
© REUTERS/Amir Cohen
Chaos bei Hilfslieferungen: Hamas geht offenbar gegen Plünderer vor
Im Gazastreifen werden oft Hilfskonvois überfallen. Wer dahintersteckt, ist unklar. Augenzeugenberichten zufolge gehen nun Hamas-Kämpfer gegen Plünderer vor. Die israelische Armee lässt sie gewähren.
Stand:
Bewaffnete der islamistischen Hamas im Gazastreifen sind Augenzeugenberichten zufolge massiv gegen Plünderer von Hilfskonvois vorgegangen. Bei der Aktion rund um die Städte Chan Junis und Rafah im Süden des Küstenstreifens habe es Tote und Verletzte gegeben, berichtete ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur nach telefonischem Kontakt mit Informanten vor Ort.
Auch das von der Hamas kontrollierte Innenministerium bestätigte die Aktion. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Sicherheitskräfte hätten mindestens 20 Menschen bei der Plünderung von Hilfsgütern getötet, berichtet indessen die Nachrichtenagentur AFP. Die Sicherheitskräfte seien gemeinsam mit Mitgliedern örtlicher Familienclans gegen die „Bandenmitglieder“ vorgegangen, erklärte die Behörde am Montag der Agentur zufolge.
Das Hamas-Ministerium erklärte, der Einsatz sei „nicht der letzte“ und markiere den „Anfang einer breit angelegten Sicherheitskampagne“, die sich gegen jeden richte, der „an der Plünderung von Hilfsgüter-Lastwagen beteiligt ist“.
Die israelische Armee, die seit mehr als einem Jahr gegen die Hamas kämpft, habe nicht eingegriffen. Bewohner der beiden Städte hätten überrascht registriert, dass bewaffnete Hamas-Kämpfer auf Motorrädern unbehelligt von der israelischen Armee durch die Straßen fahren konnten.
UN verliert 98 von 109 Lastwagen bei Hilfslieferung
Zuvor hatte der Chef des Palästinenserhilfswerks (UNRWA) der Vereinten Nationen, Philippe Lazzarini, berichtet, ein großer Konvoi aus mehr als 100 Lastwagen mit Hilfslieferungen sei am Samstag geplündert worden.
Dabei seien von 109 Lastwagen 98 verloren gegangen, sagt eine Vertreterin des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) der Nachrichtenagentur Reuters. Der Vorfall habe sich am Samstag ereignet.
Der Konvoi habe Lebensmittel des UNRWA und des Welternährungsprogramms (WFP) transportiert. Er habe auf israelische Anweisung hin kurzfristig eine unbekannte Route vom Grenzübergang Kerem Schalom aus nehmen müssen.
Dieser Vorfall zeige, wie schwierig es sei, Hilfsgüter in den südlichen und zentralen Gazastreifen zu bringen, sagt die UNRWA-Vertreterin. (dpa/Reuters/AFP)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: