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Eine Starlink-Schüssel an der Frontline in der Ukraine.

© Reuters/Clodagh Kilcoyne

USA drohen mit Abschaltung von Starlink: „Dann kann die ukrainische Armee nicht kommunizieren“

Das Satelliten-Internet von Elon Musk ist für das ukrainische Militär essenziell, erklärt ein Experte. Doch nun könnte es zur Verhandlungsmasse für einen US-Rohstoff-Deal werden.

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Könnten die USA das für die ukrainische Armee wichtige Satellitensystem Starlink abschalten? Zumindest Insidern zufolge ist diese Drohung in den Verhandlungen um ein Rohstoff-Abkommen zwischen beiden Ländern gefallen. Das Satelliten-Internetsystems Starlink wird von US-Milliardär Elon Musk betrieben und von der Ukraine seit der russischen Vollinvasion 2022 genutzt.

Der Zugang sei Thema geworden, als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen ersten Vorschlag der USA für die Ausbeutung von wichtigen Bodenschätzen in der Ukraine abgelehnt habe, sagen drei mit den Vorgängen vertraute Personen laut der Nachrichtenagentur Reuters.

Eine von ihnen erklärt, das Thema sei noch einmal am Donnerstag bei den Unterredungen mit dem US-Sondergesandten für die Ukraine, Keith Kellogg, aufgekommen.

Soweit ich weiß, wäre die Abschaltung innerhalb weniger Stunden möglich.

Felix Hett, Leiter des Ukraine-Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kyjiw

Bei dem Treffen sei der Ukraine deutlich gemacht worden, dass eine sofortige Starlink-Abschaltung möglich sei, wenn es zu keiner Einigung über den Abbau von Mineralstoffen wie Seltenen Erden komme. Und auch Felix Hett, Leiter des Ukraine-Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kyjiw, sagt dem Tagesspiegel: „Soweit ich weiß, wäre die Abschaltung innerhalb weniger Stunden möglich.“

Am Freitag erklärte Selenskyj, die Unterhändler arbeiteten an einer Übereinkunft. US-Präsident Donald Trump sagte, ein Deal werde in Kürze unterzeichnet. Der ukrainische Präsident muss nach der Drohung ein großes Interesse daran haben: Das zu Musks Firma SpaceX gehörende Starlink-System ist nicht zuletzt für den Zugang seines Militärs zum Internet essenziell.

Musk schickte nach dem russischen Angriff Tausende von Starlink-Terminals in die Ukraine, um die Kommunikationsdienste zu ersetzen, die von Russland nach der Invasion im Februar 2022 zerstört worden waren.

Sollte die USA ihre Drohung nun wahrmachen, „dann funktioniert die Kommunikation zwischen einzelnen Einheiten der ukrainischen Armee nicht mehr“, sagt auch Experte Felix Hett. „In drei Jahren Krieg ist das System zu einem zentralen Kommunikationsmittel geworden.“

Der Verlust von Starlink wäre ein Wendepunkt.

Melinda Haring, Mitarbeiterin des Atlantic Council

Melinda Haring, eine leitende Mitarbeiterin der Denkfabrik Atlantic Council, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Austria Presse Agentur, sogar: „Der Verlust von Starlink wäre ein Wendepunkt.“

Denn mit dem Internet können vor allem Drohnen präzise genutzt werden. Laut Haring verfüge die Ukraine nach drei Jahren Krieg über ein breites Spektrum an Drohnen, das von See- und Überwachungsdrohnen bis hin zu unbemannten Luftfahrzeugen mit großer Reichweite reicht.

Die Nutzung unbemannter Drohnen, wie diese Mittelstrecken-Drohne Poseidon H10, ist für die Ukraine immer wichtiger geworden. Dafür braucht das Militär Starlink.

© dpa/Efrem Lukatsky

Die unbemannten Flugkörper sind für das Land in mehrerer Hinsicht von Vorteil: Zum einen ist ihre Herstellung im Vergleich zu anderen Waffen verhältnismäßig kostengünstig. Zum anderen sind sie beim Einsatz von Drohnen aus eigener Produktion nicht an Vorgaben westlicher Unterstützer gebunden.

Die Drohnen kommen – unter anderem deshalb – oft gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet zum Einsatz. Dieses darf die Ukraine trotz einiger Lockerungen in den vergangenen Monaten weiter nur in beschränktem Umfang mit westlichen Raketen attackieren.

Starlink, fasste Haring zusammen, sei somit für die ukrainische Militärstrategie unerlässlich.

Musk ließ Starlink wohl bereits zuvor abschalten

Tatsächlich war Musks Netzwerk, das weltweit aktuell aus rund 7000 Satelliten besteht, schon einmal Thema im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg: So soll der Milliardär seine Ingenieure 2022 angewiesen haben, Starlink in der Nähe der von Russland besetzten Halbinsel Krim abzuschalten.

Dadurch sei ein ukrainischer Angriff auf die russische Marineflotte verhindert worden, schrieb Walter Isaacson in seiner Biografie über den Tech-Milliardär. Musk habe einen atomaren Vergeltungsschlag Moskaus befürchtet, wäre der Angriff der Ukraine erfolgreich gewesen.

Aber wie ernst meinen es die USA diesmal? Experte Hett drückt es so aus: „Der Trump-Administration war in den letzten Tagen sehr daran gelegen, den Eindruck zu erwecken, dass ihre Drohungen ernst zu nehmen sind.“ (mit Reuters)

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