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Eine Drohnenaufnahme zeigt den Grenzübergang Graiworon in der russischen Region Belgorod.

© Screenshot, Twitter

Update

„Die Ukraine hat nichts damit zu tun“: Freiwilligenlegion soll Grenzübergang in russischer Region Belgorod besetzt haben

Sie sind Russen und kämpfen für die Ukraine: Die Legionen „Freiheit für Russland“ und RDK sind offenbar nach Russland einmarschiert. Kyjiw weist die Verantwortung zurück.

| Update:

Die russische Freiwilligenlegion „Freiheit für Russland“ und der russische Freiwilligenkorps RDK, die im Ukrainekrieg auf der Seite der Ukraine kämpfen, haben am Montag den Grenzübergang Graiworon nahe des russischen Dorfes Kozinka in der Region Belgorod besetzt. 

„Die Legion und die RDK haben Kozinka, Oblast Belgorod, vollständig befreit“, schrieb die Legion am Montagmittag auf ihrem Telegramkanal. Die beiden Korps behaupteten, das Dorf Gora-Podol eingenommen zu haben und nun das Dorf Graiworon anzugreifen. „Wir marschieren weiter“, hieß es. Russische Militärblogger berichten von teils schweren Kämpfen in der Region.

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Das ukrainische Präsidentenbüro wies die Verantwortung Kyjiws zurück. „Die Ukraine beobachtet die Ereignisse in der Region Belgorod in Russland mit Interesse und studiert die Situation, aber sie hat nichts damit zu tun“, schrieb Präsidentenberater Mychailo Podoljak auf Twitter.

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Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew bezeichnete die Dementis aus Kiew laut der staatlichen Nachrichtenagentur Ria hingegen als „Lügen“. 

Andriy Yusov, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, bestätigte gegenüber dem ukrainischen Medium „Homradske“ den Einsatz. „Ja, heute haben das Russische Freiwilligenkorps und die Legion der Freiheit Russlands, bestehend aus Bürgern der Russischen Föderation, eine Operation gestartet, um diese Gebiete der Region Belgorod vom sogenannten Putin-Regime zu befreien und den Feind zurückzudrängen.“ 

Ziel sei es, eine demilitarisierte „Sicherheitszone zum Schutz der ukrainischen Zivilbevölkerung“ einzurichten, sagte Yusov. Von Belgorod aus habe der Beschuss der Grenzregionen der Ukraine in letzter Zeit zugenommen, „was zu erheblichen Schäden an der zivilen Infrastruktur und leider auch zu Opfern unter der Zivilbevölkerung führt“, erklärte Yusov.

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Kreml meldet 70 „vernichtete Terroristen“

Der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, teilte noch am Montag auf Telegram mit, dass eine „Sabotage- und Aufklärungsgruppe der ukrainischen Streitkräfte“ in das Gebiet des Bezirks Graiworon eingedrungen sei. „Die Streitkräfte der Russischen Föderation ergreifen zusammen mit dem Grenzschutz, der Nationalgrade und dem FSP die notwendigen Maßnahmen, um den Feind zu eliminieren“, schrieb Gladkow weiter. 

Mittlerweile hat das russische Verteidigungsministerium nach eigenen Angaben die angreifenden Truppen im Gebiet Belgorod nahe der ukrainischen Grenze „blockiert und zerschlagen“. Die Behörden der russischen Grenzregion Belgorod haben den unter Verweis auf Kämpfe verhängten Alarmzustand wieder aufgehoben. Der rechtliche Zustand einer „Anti-Terror-Operation“ sei beendet, teilte Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Dienstag mit.

„Mehr als 70 ukrainische Terroristen, vier gepanzerte Fahrzeuge und fünf Geländewagen wurden vernichtet“, sagte Militärsprecher Igor Konaschenkow am Dienstag. Neben dem Grenzschutz seien auch Luftwaffe und Artillerieeinheiten zur Bekämpfung der Eindringlinge eingesetzt worden.

In einem Video zeigte das Ministerium mutmaßliche Schläge aus der Luft gegen die Angreifer. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Zu eigenen Verlusten machte Moskau keine Angaben. Laut Konaschenkow hatten sich einige Angreifer auf ukrainisches Territorium zurückgezogen. Sie seien aber bis zur völligen Liquidierung bekämpft worden. 

Kreml ermittelt wegen des „Terrorverdachts“

In Russland wird nach dem Eindringen der bewaffneten Gruppe in die Belgorod wegen eines „Terrorangriffs“ ermittelt.

Es würden „Maßnahmen ergriffen“, um „die Identität der Angreifer festzustellen und alle Umstände des Vorfalls klären“, gab am Dienstag das russische Ermittlungskomitee bekannt, das für Fälle von großer Bedeutung zuständig ist.

Wohn- und Verwaltungsgebäude wurden von Minenwerfern und mit Artillerie beschossen. Wegen dieser verbrecherischen Handlungen wurden mehrere Zivilisten verletzt.

Pressemitteilung, russisches Ermittlungskomitee

Die Vorwürfe richteten sich gegen bewaffnete ukrainische Gruppen, den Beteiligten werde neben einem „Terrorangriff“ auch versuchter Mord, Zerstörung oder Beschädigung von Privateigentum sowie illegale Verbreitung von Waffen und Sprengstoff zur Last gelegt.

Nach Ansicht des Kremls beweise der Angriff auf Belgorod die Notwendigkeit, den Krieg gegen die Ukraine fortzuführen. „Das bestätigt ein weiteres Mal, dass ukrainische Kämpfer ihre Tätigkeit gegen unser Land fortsetzen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Gegenüber Journalisten bezeichnete er die Täter als „ukrainische Extremisten“.

Das erfordere Anstrengungen von Russland. „Diese Anstrengungen werden fortgesetzt wie auch die militärische Spezialoperation, um künftig solches Eindringen zu verhindern.“ Als militärische Spezialoperation bezeichnet Moskau seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Der Angriff rufe „tiefe Besorgnis“ hervor, sagte Peskow. Aber Präsident Wladimir Putin werde wegen des Vorfalls keine Sondersitzung des nationalen Sicherheitsrats einberufen, teilte er mit.

Wer ist die Legion „Freiheit für Russland“?

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow berichtete am Montagnachmittag, dass der Grenzschutz und der Inlandsgeheimdienst FSB den russischen Präsidenten Wladimir Putin über „das Eindringen von Saboteuren“ unterrichtet hätten. Auch der Kreml behauptet, dass es sich bei einmarschierten Truppen um eine sogenannte „DRG“ der Ukraine, also eine spezielle Sabotage- und Aufklärungsgruppe, handele.

Die Legion „Freiheit für Russland“ ist allerdings keine solche Spezialeinheit, sondern Teil des internationalen Freiwilligenkorps innerhalb der ukrainischen Streitkräfte. Der russische Freiwilligenkorps (RDK) behauptet, Teil der ukrainischen Fremdenlegion zu sein, die ukrainische Regierung hat dies jedoch nie bestätigt.

„Wir verstehen den Zweck einer solchen Sabotage vollkommen – die Aufmerksamkeit von Bachmut abzulenken und die politischen Auswirkungen des Verlusts von Artemivsk durch die ukrainische Seite zu minimieren“, sagte Peskow weiter. 

Jewgeni Prigoschin, der Chef der Söldnertruppe Wagner, nahm die Ereignisse seinerseits zum Anlass, den russischen Sicherheitsapparat weiter zu kritisieren. „Es gibt einen Mangel an Governance und eine Verschwendung von öffentlichen Geldern. Anstatt sich um die Sicherheit des Staates zu kümmern, sägen die einen Geld ab, die anderen albern herum“, ließ sein Pressedienst auf Telegram mitteilen.

„Es gibt kein Regieren, es gibt keinen Willen, und es gibt keine Menschen, die bereit sind, ihr Land zu verteidigen. Ich habe das in den Oblasten Belgorod und Kursk schon oft gesagt. Leider ist das noch immer so“, hieß es weiter.

Belgorod: Acht Verletzte, eine Frau gestorben

Nach dem Beschuss verhängten die Behörden Terroralarm in dem Gebiet. Die Maßnahmen zur „Terrorismusabwehr“ würden der Sicherheit der Bevölkerung dienen und nach wie vor weiter andauern, teilte Gouverneur Gladkow via Telegram mit.

Weil Vertreter des Verteidigungsministeriums und Sicherheitskräfte im Bezirk Graiworon aktuell mit Aufräumarbeiten beschäftigt seien, könnten die Bewohner des Bezirks noch nicht wieder in ihre Häuser zurückkehren, hieß es weiter.

