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Hochrangige Palästinenservertreter nicht darunter: Israel veröffentlicht Liste freizulassender Häftlinge – Marwan Barghuti bleibt im Gefängnis
Als Gegenzug für die Rückkehr der Geiseln lässt Israel 250 palästinensische Häftlingen frei. Einige Forderungen der Hamas werden dabei nicht erfüllt.
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Nach der offiziellen Annahme des Gaza-Abkommens durch die Regierung hat das israelische Justizministerium eine Liste mit den Namen von 250 Häftlingen veröffentlicht, die im Austausch für die im Gazastreifen verbliebenen Geiseln freigelassen werden sollen. Nicht in dem am Freitag auf der Website des Ministeriums veröffentlichten Dokument enthalten ist der Name des wegen seiner Beteiligung an tödlichen Attentaten zu lebenslanger Haft verurteilten palästinensischen Anführers Marwan Barghuti.
Auch weitere hochrangige, wegen Attentaten lebenslänglich verurteilte Palästinenservertreter sind auf der Liste nicht vertreten, darunter Ahmad Saadat, Hassan Salameh und Abbas al-Sajjed. Die Hamas hatte ihre Freilassung gefordert.
Barghouti sitzt seit über 20 Jahren in Haft. Ein israelisches Gericht verurteilte ihn wegen Mordes und Terrorismus. Fünfmal lebenslänglich lautete der Schuldspruch, plus 40 Jahre Gefängnis. Als Kommandeur der Tanzim-Miliz im Westjordanland zählte er zu den Anführern der zweiten Intifada. Israel schreibt ihm auch eine führende Rolle bei den sogenannten Al-Aksa-Märtyrerbrigaden zu, die auch zivile Ziele im jüdischen Staat angriffen.
Barghouti ist Idol für Palästinenser
Mehrfach stand Barghouti auf der Liste, wenn es darum ging, israelische Geiseln gegen palästinensische Häftlinge auszutauschen. Auch dieses Mal hatte die Hamas seine Freilassung gefordert. Doch Israels Regierung lehnt das kategorisch ab.
Vom Gefängnis ist Barghouti bis heute politisch aktiv. Nicht zuletzt mithilfe seiner Frau Fadwa, die die Botschaften ihres Mannes verbreitetet und versucht, vor allem in der arabischen Welt Unterstützung für dessen Freilassung zu organisieren.
Barghouti ist gerade für die Menschen im Westjordanland ein Idol. An vielen Häuserwänden prangt ein Bild von ihm, die Hände in Handschellen – oft neben Porträts des früheren PLO-Chefs Jassir Arafat. Sein Name wird manchmal als möglicher Nachfolger von Mahmoud Abbas genannt.
Ein weiterer prominenter Gefangener, dessen Freilassung die Hamas gefordert hatte, ist Ahmad Saadat, ehemaliger Generalsekretär der Volksfront für die Befreiung Palästinas. Der 72-jährige Saadat gilt als einer der Drahtzieher hinter der Ermordung des israelischen Ministers Minister Rehavam Ze’evi im Jahr 2001. Er wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt. Auch seine Freilassung lehnte Israel ab.
Dem von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen und mittlerweile von Israel wie der Hamas bestätigten Plan zufolge wird das Land neben den 250 Häftlingen rund 1700 Bewohner des Gazastreifens freilassen, die sich in israelischer Gefangenschaft befinden. Im Gegenzug hat die Hamas zugesagt, alle im Gazastreifen verbliebenen Geiseln freizulassen. 20 sind nach jüngsten Angaben von Regierungschef Benjamin Netanjahu noch am Leben, 27 sind tot. Zudem sollen die Überreste einer bereits 2014 in den Gazastreifen verschleppten verstorbenen Geisel ausgehändigt werden. (Tsp, AFP)
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