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Grausame Geisel-Videos der Hamas: Das Momentum wechselt die Seiten
Die Terrororganisation Hamas prangert den Hunger in Gaza an – und unterschlägt, dass sie selbst mit dafür verantwortlich ist. Doch selbst in der arabischen Welt verliert sie an Rückhalt.

Stand:
Es sind Videos, die nicht nur in Israel für Entsetzen sorgen. Geiseln, stark ausgemergelt, in einem Clip zusammengeschnitten mit Bildern hungernder Palästinenser in Gaza.
Der Deutsch-Israeli Rom Braslavski ist abgemagert, kaum wiederzuerkennen. Evyatar David sagt, er grabe sich im Hamas-Tunnel sein eigenes Grab.
Dass es die Terroristen der Hamas sind, die alle hungern lassen, die Geiseln und ihre eigenen Landsleute – das ist natürlich nicht zu sehen. Nicht bei einer Propaganda, die Tausende Israelis an die Bilder befreiter Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern im Zweiten Weltkrieg erinnert. Und nicht nur die.
Alles das, was dieser Tage immer wieder an Grausamkeit zu sehen ist und von den Terroristen gezeigt wird – es belegt: Der Krieg in und um Gaza dauert schon so lange. Zu lange.
Abertausende Opfer, das Leid auf beiden Seiten, all das trifft uns. Mit zunehmender Wucht. Der Impuls ist: Wir müssen helfen, den Menschen, nicht der entmenschlichten Hamas. Und der Impuls ist richtig. In jeglicher Hinsicht.
Es ist Zeit für eine Zeitenwende im Nahen Osten
Räumlich nahe ist uns die Region, aber besonders nahe ist uns ein Staat, Israel. Wir als Deutsche sind mit ihm verbunden wie mit keinem zweiten. Dieser Staat braucht Frieden vor der Hamas, die Region braucht ihn – mehr noch: Die Welt braucht ihn. Dringender denn je. Es ist Zeit für eine, ja doch, Zeitenwende im Nahen Osten, eine, die Deutschland wegen eben dieser Nähe nach Kräften unterstützen muss.
Und da taucht doch tatsächlich Hoffnung auf: Erstmals – wohlgemerkt – haben sich mehrere arabische Staaten offen gegen die Terrororganisation Hamas gestellt. Sie fordern deren vollständige Entmachtung im Gazastreifen.
In einer gemeinsamen Erklärung, verabschiedet zum Abschluss einer UN-Konferenz in New York, rufen Saudi-Arabien, Katar und Ägypten dazu auf, dass die Hamas ihre Waffen abgibt. Sie soll sich vollständig aus der politischen Verantwortung zurückziehen.
Der Hamas-Clip schließt mit der Textbotschaft: „Nur ein Waffenruheabkommen bringt sie zurück“ – gemeint sind die Geiseln. Ja, ein Abkommen, allerdings keines zu den Bedingungen der Islamisten. Und das sagen ihnen die arabischen Staaten sehr deutlich. Ihr Widerwille siegt über ihre Geduld.
Auch weil in den arabischen Ländern genau gesehen wird, dass Hilfsgüter für die unendlich leidende Bevölkerung oft direkt bei der Hamas landen. Und viel zu wenig bei den Hungernden. Propaganda hält die Wirklichkeit nicht ewig auf.
Aber wahr ist auch: Es muss mehr Hilfe geben, mehr (Über-)Lebensmittel. Die deutsche Luftbrücke ist da ein richtiges Signal. Kriminellen, die zu Wucherpreisen Hilfsgüter auf Märkten verkaufen, den Kampf anzusagen, wäre ein weiteres.
Die Frontstellung arabischer Staaten wird endlich sichtbar
Die Hamas im Gazastreifen kümmert das einstweilen nicht. Sie lehnt es ab, die Waffen niederzulegen, solange es keinen unabhängigen palästinensischen Staat gibt. Der bewaffnete Widerstand könne nur dann aufgegeben werden, wenn die Rechte der Palästinenser vollständig verwirklicht seien, erklärt die Terrororganisation – doch so weit gehen bei Weitem nicht alle Palästinenser. Nicht mehr.
Deren Präsident Mahmud Abbas, Chef der Palästinensischen Autonomiebehörde, steht auf der Seite der Hamas-Gegner. Er hat die Islamisten inzwischen mehrmals verurteilt. Darin muss er bestärkt werden. Sein Bekenntnis zu einer friedlichen Entwicklung ist wichtig; es muss allseits glaubhaft sein, überall in der Region. Und öffentlich wiederholt werden. Solche Bilder und Berichte müssen der Wahrheit eine Gasse bahnen.
50 israelische Geiseln sind wohl noch im Gazastreifen, von denen mindestens 20 am Leben sein könnten. Die dokumentierte Grausamkeit der Hamas hat ihren Preis: Die Frontstellung arabischer Staaten wird endlich sichtbar. Sie kann unumkehrbar gemacht werden. Kluge Kooperation macht Verbündete.
Das Momentum wechselt die Seiten. Jetzt gilt es, die Chance zu schaffen für ein umfassendes Abkommen, von den USA angeführt, von Deutschland und Europa gefördert, das den Krieg beendet und die Geiseln zurückbringt. Diese Bilder wollen wir sehen. Endlich. Hoffentlich.
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