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Darunter auch vier Kinder: Mehrere Tote und Verletzte nach massiven Luftangriffen auf Kiew
Nach Angaben aus Kiew sollen bei den Angriffen mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen sein. Auch ein Gebäude der EU-Vertretung sei getroffen und beschädigt worden.
Stand:
Bei einem großangelegten russischen Angriff auf Kiew sind am Donnerstag nach ukrainischen Angaben mindestens 18 Menschen getötet worden, darunter vier Kinder. Zudem seien Dutzende Menschen verletzt worden, teilten die Behörden mit.
In sieben Stadtteilen seien Wohn- und andere Gebäude beschädigt worden. Einschläge habe es an mindestens 13 Orten im Land gegeben, zudem seien an 26 Stellen Trümmer abgeschossener Waffen eingeschlagen. „Die russischen Kriegsverbrecher werden auf jeden Fall bestraft“, hieß es in der Mitteilung weiter.
Russland entscheidet sich dafür, weiter zu töten, anstatt den Krieg zu beenden.
Wolodymyr Selenskyj
Russland habe bei dem Angriff zwei Hyperschallraketen vom Typ Kinschal (Dolch), neun ballistische Raketen vom Typ Iskander sowie 20 Marschflugkörper vom Typ X-101 eingesetzt, hieß es von der ukrainischen Luftwaffe weiter.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, der Angriff zeige die Antwort Russlands auf diplomatische Bemühungen von US-Präsident Donald Trump, den Krieg zu beenden. „Russland wählt Raketen statt den Verhandlungstisch“, erklärte Selenskyj auf der Online-Plattform X. „Es entscheidet sich dafür, weiter zu töten, anstatt den Krieg zu beenden“, schrieb Selenskyj und forderte neue Sanktionen gegen Russland.
Offenbar EU-Gebäude in Kiew getroffen
Bei den nächtlichen Angriffen wurde auch die dortige Vertretung der Europäischen Union beschädigt. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas bestellte daraufhin den russischen Gesandten in Brüssel ein. „Keine diplomatische Vertretung sollte jemals ein Ziel sein“, schrieb sie auf X.

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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte: „Dies ist eine weitere düstere Erinnerung daran, was auf dem Spiel steht. Es zeigt, dass der Kreml vor nichts zurückschreckt, um die Ukraine zu terrorisieren, blindlings Zivilisten zu töten und sogar die Europäische Union ins Visier zu nehmen.“ Bundesaußenminister Johann Wadephul forderte derweil weitere Konsequenzen für Russland. Dass weiter Zivilisten angegriffen würden und auch Kinder unter den Opfern seien, könne nicht ohne Folgen bleiben, sagte Wadephul bei einem Besuch in Estland.

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Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha warf Russland auf der Plattform X vor, gezielt Diplomaten ins Visier genommen zu haben. Es handele sich um einen Verstoß gegen die Wiener Konvention, erforderlich sei eine internationale Verurteilung des Angriffs.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte die Angriffe als barbarisch. „Das ist Russlands Vorstellung von Frieden: Terror und Barbarei“, schrieb Macron auf der Online-Plattform X. Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte die „sinnlosen russischen Angriffe“. Auch das britische Kulturinstitut British Council in Kiew wurde beschädigt.
Russland spricht von Angriffen auf „militärische“ Ziele
Der Kreml und das russische Verteidigungsministerium erklärten hingegen, militärisch-industrielle Einrichtungen und Militärflugplätze seien attackiert worden. Dabei seien Hyperschallraketen vom Typ „Kinschal“, Drohnen und luftgestützte Präzisionsraketen eingesetzt worden.
Alle vorgesehenen Ziele seien getroffen worden. Russland bestreitet regelmäßig, Zivilisten anzugreifen, und betont, die Angriffe seien ausschließlich auf militärische oder militärnahe Ziele gerichtet. Zugleich betonte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow, Russland sei weiterhin daran interessiert, mit der Ukraine zu verhandeln.
In den sozialen Medien werden derweil Videos und Bilder von geteilt, die die Folgen und Zerstörung russischer Raketenangriffe auf Wohngebiete und zivile Ziele zeigen sollen. Die Privataufnahmen ließen sich bislang allerdings nicht unabhängig überprüfen.
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Luftalarm in Kiew dauerte mindestens neun Stunden
Das ukrainische Militär erklärte, die Luftabwehr habe 26 von 31 Raketen und 563 von fast 600 Drohnen im ganzen Land abgeschossen. In der Hauptstadt Kiew dauerte der Luftalarm demnach mehr als neun Stunden.

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Das Vorgehen der Russen sei typisch für ihre Angriffe, schrieb der Leiter der Kiewer Militärverwaltung, Tymur Tkatschenko, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Es handele sich um kombinierte und systematische Attacken aus verschiedenen Richtungen, die auf normale Wohngebäude abzielten.
Das Militär teilte zudem mit, die russischen Ölraffinerien Afipsky und Kujbyschewski angegriffen zu haben. Russland hat in den vergangenen Monaten seine Luftangriffe auf ukrainische Städte verstärkt. Ukrainische Behörden hatten zuletzt gewarnt, dass Russland mit dem nahenden Winter seine Angriffe auf das Energienetz des Landes verstärken werde. Zugleich verbuchen russische Truppen im Osten der Ukraine weitere Geländegewinne. (Reuters, dpa, mira)
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