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Proteste gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran.

© REUTERS/STEPHANIE LECOCQ

Iran will Frauen ohne Kopftuch in Psychiatrie einweisen: Die Angst der Mullahs vor der Freiheit

Die Machthaber wollen unverschleierten Frauen in einer psychiatrischen Klinik Keuschheit lehren. Es ist ein perfider Versuch, den Drang nach Freiheit zu unterbinden.

Christian Böhme
Ein Kommentar von Christian Böhme

Stand:

Das Vorgehen wirkt bizarr, hat aber Methode. Nach übereinstimmenden Berichten britischer Medien plant eine iranische Regierungsbehörde eine „Klinik zur Beendigung der Hidschab-Entfernung“.

Mit anderen Worten: Frauen, die sich in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch zeigen, droht die willkürliche Einweisung in die Psychiatrie.

Mit diesem Vorgehen verschärfen die Herrscher ein weiteres Mal die Unterdrückung im Land. Und die ist bereits massiv.

Folter, Todesurteile, Hinrichtungen, Festnahmen, Überwachung: Der Iran gehört nach einhelliger Meinung von Menschenrechtsexperten schon lange zu den repressivsten Regimen weltweit. Das Volk wird terrorisiert.

Die Studentin Ahou Daryaei wurde vor einer Woche festgenommen und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen (Videoaufnahme)

© imago/Starface/IMAGO/Microseb/Starface

Aber die jüngste Volte der Führung in Teheran zeigt auch: Den Mullahs fällt es offenbar mit jedem Tag schwerer, den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung niederzuhalten.

Immer mehr Frauen weigern sich, dem Diktat der Macht habenden Männer Folge zu leisten. Das scheint insbesondere die ideologischen Hardliner zu ängstigen.

Protest gegen die Kleidungsvorschriften

Aufgeschreckt hatte die Vertreter des rigiden „Gottesstaats“ vermutlich eine Studentin. Sie hatte sich vor einigen Tagen bis auf die Unterwäsche ausgezogen und war in Teheran über den Campus der privaten Asad-Universität gelaufen – vermutlich, um gegen die strengen Kleidungsvorschriften zu protestieren.

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Auch gab es in den sozialen Medien Hinweise darauf, dass die junge Frau zuvor von Mitgliedern der staatstreuen Basidsch-Miliz belästigt wurde.

Die Studentin wurde schließlich vom Wachpersonal an die Polizei übergeben. Die wiederum erklärte, die Frau leide unter „psychischen Problemen“ und werde zur „Spezialbehandlung“ in ein „Pflegezentrum“ gebracht.

Eine besondere Form der Freiheitsberaubung

Offenkundig hat das Regime an dieser Form der Freiheitsberaubung Gefallen gefunden – das Projekt einer Klinik zur Lehre von „Keuschheit und Hidschab“ ist Mittel zum Zweck, um Frauen einzuschüchtern. Denn die Einrichtung dürfte einem Gefängnis gleichen.

Revolutionsführer Ali Chamenei sieht im Kopftuchzwang einen ideologischen Pfeiler seiner Macht.

© dpa/Uncredited

Wie nervös Irans Oberhäupter mittlerweile sind, zeigt noch etwas anderes. Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Hawar.help wurden vor einigen Tagen sechs junge Männer zum Tode verurteilt.

Sie sollen während der Unruhen im Herbst 2022 einen Basidsch-Milizionär getötet haben. Doch ein faires Verfahren wurde ihnen laut Hawar.help vorenthalten, Geständnisse seien erpresst worden.

Es ist ein übliches Vorgehen der Justiz bei politischen Gefangenen – gerade wenn es um Oppositionelle geht, die im Zuge der Bewegung „Frauen, Leben, Freiheit“ dem Staat die Stirn boten.

Dieser revolutionsartige Aufstand hat die Machtclique zutiefst verunsichert. Sie fürchten heute sogar Studentinnen in Unterwäsche.

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