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© Reuters/NATHAN HOWARD

„Israel verraten und aus Gier im Auftrag Katars gehandelt“: Ex-Regierungschef Bennett fordert Netanjahus Rücktritt

Die „Katargate“-Affäre setzt Israels Ministerpräsident Netanjahu unter Druck. Enge Mitarbeiter sind verhaftet worden, weil sie sich offenbar von Katar bestechen ließen.

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Der als Favorit bei der nächsten Parlamentswahl in Israel gehandelte Ex-Regierungschef Naftali Bennett hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor dem Hintergrund der sogenannten „Katargate“-Affäre zum Rücktritt aufgefordert. Netanjahus Büro habe „den Staat Israel und die Soldaten der israelischen Streitkräfte in Kriegszeiten verraten und aus Gier im Auftrag Katars gehandelt“, erklärte Bennett am Montag in Onlinediensten. Netanjahu warf er vor, die Affäre vertuscht zu haben.

„Katargate“ sei der schwerwiegendste Verrat in der Geschichte Israels, führte Bennett aus. Dies sei „im Allerheiligsten der israelischen Sicherheit, dem Büro des Ministerpräsidenten“ geschehen. Netanjahus Büro habe „während des Krieges für Geld für einen Feind“ gearbeitet. Unabhängig davon, ob Netanjahu „davon wusste oder nicht“, erforderten beide Szenarien seinen „sofortigen Rücktritt“.

Katar sollte möglichst positiv dargestellt werden

Bennett äußerte sich infolge einer Recherche des israelischen Senders i24, der Korrespondenzen zwischen den zwei Netanjahu-Beratern Eli Feldstein und Israel Einhorn aufgedeckt hatte. Darin besprachen die beiden, wie Katar als Vermittler im Gazakrieg möglichst positiv in israelischen Medien dargestellt werden könne. Ägypten sollte wiederum möglichst negativ wegkommen. Bennett beschuldigte die Berater, „als bezahlte Agenten Katars agiert zu haben“.

Dies sei zu einer Zeit geschehen, als israelische Soldaten „kämpften und unter Kugeln fielen, die mit katarischem Geld gekauft wurden“, erklärte Bennett in Anspielung auf Katars Unterstützung für die Hamas, die mit ihrem Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 und der Geiselnahme von 251 Menschen den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte.

Im Zentrum von „Katargate“ steht die mutmaßliche Bestechung israelischer Beamter aus Katar. Der Inlandsgeheimdienst Schin Bet verdächtigt mehrere Vertraute Netanjahus, Gelder aus dem Golfemirat erhalten zu haben, um ein positives Image in Israel zu befördern. Feldstein und der Netanjahu-Berater Jonatan Urich wurden Ende März festgenommen, Einhorn verließ das Land und hält sich derzeit in Serbien als Berater des dortigen Präsidenten Vucic auf.

Vertrauliche Informationen an Katar weitergegeben?

Israelischen Medienberichten gibt es zudem den Verdacht, dass inmitten des Gaza-Krieges vertrauliche Informationen an katarische Quellen weitergegeben wurden. Im April erklärte Netanjahu, Katar sei „kein Feind“ Israels, und verteidigte damit seine Berater.

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Katar hat sich nach dem Hamas-Überfall und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg neben Ägypten und den USA als wichtiger Vermittler bei den indirekten Gesprächen zwischen der islamistischen Palästinenserorganisation und Israel etabliert. Das Emirat unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel. Allerdings gewährt der Golfstaat ranghohen Hamas-Funktionären seit langem Unterschlupf: So lebte etwa der frühere Hamas-Chef Ismail Haniyeh in Katar. Nach einem tödlichen israelischen Angriff auf ihn in Irans Hauptstadt Teheran wurde Haniyeh in Katars Hauptstadt Doha beerdigt.

Im kommenden Jahr finden in Israel Parlamentswahlen statt. Bennett amtierte im Juni 2021 vorübergehend als Regierungschef, 2022 platzte seine Koalition und er kündigte seinen Rückzug aus der Politik an. Bei der Wahl 2026 gilt der Mitte-Rechts-Politiker als Netanjahus aussichtsreichster Rivale. Aktuellen Umfragen zufolge hat er gute Chancen, den Likud-Politiker erneut im Amt abzulösen. (AFP)

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