Die Säuberung des Territoriums durch das Verteidigungsministerium und andere Sicherheitsstrukturen wird fortgesetzt.

Wjatscheslaw Gladkow, Gouverneur der Region Belgorod

Bei der Evakuierung am Montag seien eine Frau gestorben und mutmaßlich zwei Menschen verletzt worden. Zuvor gab Gladkow bekannt, dass die Zahl der Verletzten auf acht gestiegen sei.

Allein in der Stadt Graiworon seien zwei Männer und eine Frau mit Splitterwunden in ein Krankenhaus gebracht worden, erklärte der Gouverneur. Mindestens zwei verletzte Einwohner sollen sich Gladkow zufolge noch in den umkämpften Ortschaften befänden. Die Sicherheitskräfte könnten aber bislang nicht zu ihnen vordringen, um sie zu versorgen.

Bei Angriffen im Dorf Samostje soll Gladkow zufolge ein Kindergarten getroffen worden sein, der dann in Brand geriet. In Graiworon seien zudem drei Häuser beschädigt worden. Auch das Verwaltungsgebäude wurde den offiziellen Angaben zufolge getroffen. 

Der Gouverneur berichtete von insgesamt mindesten neun Ortschaften, die auf der russischen Seite der Grenze zur Ukraine evakuiert wurden. In den betroffenen Gebieten würden „Aufräumarbeiten“ fortgeführt, die Bewohner der Ortschaften seien „verlegt“ worden.

Gladkow veröffentlichte eine Liste der Ortschaften, die am Montag mit Artillerie, Mörsergranaten und Drohnen angegriffen worden seien. Darunter befinden sich Medienberichten zufolge auch die Dörfer Kozinka und Gora-Podil. Die russische Luftabwehr sei am Montag aufgrund von Drohnenangriffen seit 9 Uhr morgens im Einsatz gewesen.

Das Anti-Terror-Regime sieht Personenkontrollen oder die Schließung von Fabriken vor, die gefährliche Güter wie Sprengstoff, radioaktive oder chemische und biologische Gefahrenstoffe produzieren.

Offenbar Drohnen über Belgorod abgeschossen

Am Montag berichtete Gladkow, dass die Flugabwehr über der Grenzregion feindliche Drohnen entdeckt und abgeschossen habe.

Zuvor waren Videos auf Telegram aufgetaucht, die das Display einer Drohne zeigen, die den Grenzübergang Graiworon anvisiert. Die Gebäude auf der Drohnenaufnahme sind identisch mit Gebäuden des Grenzübergangs, die auf öffentlich zugänglichen Satellitenbildern zu sehen sind.

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Auf einem weiteren Video sind drei Panzer vor einem der Gebäude des Grenzübergangs zu sehen. Das Gebäude ist zum Teil zerstört, davor liegen Trümmerteile und an einer Hausfront klafft ein schwarzes Loch – ein Hinweis darauf, dass das Gebäude mit Artillerie oder Drohnen beschossen wurde.

Auf einem der Panzer, der auf dem Video zu sehen ist, ist ein weißes Kreuz abgebildet. Auf einem weiteren Video, das mutmaßlich Soldaten und einen Panzer des Russischen Freiwilligenkorps (RDK) zeigt, ist ebenfalls ein weißes Kreuz als Markierung auf dem Kampffahrzeug zu sehen. 

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Videobotschaft der Legion: „Russland wird frei sein“

Die Freiwilligenlegion „Freiheit für Russland“ veröffentlichte am Montag zudem eine Videobotschaft, offenbar gerichtet an die Einwohner:innen in der Region Belgorod. Darin appelliert ein bewaffneter, uniformierter Kämpfer mit fünf weiteren Männern im Rücken: „Habt keine Angst, denn wir kommen nach Hause zurück. Russland wird frei sein!“ 

Die Mitglieder der Freiwilligenlegion seien „genau solche Russen, wie ihr“, heißt es in dem Video.

Sie wollen, so der Sprecher, „dass unsere Kinder in Frieden aufwachsen und freie Menschen sind. Dass sie reisen können, sich bilden und einfach glücklich sind in einem freien Land. Aber dafür ist in dem heutigen, putin’schen Russland kein Platz.“ Es sei die Zeit gekommen, „der Diktatur des Kremls ein Ende zu setzen“. (mit Agenturen)

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