zum Hauptinhalt
Mitglieder der muslimischen uigurischen Minderheit.

© AFP/OZAN KOSE

Cyberattacken und Drohmails: China späht offenbar Uiguren in Deutschland mit Schadsoftware aus

In Deutschland lebende Uiguren sind einem Bericht zufolge Ziel von chinesischen Cyberattacken. Experten sehen darin eine gezielte Strategie zur Unterdrückung von Regimekritikern im Ausland.

Stand:

China hat offenbar in Deutschland lebende Uiguren im Visier. Laut einer gemeinsamen Recherche von „Spiegel“ und „ZDF“ erhalten Betroffene zunehmend E-Mails, hinter denen sich ein sogenannter Staatstrojaner aus China verbirgt. Experten sehen in den Angriffen einen Teil einer gezielten Strategie zur Unterdrückung von Kritikern des chinesischen Regimes im Ausland.

Mitglieder der ethnischen Minderheit werden den Recherchen zufolge via Mail aufgefordert, ein angebliches Textprogramm in uigurischer Sprache zu testen. Dabei laden sie sich aber ein Programm auf ihren Rechner, das sie ausspäht: Sicherheitseinstellungen werden deaktiviert, IP-Adressen erfasst und lokale Daten an den Angreifer übermittelt.

Betroffene, darunter auch Zumretay Arkin, Vizepräsidentin des Weltkongresses der Uiguren (WUC) und eine bekannte Kritikerin Chinas, erhielten zudem Mails mit Morddrohungen, Falschbeschuldigungen und erzwungenen Rückreisen nach China.

Arkin, die in München lebt, wo auch der Weltkongress seinen Sitz hat, bekam per Mail ein Bild zugeschickt, auf dem sechs bunt gefärbte Sturmgewehre zu sehen sind. Dazu die Botschaft: „Jeder von euch sucht sich seine Lieblingsfarbe aus“. Es folgte ein weiteres Foto, das den Eingang eines Hotels in Sarajevo zeigte, wo sie und andere Uiguren zu dem Zeitpunkt gerade eingemietet waren. Sie hatten Ende Oktober 2024 die WUC-Delegiertenversammlung besucht.

Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass der chinesische Staat in der Lage ist, „jeden überall auf der Welt rechtswidrig verhaften zu lassen“, schreibt der „Spiegel“.

Das kanadische Forschungsinstitut Citizen Lab von der Universität Toronto bestätigte gegenüber dem „Spiegel“, dass die beobachteten Vorgehensweisen und Techniken mit bekannten Angriffsmustern chinesischer Hackergruppen übereinstimmen.

Schon Anfang April hatten deutsche, US-amerikanische, britische, kanadische und australische Behörden vor gezielten Angriffen aus China gewarnt: Es hieß, Betroffene sollen über manipulierte Messenger-Apps zur Installation von Schadsoftware verleitet werden. Sie würden dazu dienen, chinesische Minderheiten im Ausland sowie politische Dissidenten auszuspionieren. Auch Tibeter sowie Menschen aus Hongkong und Taiwan seien im Visier von Peking. (Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })