
© IMAGO/ZUMA Wire/IMAGO/SDNY
Ghislaine Maxwell soll Begnadigung anstreben: Epstein-Komplizin genießt in Haft auffällig viele Privilegien, sagt ein Whistleblower
Ghislaine Maxwell sitzt wegen der Epstein-Affäre eine 20-jährige Haftstrafe ab. Allerdings soll sie dort derart viele Privilegien genießen, dass Demokraten von Trump nun Antworten fordern.
Stand:
Ghislaine Maxwell strebt laut verschiedenen US-Medienberichten Strafmilderung oder eine Begnadigung an. Die im Jahr 2020 verhaftete und 2021 verurteilte ehemalige Partnerin von Jeffrey Epstein soll Informationen eines Whistleblowers zufolge einen entsprechenden Antrag vorbereiten, der von der Regierung von US-Präsident Donald Trump geprüft werden soll.
Maxwell wurde für ihre Rolle in der Affäre um den 2019 verstorbenen Sexualstraftäter Epstein wegen „Anwerbung und Transports Minderjähriger für illegalen Geschlechstverkehr“ zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ihr Strafe sitzt sie, nach der Verlegung aus einem Gefängnis in Florida, seit August dieses Jahres im Federal Prison Camp in Bryan, Texas, ab. Eine Haftanstalt mit besonders leichten Haftbedingungen und minimaler Sicherheitsstufe, in der vor allem Verurteilte wegen gewaltfreier Delikte oder Wirtschaftskriminalität einsitzen.
Ihre Regierung sollte ihr keinen Zimmerservice, keine Welpen zum Spielen (...) und überhaupt keine Sonderbehandlung oder institutionelle Privilegien gewähren.
Jamie Raskin, Demokrat im Repräsentantenhaus, in einem Brief an US-Präsident Donald Trump
Im ohnehin locker geführten Gefängnis soll die ehemalige Epstein-Komplizin darüber hinaus besondere Privilegien genießen. Das soll aus den Anschuldigungen eines Whistleblowers hervorgehen, auf die sich demokratische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus stützen. Sie fordern von der US-Regierung nun Antworten.
Unter anderem soll Maxwell aus ihrer Zelle heraus an einem Antrag auf Strafmilderung oder gar eine Begnadigung arbeiten – wohlgemerkt mit tatkräftiger Unterstützung des zuständigen Gefängnisdirektors.

© IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/Daniel Torok/White House
Dieser soll Maxwell dabei geholfen haben, Dokumente zu kopieren und diese an einen Unterstützerkreis außerhalb der Gefängnismauern zu versenden, kritisiert der Demokrat Jamie Raskin, führendes Mitglied seiner Partei im US-Justizausschuss. Maxwell hat gemäß den Angaben des Whistleblowers den Gefängnisdirektor „im Wesentlichen als ihren persönlichen Sekretär und Verwaltungsassistenten benutzt“, berichtet auch der britische „The Guardian“.
Zu weiteren Privilegien, die der ehemaligen Society Lady in Haft offenbar gewährt werden, gehört dem Bericht zufolge die Möglichkeit, Gäste in einem speziell abgegrenzten Bereich zu empfangen, die ihren Computer mit zu dem Treffen bringen dürfen. Normalerweise haben Gefängnisinsassen aus Sicherheitsgründen keinen Zugang zu E-Mails und keinen Zugriff auf Computer. Über ihre Besucherinnen und Besucher sei Maxwell demzufolge in der Lage, Dokumente und E-Mails in ihrem Namen in die Welt zu versenden.
Auch sonst gehe es Maxwell in ihrer neuen „Bleibe“ in Texas derzeit verhältnismäßig gut – was Maxwell Freunden und Angehörigen bereits vor Wochen in E-Mails selbst mitgeteilt hatte, als sie schrieb, sie sei in Texas „viel glücklicher“ als zuvor in ihrem Gefängnis in Florida.
Demnach erhält die 63-jährige Tochter des britischen Verlegers Robert Maxwell „maßgeschneiderte Mahlzeiten“, die ihr „persönlich“ in die Zelle geliefert würden. Zu ihren Privilegien gehöre auch spezielle Freizeit, um mit einem der Diensthunde der Sicherheitskräfte zu spielen. Und wenn Maxwell Gäste in den für sie vorgesehenen Bereichen empfange, sei für „eine Auswahl an Snacks und Erfrischungen“ für die Besucher gesorgt.
Raskin verlangt in dem Brief an den US-Präsidenten dem Bericht zufolge nun Antworten zu den Anschuldigungen des Whistleblowers und fordert Trump auf, Maxwells Antrag auf Strafmilderung abzulehnen. „Sie sollten dieser verurteilten und reuelosen Sexualstraftäterin keinerlei Gnade gewähren“, zitiert „The Guardian“ aus dem Schreiben an Trump. „Ihre Regierung sollte ihr keinen Zimmerservice, keine Welpen zum Spielen, keine Bundespolizisten, die ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, und überhaupt keine Sonderbehandlung oder institutionelle Privilegien gewähren.“

© Getty Images/Davidoff Studios Photography; Bearbeitung: Tagesspiegel
Noch im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft hatte Trump versprochen, die Epstein-Akten, sollte er wieder ins Weiße Haus einziehen, vollständig zu veröffentlichen. Denn der mutmaßliche Freitod Epsteins 2019 in einer Zelle eines New Yorker Gefängnisses sorgt bis heute für wilde Spekulationen über mögliche Verbindungen des Sexualstraftäters zu Mitwissern oder gar Mittäter in der amerikanischen High Society.
Epstein war mit Prominenz und Superreichen bestens vernetzt, auch Trump gehörte zum engeren Kreis des Investmentbankers. Die 63-jährige Maxwell wiederum könnte über brisante Informationen über Verstrickungen von Prominenten und Milliardären mit Epstein verfügen.
Ghislaine Maxwell ist eine verurteilte Sexualstraftäterin, die Jeffrey Epstein jahrzehntelang dabei half, Gräueltaten und Vergewaltigungen an Frauen und Mädchen zu begehen.
Robert Garcia, US-Demokrat
Trump hat sein damaliges Versprechen indes bis heute nie eingelöst, was zu Mutmaßungen darüber führt, was der Republikaner konkret über Epsteins kriminelle Machenschaften wusste, als die beiden Männer eine Freundschaft verband. Im Sommer gab das US-Ministerium auf Druck auch von Anhängern aus dem eigenen Lager lediglich Protokolle und Aufzeichnungen von Verhören mit Ghislaine Maxwell heraus.
Diese dokumentierten Gespräche sollen belegen, dass eine Liste mit möglichen prominenten Klienten von Epstein nicht existieren würde und Trump in den kriminellen Machenschaften des Multimilliardärs Epstein keine Rolle gespielt hatte. Nach der Befragung im Juli wurde Maxwell in das Gefängnis mit den besseren Bedingungen in Texas verlegt.
Der Demokrat Raskin fragt Trump in seinem Schreiben, aus dem „The Guardian“ zitiert, ziemlich unverblümt: „Welche Informationen hat Frau Maxwell zugesichert, unter Verschluss zu halten, um als verurteilte Sexualstraftäterin eine derart privilegierte Behandlungen zu erhalten?“.
Demokraten um Raskin oder den kalifornischen Abgeordneten Robert Garcia fordern die Regierung dazu auf, auf die Fragen rund um die Haftbedingungen und deren angebliches Gesuch um Strafmilderung bis zum 24. November Stellung zu beziehen. Sie fordern darüber hinaus den republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, „sich öffentlich gegen eine Strafmilderung oder Begnadigung durch Präsident“ auszusprechen.
Noch im Oktober hatte der Oberste Gerichtshof den Berufungsantrag von Ghislaine Maxwell gegen ihre Gefängnisstrafe abgelehnt. In Haft soll die 63-Jährige weiterhin bleiben, sagt der Demokrat Robert Garcia laut US-Medien: „Ghislaine Maxwell ist eine verurteilte Sexualstraftäterin, die Jeffrey Epstein jahrzehntelang dabei half, Gräueltaten und Vergewaltigungen an Frauen und Mädchen zu begehen.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: