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Soldaten der 38. Separaten Marinebrigade der ukrainischen Streitkräfte in der Nähe der Frontstadt Pokrowsk in der Region Donezk.

© REUTERS/ANATOLII STEPANOV

„Die Stadt kann man vergessen“: Pokrowsk soll jetzt größtenteils unter Russlands Kontrolle sein

Einem Kommandeur der Ukraine zufolge könne man die Frontstadt „vergessen“. Auch Militäranalysten sehen das Zentrum von Pokrowsk bereits unter Russlands Kontrolle.

Stand:

Am Mittwochnaschmittag meldete die ukrainische Online-Zeitung „Ukrajinska Prawda“, dass die stark umkämpfte ukrainische Stadt Pokrowsk im westlichen Teil der Oblast Donezk weitestgehend von russischen Truppen eingenommen worden sei. „Pokrowsk ist weitgehend verloren“, heißt es in dem Bericht.

Das Medium habe Informationen vorliegen, die besagen, dass es zwar „immer noch ukrainische Stellungen am nördlichen Stadtrand gibt, aber der größte Teil von Pokrowsk steht unter russischer Kontrolle.“ Auf welche Informationen genau sich die ukrainische Nachrichtenseite hier bezieht, bleibt offen.

Medienbericht: Ukrainische Frontkarten veraltet

Dem Bericht zufolge soll der gesamte südliche Teil unterhalb der Eisenbahnlinie aktuell von den Russen kontrolliert werden. Nach Angaben der ukrainischen Armee wird die Stadt entlang dieser horizontal verlaufenden Trasse in zwei Hälften geteilt. Die aktuelle Front- und Kontaktlinie verlaufe nun fast entlang der nördlichen Stadtgrenze, schreibt das Medium unter Berufung auf die vorliegenden Informationen.

Die Stadt kann man vergessen. Die Russen bereiten sich längst darauf vor, die nächsten Dörfer zu stürmen.

Ukrainischer stellvertretender Bataillonskommandeur

Der ukrainische Generalstab hatte seinerseits am Freitag via Facebook eine Karte der aktuellen Frontlinie veröffentlicht, auf der das russisch kontrolliert Gebiet (auf der Karte rot markiert) weit unterhalb der Eisenbahnlinie ausgewiesen wurde. „Ukrajinska Prawda“ kritisiert diese Darstellung allerdings als veraltet: „Die Karte des Generalstabs in Richtung Pokrowsk hinkt der Realität um mindestens einen Monat hinterher“.

Die ukrainische Seite habe indes versucht, im Dorf Rodynske in unmittelbarer Nähe zur umkämpften Stadt Gegenmaßnahmen einzuleiten, um die Hauptzufahrtsstraßen zwischen Dobropillia und Pokrowsk zu sichern. Die verstärkten Angriffe auf russische Truppen in diesem Gebiet seien zunächst auch erfolgreich gewesen, heißt es in dem Bericht. Allerdings sei dieses Gebiet später erneut von den Russen besetzt worden.

Ukrainisches Luftlandekorps relativiert Russlands Eroberungen

Das 7. Luftlandekorps der ukrainischen Armee meldete vor einer Woche, dass man in Pokrowsk einige russische Fahrzeuge zerstört habe. Dennoch sei es dem Gegner gelungen, in die Stadt einzudringen. Später meldete die Einheit, dass man Russlands Truppen erfolgreich aus dem Stadtzentrum zurückgedrängt habe und so eine Erhöhung der russischen Truppenstärke in der Stadt unterbinden konnte.

Ukrainische Soldaten patrouillieren nahe der Stadt Pokrowsk mit umgebauten Panzern.

© REUTERS/stringer

Auf Nachfrage der „Ukrajinska Prawda“ konkretisierte das Korps allerdings, dass sich die Meldung über die Räumung „nicht auf das gesamte Zentrum von Pokrowsk bezog.“ Eher seien etwa Gebiete wie das Bahnhofsgelände, die Pädagogische Hochschule und der Sobornyi-Platz geräumt worden.

Der stellvertretende Bataillonskommandeur habe dem Medium außerdem berichtet, dass Russlands Truppen sich bereits in der Stadt niederlassen und die Eroberung benachbarter Dörfer vorbereiten. „Die Panzer und Mörser der [russischen, Anm. d. Red.] Armee sind bereits in Pokrowsk. Die Geschichte [der ukrainischen Kommandeure, Anm. d. Red.] geht weiter, sie spielen dieses Spiel weiter. Wie das ganze Land. Die Stadt kann man vergessen. Die Russen bereiten sich längst darauf vor, die nächsten Dörfer zu stürmen, die wie Dominosteine fallen werden“.

Pokrowsker Bahnhof Militäranalysten zufolge bereits eingenommen

Auch der Militäranalyseplattform „DeepState“ zufolge sammeln sich aktuell immer mehr russische Soldaten im Bereich des Pokrowsker Bahnhofs, der sich samt horizontal verlaufender Bahntrasse mittig in der Stadt befindet. Es sei beobachtet worden, dass Russlands Truppen über den zentral gelegenen Friedensplatz marschiert seien.

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Die Karte des militärnahen ukrainischen Blogs „DeepState“ mit Stand vom 25. November zeigt, dass der Sobornyi-Platz von russischen Truppen (auf der Karte rot markiert) eingenommen wurde. Direkt auf dem Bahnhofsgelände haben die Militäranalysten eine Vorstoßrichtung der russischen Truppen markiert – der Bahnhof selbst wurde ebenfalls rot gekennzeichnet.

Die in der Nähe gelegene Stadt Myrnohrad ist aktuell noch nicht rot markiert und steht demnach noch unter ukrainischer Kontrolle. Allerdings droht nördlich der Stadt die Schließung eines etwa 1,25 Kilometer breiten Korridors. Auf den „Deepstate“-Karten werden Territorien, die bislang von keiner Seite kontrolliert werden, als grau gekennzeichnet.

Ukrainischer Generalstab sieht 2025 keine Pokrowsk-Einnahme Russlands

Gleichzeitig äußerte sich der Chef des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte, Andriy Gnativ, in einem Interview mit der ukrainischen Nachrichtenseite „Liga.net“, das am späten Dienstagabend veröffentlicht wurde, eher positiv zur Lage der ukrainischen Truppen in Pokrowsk. Demnach werde Russland die Stadt auch bis Ende 2025 nicht einnehmen können.

Die russischen Truppen versuchen demnach seit über einem Jahr, Pokrowsk einzunehmen. Allerdings verschiebe der Angreifer „ständig die Fristen, die das Kommando für die Einnahme der Stadt gesetzt hat“, fügte er hinzu.

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