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Musks Griff in Fördertöpfe?: Der wundersame Tesla-Verkaufsrekord in Kanada
In den USA geht Elon Musk mit seiner Doge-Behörde gegen angebliche Verschleuderung von Steuergeldern vor. In Kanada hingegen sollen Tesla-Händler nun über 43 Millionen Dollar an staatlichen Subventionen eingefordert haben.
Stand:
Kanadas Programm zur Förderung des Verkaufs von Elektrofahrzeugen ist an seine Budgetgrenzen gestoßen – und wurde daher im Januar zumindest vorübergehend ausgesetzt. Händler von Elektrofahrzeugen gewährten bis dahin ihrer Kundschaft einen Rabatt pro verkauftem Fahrzeug – und konnten die vorgestreckten Gelder beim Staat zurückfordern.
Als der Förderstopp am Freitag, 10. Januar, verkündet wurde, waren laut „Toronto Star“ noch 71,8 Millionen Dollar an Programmmitteln verfügbar.
So weit, so gut. Was danach passierte, sorgt seither in Kanada für hitzige Debatten. 72 Stunden, nachdem die kanadischen Behörden das Aus für das Förderprogramm verkündet hatten, war der Topf mit den Fördermitteln nämlich leer.
Tesla-Verkaufszahlen schnellten wundersam in die Höhe
Auffallend: Kaum war die Ankündigung raus, schnellten die Verkaufszahlen bei vier Tesla-Händlern in Québec City, Toronto und Vancouver übers Wochenende von 300 auf 5800 verkaufte Fahrzeuge pro Tag massiv in die Höhe. Musks Autohersteller Tesla machte beim Staat Fördergelder von 43,1 Millionen Dollar geltend.
Das entspricht 60 Prozent der im Fördertopf verbliebenen Mittel. 226 unabhängige kanadische Fahrzeughändler, die ihrer Kundschaft die Rabatte für den E-Auto-Kauf ebenfalls vorgestreckt hatten, gingen leer aus. Die Fördermittel waren aufgebraucht.
Dass ausgerechnet der Konzern von Elon Musk nach Fördermitteln aus Steuergeldern greift, macht viele Kanadierinnen und Kanadier wütend. Musk hat seine Sympathien im Land längst verspielt. Seine Art, in den USA Ministerien zu verschlanken und dabei rücksichtslos Menschen auf die Straße zu stellen oder internationale Hilfsprojekte zu stoppen, um der Verschwendung von Steuergeldern – so Musk – den Riegel vorzuschieben, kommt beim Gros der Menschen nicht gut an.
Vor allem aber unterstützt Musk den protektionistischen und durchaus Kanada gegenüber feindlich gestimmten Kurs von US-Präsident Donald Trump offen. Der US-Präsident hatte darüber sinniert, Kanada „wäre als 51. US-Bundesstaat viel besser dran.“ Hinzu kommen Trumps Drohungen, Zölle auf Stahl und Aluminium aus Kanada deutlich zu erhöhen.
Kanada ist kein richtiges Land.
Elon Musk in einem Tweet im Februar
Der 53-jährige Musk, in Südafrika geboren, besitzt neben der US-Staatsbürgerschaft auch den kanadischen Pass. Mehr als 230.000 Kanadierinnen und Kanadier haben eine Petition unterschrieben, die die Landesregierung auffordert, Musk die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Der Tesla-Gründer habe sich einer Regierung angeschlossen, „die versucht, die Souveränität Kanadas auszulöschen.“ Musk konterte in sozialen Medien mit dem Satz: „Kanada ist kein richtiges Land.“
Angesichts solcher Aussagen und des Verhaltens des Tesla-CEOs ist der Ärger der Kanadier über die Millionen-Forderung der Tesla-Händler nachvollziehbar. Laut „Toronto Star“ hat die zuständige Behörde „Transport Canada“ die Last-Minute-Rabattanträge von Tesla in Höhe von 43 Millionen Dollar aus Steuergeldern bestätigt. Ob die Summe bereits ausbezahlt worden ist, ließ die Behörde offen. Sie kündigte an, die Anträge der Tesla-Händer zu prüfen.
Bereits in der Vergangenheit gehörte Tesla laut dem Zeitungsbericht zu den größten Empfängern der kanadischen Fördermittel, bislang soll der Konzern mit 713 Millionen Dollar aus öffentlichen Geldern unterstützt worden sein, so der „Toronto Star“.
Flavio Volpe, der Präsident der kanadischen Vereinigung der Autoteilehersteller, echauffierte sich über den Griff in die Fördertöpfe, nachdem Musk und Trump Kanada respektlos behandelt hätten: „Wir sollten ihnen nicht für die Ehre, beleidigt worden zu sein, kostenloses Geld geben“.
Wir sollten ihnen nicht für die Ehre, beleidigt worden zu sein, kostenloses Geld geben.
Flavio Volpe, kanadische Vereinigung der Autoteilehersteller
Während der Tesla-CEO „über die Moral der staatlichen Verfahren und die Verschwendung in den USA schwadroniert“, so Volpe weiter, „nutzt sein Unternehmen jedes Schlupfloch und jeden Trick, um die staatlichen Subventionen in Kanada zu maximieren.“
Musks Nähe zu Trump und seine eigenen Äußerungen gegenüber dem nördlichen Nachbarland der USA wirken sich für den Tesla-Konzern in Kanada deutlich nachteilig aus. David Eby, Premierminister der kanadischen Provinz British Columbia, hat Tesla kürzlich vom Rabattprogramm der Provinz für Heimladestationen ausgeschlossen.
Sein Energieminister Adrian Dix sagte, Tesla solle nicht von öffentlichen Subventionsprogrammen profitieren. „Ich glaube nicht, dass man in British Columbia irgendjemandem sagen muss, warum, und ich denke, die meisten Leute würden die Streichung von dieser Liste unterstützen“, sagte er gegenüber lokalen Medien.
Auch die Stadt Toronto in der Provinz Ontario hat Tesla von öffentlichen Förderprogrammen zur Einführung emissionsarmer Mietfahrzeuge ausgeschlossen. „Die Betreiber von Mietfahrzeugen, wie zum Beispiel Taxis, werden sich eine andere Art von Auto suchen müssen. Es gibt andere Elektroautos, die sie kaufen können“, sagte Torontos Bürgermeisterin Olivia Chow Anfang dieser Woche.
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