
© REUTERS/Mohammed Al-Masri
„Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden“: Palästinensischer UN-Vertreter fleht um Menschlichkeit – die Nacht im Überblick
Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates gibt es eindringliche Appelle, das Blutvergießen im Gazastreifen zu stoppen. Israel lehnt eine Waffenruhe weiter ab. Ein Überblick zum Geschehen in der Nacht.
Stand:
Während Israels Bodentruppen verstärkt im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas vorrücken, hat der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen mit drastischen Worten auf das Leiden der Zivilbevölkerung hingewiesen.
Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates sagte Riad Mansur mit Blick auf die heftigen Kämpfe: „Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden.“ Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu lehnt jedoch trotz Kritik an der hohen Zahl ziviler Opfer eine Waffenruhe ab und verglich den Krieg gegen die Hamas mit dem Kampf der Alliierten gegen die Nazis.
Mansur zitierte den ehemaligen UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld mit den Worten: „Die Vereinten Nationen wurden nicht gegründet, um uns in den Himmel zu bringen, sondern um uns vor der Hölle zu retten.“ Dies bedeute nichts anderes als die Rettung der Palästinenser in Gaza, forderte Mansur.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Dann fügte er mit Blick auf die heftigen Kämpfe in Nahost hinzu: „Gaza ist jetzt die Hölle auf Erden.“ Die Bewahrung der Menschheit vor der Hölle bedeute nichts Anderes als die Rettung der Palästinenser in Gaza.
Mansur flehte vor dem mächtigsten UN-Gremium: „Behandeln Sie uns wie Menschen mit dem Respekt, den wir verdienen. Wir sind keine Untermenschen. Wir sind nicht von einem anderen Planeten.“
Israel lehnt eine Waffenruhe jedoch weiterhin ab. „So wie die USA nach der Bombardierung von Pearl Harbor oder dem Terroranschlag vom 11. September keiner Waffenruhe zugestimmt hätten, wird Israel einem Stopp der Kämpfe mit der Hamas nach den schrecklichen Angriffen des 7. Oktobers nicht zustimmen“, sagte Regierungschef Netanjahu am Montag.

© Getty Images via AFP/Michael M. Santiago
„Aufrufe an Israel, einer Waffenruhe zuzustimmen, sind Aufrufe, gegenüber der Hamas, gegenüber Terrorismus, gegenüber der Barbarei zu kapitulieren. Das wird nicht passieren.“
Warnungen vor humanitärer Katastrophe im Gazastreifen
Der Chef des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) drängte auf eine Ausweitung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen. Eine Handvoll Konvois wie bislang reiche für mehr als zwei Millionen Notleidende nicht aus, sagte UNWRA-Generalkommissar Philippe Lazzarini.
Die meisten Menschen im Gazastreifen fühlten sich in einem Krieg gefangen, mit dem sie nichts zu tun hätten. „Sie haben das Gefühl, dass die Welt sie alle mit der Hamas gleichsetzt. Das ist gefährlich“, warnte Lazzarini. Dies sei allzu bekannt aus früheren Konflikten und Krisen, fügte er hinzu. „Eine ganze Bevölkerung wird entmenschlicht.“
Akuter Treibstoffmangel wirkt sich nach UN-Angaben bereits auf die Wasserversorgung der Bewohner Gazas aus. „Nur eine Entsalzungsanlage arbeitet mit lediglich einer Kapazität von fünf Prozent, während alle sechs Wasseraufbereitungsanlagen im Gazastreifen aufgrund von Treibstoff- oder Strommangels derzeit außer Betrieb sind“, sagte die Direktorin des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Catherine Russell.
Sie flehe den Weltsicherheitsrat an, unverzüglich eine Resolution zu verabschieden, die die Parteien an ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen erinnere, sagte Russell. Dazu gehöre auch ein Waffenstillstand.
Israels Armee bombardiert Hisbollah-Stellungen im Libanon
Ungeachtet dieser Appelle rücken Israels Bodentruppen im Verbund mit der Luftwaffe und Marine weiter im Gazastreifen vor. Dabei befreiten sie nach eigenen Angaben eine ihrer Soldatinnen aus der Gewalt der Hamas.
Mindestens 239 weitere Menschen waren bei dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober laut Israels Armee in den Gazastreifen verschleppt worden, darunter sind auch mehrere Deutsche. Die Hamas ließ bisher auf Vermittlung Katars und Ägyptens vier Geiseln frei. Israels Armee geht davon aus, dass die meisten der übrigen Geiseln noch am Leben sind.
40 Menschen gelten seit den Terroranschlägen noch als vermisst. Wegen ihres schlimmen Zustands sind viele der Leichen noch nicht identifiziert. Unter den Getöteten ist auch die Deutsche Shani Louk.
Unterdessen bombardierten Kampfflugzeuge des israelischen Militärs auch „Terrorinfrastruktur“ der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon, wie die Armee in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Dazu gehörten Waffen und Stellungen der Hisbollah.
In den Tagen zuvor waren nach Angaben der Armee erneut Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert worden. An der Grenze kommt es seit Beginn des Gaza-Kriegs zunehmend zu Konfrontationen. Die Hisbollah hat Verbindungen zur im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas. (dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: