
© Reuters/US-Navy/LaShawn Sykes
Im Pride-Monat Juni : US-Marine soll Namen von schwulem Politiker Harvey Milk von Kriegsschiff streichen
Das Navy-Schiff trägt den Namen eines homosexuellen Vorkämpfers: Nun soll die „Harvey Milk“ auf Befehl von Pentagon-Chef Hegseth umbenannt werden. Weitere Maßnahmen könnten folgen.
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Es passiert ausgerechnet im Juni, der traditionell als Pride-Monat gilt: Der US-Marine ist laut Medienberichten befohlen worden, dem Versorgungsschiff USNS „Harvey Milk“ einen anderen Namen zu geben. Dies schreiben unter anderem der „Guardian“ und der Sender CBS online. Die Anweisung dazu soll demnach direkt von Verteidigungsminister Pete Hegseth gekommen sein. Das Schiff war erst vor vier Jahren auf den Namen des Politikers und Vorkämpfers für die Rechte von Homosexuellen getauft worden.
Die Maßnahme werde als Teil der „Wiederbelebung einer Kriegerkultur“ in den Streitkräften bezeichnet. Die geplante Umbenennung gilt als weiterer Schritt der Administration von US-Präsident Donald Trump gegen Minderheiten in den Streitkräften der Vereinigten Staaten. Zunächst hatte das Portal „Military.com“ berichtet.
Der Navy-Veteran Harvey Milk war 1977 in den Stadtrat von San Francisco gewählt worden und damit der erste offen schwule Politiker in den USA, der die Wahl zu einem öffentlichen Amt gewann. Er stammte aus einer Familie von Seeleuten und hatte selbst als Marineoffizier im Koreakrieg gedient. Seine Homosexualität hielt er dabei lange geheim.
Weitere Maßnahme Trumps gegen Minderheiten
1978 wurde der damals 48-Jährige Milk von einem politischen Rivalen erschossen. Täter Dan White tötete auch den damaligen Bürgermeister George Moscone. Das Attentat machte Milk legendär. Seine Geschichte wurde von Regisseur Gus Van Sant mit Sean Penn in der Titelrolle verfilmt. Der hatte für seine Darstellung des berühmten Bürgerrechtlers 2009 den Oscar als bester Hauptdarsteller erhalten.
Die USNS „Harvey Milk“ ist ein Nachschubschiff der sogenannten John-Lewis-Klasse. Der Versorger wurde erst 2021 getauft, eingeleitet hatte den Prozess bereits 2016 der demokratische Präsident Barack Obama. Dies stellte einen bedeutenden Schritt in Richtung Inklusion in den Streitkräften dar. Die Schiffsklasse ist nach der Ikone der Bürgerrechte und dem Kongressabgeordneten John Lewis benannt, der 2020 verstarb.
Hegseths Sprecher bestätigte, dass derzeit eine Überprüfung des Namens des Schiffes stattfindet. Sean Parnell teilte CBS zufolge mit, dass Hegseth „sich dafür einsetzt, dass die Namen aller Einrichtungen und Anlagen des Verteidigungsministeriums die Prioritäten des Oberbefehlshabers, die Geschichte unserer Nation und das Ethos des Kriegers widerspiegeln“.

© dpa/Anupam Nath
Parnell fügte hinzu, dass mögliche Umbenennungen bekannt gegeben würden, sobald die internen Überprüfungen abgeschlossen seien. Eine endgültige Entscheidung soll in den kommenden Tagen gefällt werden.
Dass der Plan Hegseths in den Juni fällt, dürfte kein Zufall sein, vermuten Beobachter in den USA. Im Pride-Monat wird an vielen Orten in der Welt die LGBTIQ-Gemeinschaft gefeiert und an den Stonewall-Aufstand queerer Menschen in der New Yorker Christopher Street im Juni 1969 erinnert. Die World-Pride-Feierlichkeiten finden dieses Jahr in Washington statt. Die Umbenennung dürfte bei Trumps Anhängern gut ankommen.
Dass die Trump-Regierung die Namen der USNS ,Harvey Milk’ und anderer Schiffe ändern will, ist beschämend und rachsüchtig.
Nancy Pelosi, frühere Sprecherin des US-Repräsentantenhauses
CBS schreibt online unter Berufung auf Dokumente der US-Marine, der Zeitplan der Umbenennung stehe fest, der neue Name der „Harvey Milk“ sei noch nicht bekannt. Demnach sollen weitere Schiffe umbenannt werden, darunter folgende Navy-Boote:
- USNS „Thurgood Marshall“
- USNS „Harriet Tubman“
- USNS „Ruth Bader Ginsburg“
- USNS „Dolores Huerta“
- USNS „Lucy Stone“
- USNS „Cesar Chavez“
- USNS „Medgar Evers“
„Die Nachricht, dass die Trump-Regierung die Namen der USNS ,Harvey Milk’ und anderer Schiffe der John-Lewis-Klasse ändern will, ist beschämend, rachsüchtig und löscht die Namen derjenigen aus, die dafür gekämpft haben, Barrieren zu überwinden, damit alle Menschen dem amerikanischen Traum folgen können“, teilte die frühere Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, CBS News mit.
Sie fügte hinzu: „Unser Militär ist das mächtigste der Welt – aber dieser boshafte Schritt stärkt weder unsere nationale Sicherheit noch das Ethos des ‚Kriegers‘. Stattdessen ist es eine Preisgabe eines grundlegenden amerikanischen Wertes: das Erbe derer zu wahren, die daran gearbeitet haben, ein besseres Land aufzubauen.“
Im Frühjahr hatte das Pentagon bereits beschlossen, dass trans Menschen ab dem 26. März 2025 weitgehend aus den Streitkräften ausgeschlossen werden sollen – die Anweisung gilt auch für aktive Soldatinnen und Soldaten.
„Der Dienst dieser Individuen ist nicht im besten Interesse der Streitkräfte und nicht eindeutig im Einklang mit den Interessen der nationalen Sicherheit“, heißt es darin. Die trans Identität werde als unvereinbar mit dem „ehrbaren“ und „disziplinierten“ Lebensstil bezeichnet, der von Mitgliedern der Streitkräfte erwartet werde.
Dienstmitglieder müssen demnach Anreden wie „Sir“ und „Ma’am“ entsprechend ihrem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht verwenden. Zudem sollen geschlechtsangleichende Behandlungen nicht mehr über die Militär-Gesundheitsvorsorge finanziert und geplante Operationen gestrichen werden.
Nachdem die Anweisung zunächst juristisch gestoppt worden war, erlaubte das Oberste US-Gericht der Trump-Regierung dies Anfang Mai vorläufig. Eine finale Entscheidung des Supreme Court gibt es noch nicht.
Hegseth geht seit seinem Amtsantritt rigoros gegen Diversitätsprogramme im US-Militär vor, ließ entsprechende Verweise, Fotos, Webseiten entfernen und entließ zahlreiche hochrangige Führungskräfte (darunter überproportional viele Frauen) mit Verweis auf deren Inklusionbemühungen.
Pentagonchef Hegseth, zitiert die „Washington Post“ den ehemaligen Stabschefs von Obamas Marineminister Ray Mabus, „scheint auf einem Amoklauf zu sein“, um alle Personen aus der US-Geschichte zu entfernen, die keine heterosexuellen weißen Männer sind.
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