeiten veränderten sich demnach mehrfach: zunächst auf 650 Sitzplätze und dann auf 999.

US-Präsident Donald Trump hält ein Bild einer Darstellung des neuen Ballsaals des Weißen Hauses in der Hand (Archivbild).

© REUTERS/Kevin Lamarque

Der derzeitige Plan soll Platz für 1350 sitzende Gäste bieten – und mit einer Größe von mehr als 8000 Quadratmetern sogar mehrere Tausend Personen beherbergen können, etwa für Veranstaltungen wie Amtseinführungen von US-Präsidenten, berichtete der „Guardian“ Anfang November.

Der Ballsaal in Trumps Anwesen Mar-a-Lago (Symbolbild)

© IMAGO/ZUMA Press Wire/Palm Beach Post/Damon Higgins

Der Ballsaal für das Weiße Haus ist ein lange gehegter Wunsch Trumps: Bereits während der Amtszeit von Barack Obama hatte er der damaligen Regierung vorgeschlagen, eine Version des Ballsaals auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida für den Regierungssitz in Washington zu bauen, berichtete damals unter anderem ABC News. Kostenpunkt: 100 Millionen Dollar (etwa 86 Millionen Euro).

Obama-Regierung zog Ballsaal-Vorschlag „nicht in Betracht“

Doch die Obama-Regierung hätte das Ballsaal-Angebot „überhaupt nicht ernsthaft in Betracht gezogen“, zitierte ABC News den damaligen Pressesprecher des Weißen Hauses Josh Earnest. Dieser scherzte: „Ich bin mir nicht sicher, ob es angemessen wäre, ein glänzendes, goldenes Trump-Logo an irgendeiner Stelle des Weißen Hauses anzubringen.“ Eine Kränkung, die Trump bis heute in Erinnerung geblieben sei, berichtet die „New York Times“.

Mittlerweile werden die Baukosten für den Ballsaal auf 300 Millionen Dollar (etwa 258 Millionen Euro) geschätzt. Ursprünglich waren 200 Millionen Dollar veranschlagt. Kosten, für die die Steuerzahler nicht aufkommen sollen, wie Trump versprach. Vielmehr seien bislang schon 350 Millionen Dollar an Spenden – unter anderem von großen Techkonzernen – für das Projekt eingesammelt worden.

Durch diese Art der Finanzierung werde der US-Kongress umgangen und könne keinen Einfluss nehmen, schreibt die Zeitung. Und auch die National Capital Planning Commission, die eigentlich die Pläne für das Projekt prüfen soll, dürfte Trump nicht im Weg stehen. Er hat seinen ehemaligen persönlichen Anwalt zum Vorsitzenden der Kommission ernannt. Dieser habe erklärt, dass eine Prüfung des East-Wing-Abrisses durch die Behörde nicht notwendig war, heißt es in dem Bericht.

Ein Bagger steht auf den Trümmern, nachdem der East Wing des Weißen Hauses abgerissen wurde (Archivbild).

© Getty Images/ALEX WONG

Ende Oktober feuerte Trump zudem den gesamten Vorstand der Commission of Fine Arts. Die Kommission ist eine unabhängige Bundesbehörde, die vom US-Kongress gegründet wurde, und den Präsidenten in Fragen der Stadtplanung und Denkmalpflege beraten soll. „‚Du bist der Präsident der Vereinigten Staaten, du kannst tun, was du willst‘“, soll Trump der „New York Times“ zufolge gesagt haben.

Architekt soll sich zurückgezogen haben

Auch an Genehmigungs- und Bauvorschriften beabsichtigt Trump sich offenbar nicht zu halten, wie die „New York Times“ unter Berufung auf drei Personen berichtet, die mit seinen Äußerungen vertraut sind. Offenbar entgegen dem Willen der an dem Bau beteiligten Unternehmen. Der Architekt soll sich nach Unstimmigkeiten mit Trump bereits in den vergangenen Wochen von der täglichen Arbeit an dem Projekt zurückgezogen haben.

Trump scheint das Bauprojekt immer weiter an sich zu ziehen: Schon die beteiligten Unternehmen soll der US-Präsident persönlich ausgewählt und dabei auf das übliche Ausschreibungsverfahren verzichtet haben, hat die Zeitung aus informierten Kreisen erfahren. Trump habe sich zudem um Vertragsdetails und die Höhe der Vergütung gekümmert. Der „New York Times“ zufolge will Trump die Kosten für den Abriss des East Wings von 3,2 auf zwei Millionen Dollar gedrückt haben.

Eine Satellitenaufnahme zeigt das Weiße Haus nach dem Abriss des East Wings.

© 2025 Planet Labs PBC via REUTERS

Trotz der enormen Kosten und Ausmaße des Bauprojektes soll der neue Ballsaal nicht „alles andere in den Schatten stellen“, reagierte Trump im Oktober auf Kritik. Ob ihm das gelingt, ist anlässlich verschiedener Modelle des neuen Ballsaales fraglich. „Dieser neue Ballsaal, der gerade gebaut wird, ist gigantisch und wird leider eine gewisse Dominanz ausüben“, zitiert die Zeitung den emeritierten Professor für Architekturgeschichte an der University of Virginia, Richard Guy Wilson.

US-Präsident Donald Trump hält ein Modell des Ballsaals des Weißen Hauses in den Händen (Archivbild).

© IMAGO/Pool via CNP/Aaron Schwartz

Modelle des neuen Ballsaales sehen hohe Decken und große Fenster vor. Gäste und der Präsident sollen mit den neuesten Sicherheitsvorkehrungen – unter anderem kugelsicherem Glas – geschützt werden, beschreibt die „New York Times“ die Pläne. Zudem sollen sie auf goldfarbenen Möbeln Platz nehmen können. Eine Farbe, die mit Trumps zweiter Amtszeit an vielen Stellen des Weißen Hauses Einzug erhielt.

Das Gebäude soll zudem auf zwei Seiten eine erhöhte Terrasse erhalten. Eine große Freitreppe führt von dort zum South Lawn des Weißen Hauses. Die neuen Büros der First Lady sollen demnach im Erdgeschoss sein.

Für den Zeitplan der Baustelle hat Trump klare Vorstellungen: Der Ballsaal soll bis 2029 stehen, schreibt die „New York Times“. Am 20. Januar 2029 endet dann seine Amtszeit voraussichtlich.

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