
© Foto: picture alliance / Mindaugas Kulbis/AP/dpa
Drei Fragen an Ex-General Ben Hodges: Welche russische Frühjahrsoffensive, bitte?
Mit den richtigen Waffen wird Kiew den russischen Angriff stoppen und die Krim befreien, meint der frühere Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa.
Stand:
Das Treffen der Nato-Verteidigungsminister fällt mit der russischen Frühjahrsoffensive zusammen. Die hat nach Aussage des Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg bereits begonnen. Moskau wolle „fehlende Qualität durch Quantität wettmachen, auch wenn das zu erheblichen Verlusten führt“.
Wir fragen den früheren Oberkommandeur der US-Armee in Europa, General Ben Hodges, nach den Aussichten der russischen Offensive angesichts zögerlicher Militärhilfe des Westens. Und wie die Ukraine den Angriff aufhalten kann.
Was können die Nato-Verteidigungsminister der russischen Offensive entgegensetzen?
Die Nato-Verteidigungsminister treffen sich jeden Monat in der Ramstein-Kontaktgruppe, manchmal persönlich, manchmal virtuell. Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob die sogenannte russische Frühjahrsoffensive wirklich begonnen hat oder nicht.
Das zeigt, wie unvorbereitet die russische Seite ist. Nach meiner Einschätzung haben sie nicht viel mehr aufzubieten als ein paar mehr schlecht ausgebildete Infanterieeinheiten aus der Mobilisierung, die nur spärliche Unterstützung erhalten und die nicht motiviert sind zu kämpfen.
Hat der Westen die Ukraine im Stich gelassen? Die versprochene Hilfe trifft zu spät ein, zum Beispiel die Kampfpanzer.
Die Nato-Staaten und andere Unterstützer haben die Ukraine nicht im Stich gelassen. Alle liefern große Mengen an Ausrüstung, Munition und andere Hilfe. Das gilt auch für Deutschland, das die zweitgrößte Unterstützung nach den USA leistet.
Wir begehen jedoch einen strategischen Fehler, indem wir nicht ausdrücklich das Ziel definieren, dass die Ukraine den Krieg gewinnen muss. Und dass die Krim dafür entscheidend ist. Wir müssen der Ukraine alles geben, was sie für die Befreiung der Krim benötigt. Das sind vor allem Präzisionswaffen mit größerer Reichweite in allen Varianten.
Wie kann die Ukraine den russischen Angriff stoppen?
General Cavoli, der militärische Oberbefehlshaber der Nato in Europa (SACEUR), sagt, dass Präzision Masse schlägt. Dem stimme ich zu: Qualität geht über Quantität. Massierte russische Infanterie braucht die Unterstützung durch massierte russische Artillerie. Und die benötigt wiederum Hauptquartiere, Munition und Transport.
Wenn die Ukraine in die Lage versetzt wird, diese drei Komponenten mit weit reichenden Präzisionswaffen anzugreifen, kann sie die massierte russische Infanterie und die massierte russische Artillerie neutralisieren.
- Boris Pistorius
- Jens Stoltenberg
- Krieg in der Ukraine
- Krim
- Nato
- Russland
- Ukraine
- USA
- Wladimir Putin
- Wolodymyr Selenskyj
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: