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Donald Trump spricht vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen.

© imago/UPI Photo/IMAGO/John Angelillo

Kehrtwende der USA?: Donald Trump laviert weiter herum

Der US-Präsident vollziehe einen Kurswechsel gegenüber Moskau, heißt es. Meint Trump es ernst? Dass Putin das glaubt, ist unwahrscheinlich.

Malte Lehming
Ein Kommentar von Malte Lehming

Stand:

Donald Trumps Strategie im Umgang mit Wladimir Putin steht auf drei Säulen – umgarnen, drohen, verwirren. Mal probiert er das eine, mal das andere. Zum Erfolg hat bislang nichts geführt.

Der russische Präsident sitzt alles aus, wodurch der amerikanische Präsident zum Ziel kommen will. Unbeeindruckt sieht Putin zu, wie Trump im Hamsterrad rotiert.

Ja, mehr noch: Putin provoziert. Er lässt russische Flugzeuge und Drohnen über Nato-Gebiet kursieren. Das sind, als Geste übersetzt, zwei ausgestreckte Mittelfinger.

Ist nun das Fass des Erträglichen übergelaufen? Eskaliert die Krise zum Konflikt?

Auf seiner Plattform „Truth Social“ hat Trump am Dienstag eine Kehrtwende vollzogen, wie es heißt. Die Ukraine sei durchaus in der Lage, ihr gesamtes Gebiet zurückzuerobern, schreibt Trump und kündigt Waffenlieferungen an. Der Krieg ließe sich vollständig gewinnen, Russland sei schwach.

Auf ein solches Signal haben die Ukraine, die Europäer und die Nato-Mitgliedstaaten lange gewartet. Jetzt hat Trump es ausgesendet, ein Zurück gibt es nicht mehr.

Trump legt sein Land weder politisch noch militärisch auf irgendetwas fest. Er meint sein Engagement lediglich in dem Sinne ernst, dass er Putin glauben machen möchte, dass er es ernst meint.

Malte Lehming

Wirklich nicht? Wie so oft ist bei der Deutung von Trumps Worten Vorsicht angebracht. Vielleicht will er nur wieder ablenken von den Epstein-Akten oder anderen Dingen. Vielleicht ist er süchtig nach neuen Schlagzeilen. Vielleicht will er wirklich den Friedensnobelpreis. Wer weiß das schon?

In diesem Fall indes lohnt bereits eine genaue Lektüre des Eintrags auf Truth Social. Trump sagt nicht etwa, dass die US-Regierung bei einer Rückeroberung russisch besetzten Gebietes aktiv helfen wird.

Sondern er hält es für eine „Option“, dass die Ukraine „mit Unterstützung Europas und der Nato“ dieses Ziel erreicht. Die USA würden weiterhin Waffen liefern, aber „an die Nato, damit die Nato damit machen kann, was sie will“.

EU und Nato sollen es richten

Trump legt sein Land weder politisch noch militärisch auf irgendetwas fest. Er meint sein Engagement lediglich in dem Sinne ernst, dass er Putin glauben machen möchte, dass er es ernst meint. Die Verantwortung für ein Gelingen legt er in die Hände von Nato und EU.

Mit anderen Worten: Trump laviert weiter herum. Denn er steckt in einem Dilemma. In Bezug auf die Ukraine ist seine Maga-Bewegung („Make America Great Again“) gespalten. Es gibt einen starken isolationistischen Zweig, der den Slogan „America first“ längst als „America only“ auslegt.

In dieser Lesart sollen die USA sich heraushalten – aus der Ukraine, dem Nahen Osten. Die Devise lautet: Nie wieder Weltpolizist spielen auf Kosten des amerikanischen Steuerzahlers.

Negieren darf Trump diese Strömung nicht. Nach außen darf er rhetorisch radikal klingen, nach innen muss er auf den Zusammenhalt seiner Maga-Bewegung achten.

Das weiß natürlich leider auch der Herrscher im Kreml, Wladimir Putin. Wird er glauben, dass Trump es jetzt ernst meint? Eher nicht.

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