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Colton McCormick, ein Anhänger von Trump, vor Trumps Anwesen in Mar-a-Lago.

© dpa/AP/Lynne Sladky

Blaues Amerika, rotes Amerika: Trumps entscheidende Richter sind die Wähler

Feindesland New York, Freundesland Florida: Der Tag, an dem sich erstmals ein US-Präsident einem Strafverfahren stellen muss, zeigt exemplarisch, wie zerrissen die USA sind.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Donald Trump hat gute Gründe, warum er seinen Wohnsitz von New York nach Südflorida verlegt hat. An dem historischen Tag, an dem erstmals ein US-Präsident einer Straftat angeklagt wurde, konnten Millionen Menschen binnen weniger Stunden sehen, wie gespalten die USA sind.

New York, wo Trump am Nachmittag vor Gericht erscheinen musste und die Anklage gegen ihn verlesen wurde, steht für das „blaue Amerika“. Feindesland für ihn. Blau ist die Farbe der Demokraten.

Von machtvollen Solidaritätsdemonstrationen für ihn vor dem Gerichtsgebäude in Manhattan, die manche erwartet hatten, war nichts zu sehen. Es waren um ein Vielfaches mehr Journalisten und Polizisten zugegen als Trump-Fans.

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Die „Pressekonferenz“ als Gegen-Tribunal

In Mar-a-Lago, Trumps Residenz im Süden, am Abend die umgekehrten Bilder. Dort ist Trump in Freundesland.

Ganz bewusst hatte er auf öffentliche Plädoyers in New York verzichtet, hatte es im Gerichtssaal bei einem knappen „Nicht schuldig“ belassen und war rasch ins „rote Amerika“ zurückgeflogen.

Die angebliche Pressekonferenz machte er unter lautem Jubel seiner Anhänger zu einem Gegen-Tribunal.

Dort saß „das System“ auf der Anklagebank – genauer: die Teile von Exekutive und Justiz, in denen die Demokraten das Sagen haben. Millionen Bürger hatten die Übertragung eingeschaltet, vor allem die aus dem „roten Amerika“.

Dieser Kontrast der Milieus, der in Manhattan und Südflorida zu besichtigen war, spiegelt die Zerrissenheit des Landes. In Metropolen wie New York dominieren die „blauen“ Demokraten, in der Fläche außerhalb der Großstädte die „roten“ Republikaner.

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Ob Trump ein zweites Mal Präsident wird, entscheidet sich nicht in den strafrechtlichen Untersuchungen, denen er sich in den kommenden Monaten stellen muss.

Die Anklage in New York wegen betrügerischer Buchhaltung und Zweckentfremdung von Wahlkampfmitteln als Schweigegeld, damit seine außerehelichen Affären nicht ans Licht kommen, ist im Übrigen das schwächste Verfahren. Andere Vorwürfe sind von schwererem Kaliber.

Die Richter, auf die es ankommt, sitzen nicht in Justizgebäuden. Entscheidend sind die Wähler. Strafprozesse mögen helfen, das wahre Gesicht des Volkstribuns zu zeigen. Sie können aber auch kontraproduktiv wirken. Erstens, falls sie zu keiner Verurteilung führen. Zweitens, weil sie Trump helfen, sich als verfolgte Unschuld darzustellen.

Donald Trump muss in Wahlen besiegt werden. Mit den Mitteln und Argumenten einer demokratischen, offenen Gesellschaft.

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