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Macron schmeichelt und widerspricht Trump: Ein guter Job – aber leider kein Dialog
Emmanuel Macron hat im Weißen Haus alle Register gezogen. Der US-Präsident zollte ihm Respekt. Doch hörte er ihm auch zu?

Stand:
Die Pressekonferenzen ausländischer Staatschefs mit Präsident Donald Trump im Weißen Haus gleichen öffentlichen Schaukämpfen: Wer führt wen vor, wer kann wenigstens etwas standhalten gegen den Terminator?
Der jordanische König Abdullah ließ kürzlich stumm und stoisch Trumps Nahost-Fantasien über sich ergehen. Offensichtlich hielt er es für wenig zielführend, Trump vor laufenden Kameras zu widersprechen – und machte stattdessen kurze Zeit später auf X klar, dass Jordanien sich den amerikanischen Vorstellungen verweigere.
Der französische Präsident Emmanuel Macron war nun als erster Europäer seit dem Bruch in den transatlantischen Beziehungen im Weißen Haus. Und hat Europa würdig vertreten: Charmant, die Freundschaft beider Länder seit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und die persönliche zwischen beiden Männern betonend, lobte er Trumps Initiative, den Ukraine-Krieg beenden zu wollen.
Keine Scheu vor Widerspruch
Doch er kuschte nicht, sondern widersprach Trump auch freundlich und deutlich – als dieser fälschlicherweise behauptete, die Europäer würden ihre Hilfe für die Ukraine ja zurückbezahlt bekommen, weil sie nur in Form von Darlehen gegeben werde.
Geschickt hat Macron auch von seinen eigenen Erfahrungen mit Putin gesprochen, mit dem er kurz vor dem Überfall auf die Ukraine sieben Stunden lang gesprochen hatte – nur sei das wenige Tage später nichts wert gewesen. Weshalb es Sicherheitsgarantien für einen dauerhaften Frieden brauche. Und er sagte klipp und klar, dass dazu die Abschreckung durch die USA nötig sei.
Konnte Macron etwas erreichen?
Zwar sprach Macron im zweiten Presseauftritt nach den Gesprächen eine „Wende“ herbei in der Frage der von Europa und der Ukraine geforderten Sicherheitsgarantien.
Doch Trump wiederholte ungerührt die falschen Tatsachen, dass Europa seine Kosten für die Unterstützung der Ukraine zurückbezahlt bekäme, während die USA sich ihre Auslagen mit Zugriff auf die ukrainischen Bodenschätze sichern müssten. Schon nächste Woche könnte der „Deal“ unterzeichnet werden.

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Und der US-Präsident ging mit keinem Wort auf Macrons Ausführungen ein. Zur gleichen Zeit stimmten die USA in den Vereinten Nationen nicht mit den Europäern für eine Ukraine-Resolution, sondern im Sicherheitsrat zusammen mit Russland einer Moskau-genehmen Formulierung zu.
Fazit: Macron hat einen gewissen Draht zu Trump, kann in dem Männer-Spiel „Wer hat den festeren Händedruck?“ mithalten und Trump zollte Macron denn auch mehrfach Respekt. Zum Ende des Auftritts lobte er Frankreichs Präsidenten gar, er habe „einen tollen Job gemacht“. Stimmt. Aber leider war es kein Dialog.
Ob bei Trump und seinen Beratern doch etwas hängenblieb? Das kann man vielleicht in wenigen Tagen beim gemeinsamen Auftritt Trumps mit dem britischen Premier Keir Starmer ablesen. Wenn dann nicht schon neue Tatsachen geschaffen worden sind.
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