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Journalist in Teheran festgenommen : Iran setzt Medien-Repressionen fort
Irans politische Führung wehrt sich mit aller Kraft gegen die landesweiten Proteste. Von der Verhaftungswelle sind auch Journalisten betroffen.
Stand:
Weil er mit den Familien von zum Tode verurteilten Gefangenen Interviews geführt hatte, ist ein Journalist im Iran festgenommen worden. Die reformorientierte Zeitung „Etemad“ berichtete am Freitag, der Leiter ihrer Politikredaktion, Mehdi Beikoghli, sei am Donnerstagabend festgenommen worden.
Seine Ehefrau habe auf Twitter darüber informiert, dass ihm sein Smartphone, sein Computer und seine persönlichen Sachen abgenommen worden seien.
Beikoghli hatte in den vergangenen Wochen mehrere Interviews mit den Angehörigen von Demonstranten geführt, die wegen ihrer Rolle bei den landesweiten Protesten zum Tode verurteilt worden waren. Bislang wurden offiziellen Angaben zufolge 14 Menschen in Zusammenhang mit den Protesten im Iran zum Tode verurteilt, zwei der Todesurteile wurden bereits vollstreckt.
Zahlreiche Medienschaffende verhaftet
Die Zeitung „Schargh“ hatte im Dezember eine Liste mit fast 40 Journalisten und Fotojournalisten veröffentlicht, die im Iran im Zusammenhang mit den Demonstrationen festgenommen worden waren. Vergangene Wochen gaben lokale Medien die Festnahme weiterer Journalisten bekannt.
In den vergangenen Wochen wurden zahlreiche iranische Journalistinnen und Journalisten im Rahmen einer Verhaftungswelle inhaftiert. Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) in New York wurden im Rahmen der jüngsten Proteste bereits mehr als 80 Medienschaffende verhaftet.

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Die Möglichkeiten der Berichterstattung sind im Land massiv eingeschränkt. Immer wieder kommt es auch zu Störungen und Sperren des Internets. Auf einer Rangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) liegt der Iran auf einem der letzten Plätze.
Whatsapp und Instagram weiterhin gesperrt
Auch die Apps Instagram und WhatsApp bleiben weiterhin gesperrt. Das teilte das Innenministerium am Freitag mit, wie die Zeitung „Shargh“ auf Twitter berichtete. „Solange WhatsApp und Instagram die Regeln der Souveränität unseres Landes nicht akzeptieren, gibt es keine Möglichkeit zu existieren“, zitierte die Zeitung einen hochrangigen Sicherheitsbeamten im Ministerium.
Der Chatdienst WhatsApp des Facebook-Konzerns Meta hatte am Donnerstag mitgeteilt, Proxy-Server zur Unterstützung der Umgehung von Internetsperren einzuführen. Die Option werde mit der neuesten App-Version weltweit verfügbar sein.

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Irans Behörden hatten im September die Apps und phasenweise auch das Internet gesperrt, um die Kommunikation zwischen Demonstranten sowie die Veröffentlichung von Informationen und Videos im Zuge der im September aufgeflammten Proteste zu verhindern.
Die Apps werden im Iran auch von Unternehmen für Werbung und Vermarktung ihrer Produkte genutzt. Nach der Sperrung sank der Umsatz vieler Firmen massiv.
Landesweite Proteste seit Tod einer iranischen Kurdin
Irans politische Führung steht seit Ausbruch der landesweiten Proteste Mitte September unter enormem Druck. Ausgelöst vom Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam stürzte Teheran in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten.
Die 22-Jährige war vor mehr als drei Monaten wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden. Einige Journalistinnen sitzen im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran.
Auch die Journalistin Nilufar Hamedi der Reformzeitung „Shargh“, die den Fall Amini als eine der ersten bekannt gemacht hatte, sowie ihre Kollegin Elaheh Mohammadi sind dort inhaftiert. Der Geheimdienst bezeichnete die Frauen jüngst als ausländische Agentinnen. Die Zeitung wies die Vorwürfe zurück. (AFP, dpa)
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