
© dpa/Danish Defence Command/Uncredited
Flucht in die Ukraine: Polen warnte wohl Nord-Stream-Verdächtigen vor deutschem Haftbefehl
Polen soll einen Haftbefehl gegen einen Ukrainer ignoriert haben, der der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines verdächtigt wird. Er konnte sich wohl in sein Heimatland absetzen.
Stand:
Im Fall eines Ukrainers, der von der deutschen Justiz verdächtigt wird, an der Sabotage der Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 im Jahr 2022 beteiligt gewesen zu sein, gibt es Anschuldigungen gegen polnische Behörden.
Warschau habe den europäischen Haftbefehl gegen Volodymyr Z. nicht vollstreckt, berichten „Spiegel“ und ZDF mit Verweis auf deutsche Sicherheitsbehörden. Zudem sei der in Polen wohnende Ukrainer möglicherweise gewarnt worden, woraufhin dieser sich Anfang Juli 2024 in sein Heimatland absetzen konnte.
Im Juni dieses Jahres hatten die deutschen Ermittler den europäischen Haftbefehl gegen Volodymyr Z. erwirkt. Wäre der Haftbefehl früher ergangen, wäre eine Verhaftung möglicherweise auf deutschem Boden möglich gewesen. Recherchen vom „Spiegel“ und dem ZDF sollen zeigen, dass sich Z. noch im Mai kurz in Berlin aufgehalten habe.
In Deutschland sei man zu dieser Zeit allerdings noch nicht besorgt gewesen, man ging davon aus, dass Polen den Haftbefehl – wie es nach EU-Recht vorgeschrieben ist – umsetzen werde. Die polnische Seite habe am Rande einer gemeinsamen Regierungskonsultation Anfang Juli jedoch genau das Gegenteil deutlich gemacht, heißt es.
Polnische Offizielle hätten gesagt: „Warum sollten wir den festnehmen? Für uns ist er ein Held!“, berichtet der „Spiegel“. Am 6. Juli soll Z. die Grenze in die Ukraine überquert haben – in einem Diplomatenfahrzeug der ukrainischen Botschaft in Polen.
Medienberichten zufolge gehen die deutschen Ermittler davon aus, dass Volodymyr Z. einer der Taucher war, der die Sprengsätze an den Nord-Stream-Pipelines platzierten. Laut „Spiegel“ arbeitet er als Tauchlehrer bei einem weiteren Tatverdächtigen.
Diverse Zertifikate würden zeigen, dass Z. zu einem Tauchgang, wie er für die Anbringung von Sprengkörpern an die Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 nötig ist, in der Lage sei, heißt es in dem Bericht.
Sprengstoffspuren auf Segeljacht „Andromeda“
Die beiden Gaspipelines wurden am 26. September 2022 durch mehrere Sprengungen beschädigt und unterbrochen. Die Explosionen wurden in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm registriert und wenig später vier Lecks an drei der insgesamt vier Leitungen der Nord-Stream-Pipelines entdeckt.

© REUTERS/OLIVER DENZER (Archiv)
Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der folgenden politischen Streitigkeiten noch nicht in Betrieb.
Bisherige Ermittlungen hatten eine Segeljacht im Visier gehabt, auf der im Juli 2023 Sprengstoffspuren entdeckt wurden. Es wurde vermutet, dass die „Andromeda“ möglicherweise zum Transport des Sprengstoffs für die Sabotage zum Einsatz kam.
Berichten zufolge gehen die Ermittler davon aus, dass das Sabotage-Kommando an Bord des Bootes mutmaßlich aus fünf Männern und einer Frau bestand. Die Anmietung soll die Gruppe unter Vorlage gefälschter Papiere vollzogen haben. (Tsp mit Agenturen)
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