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Jüngster Präsidentensohn Barron Trump: Wie der „Bro-in-Chief“ seinem Vater zum Sieg verhalf
Im US-Präsidentschaftswahlkampf konnte Donald Trump bei jungen Wählerinnen und Wählern punkten. Das lag an einer neuen Medienstrategie, die sein jüngster Sohn Barron mitentwickelte.
Stand:
Eine kleine Geste des jungen Mannes genügte, um die Menge jubeln zu lassen. Mit der offenen rechten Hand am rechten Ohr machte er deutlich: Ich kann euch nicht hören, seid lauter. Und die Menschen in der Capital One Arena in der US-Hauptstadt Washington jubelten, klatschten und waren lauter.
Viele, die diesen Moment am 20. Januar am Bildschirm sahen, wenige Stunden nach Donald Trumps Vereidigung im Kapitol, dürften sich verwundert gefragt haben: Wie groß ist dieser Barron Trump geworden? Und: Wenn schon der Vater bewiesen hat, dass in der US-Politik nichts unmöglich ist, was alles kann Barron Trump dann erreichen.
Die Szene verbreitete sich in Windeseile in den sozialen Netzwerken. Unzählige Clips, Memes und Gifs lenkten die Blicke der Öffentlichkeit auf den 18-jährigen Präsidentensohn. Im Wahlkampf gegen die Demokratin Kamala Harris tauchte der Wirtschaftsstudent (Universität von New York) nur gelegentlich auf. Im Hintergrund aber nahm er entscheidenden Einfluss auf seinen Vater und dessen Kampagne.
Das hat mit einem grundlegenden Wandel in Trumps Wahlkampf zu tun. Der Republikaner und sein Team veränderten im vergangenen Jahr die Strategie, mit entscheidenden Wählergruppen in Kontakt zu treten. Bei der Wahl im Jahr 2016 setzte Trump auf Auftritte in Fernsehsendungen und auf TV-Interviews. Dort lagen (und liegen) die Stärken des früheren Moderators von Reality-TV-Sendungen wie „The Apprentice“.
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2024 setzte der 78-Jährige auf eine andere, neuere Medienform: Podcasts. Allein via YouTube – viele Podcasts veröffentlichen die Sendungen auch dort – erreichte Trump so ein Millionenpublikum. Zwei Beispiele: Trumps fast drei Stunden langer Auftritt bei dem einflussreichen Podcaster Joe Rogan hat bis heute über 55 Millionen Aufrufe, das Trump-Gespräch bei „This Past Weekend“ mit Theo Von wurde mehr als 14 Millionen Mal angeklickt. Dazu kommen über 530.000 (Joe Rogan) und fast 70.000 Kommentare.
Diese Zahlen sind für sich genommen beeindruckend. Dazu kommen unzählige Artikel über die Gespräche sowie kostenlose Werbung in den sozialen Netzwerken durch Zitate, Clips und Memes. Zur Erinnerung: Harris verhandelte kurz vor der Wahl über einen Auftritt bei Joe Rogan – und entschied sich dagegen. Offiziell gab es Terminschwierigkeiten, Harris‘ Mann gab später zu, dass das Kampagnen-Team Ärger mit der progressiven Basis fürchtete.

© AFP/Julia Demaree Nikhinson
Trumps Podcast-Offensive begann im Juni 2024 mit einem Auftritt bei „Impaulsive“ und einem Gespräch mit den beiden Hosts Logan Paul und Mike Majlak. Der TV-Sender ABC News berichtete, dass Barron, Mitglied der Generation Z, seinem Vater das Interview vorgeschlagen hatte.
Nicht nur die Klickzahlen – fast sieben Millionen Views bis heute – zeigen, wie erfolgreich die Kombination Trump und Podcasts war. Vor allem die Tatsache, dass der Republikaner zum andauernden Gesprächsthema bei jungen Männern wurde, legte die Grundlage für den Sieg bei der Wahl am 5. November.
Barron Trumps neue Rolle ist erstaunlich: Während Trumps erster Amtszeit als Präsident wurde er von seiner Mutter Melania weitestgehend vor den Augen der Weltöffentlichkeit abgeschirmt. Diese Zeiten sind vorbei. Im Oktober vergangenen Jahres sagte Jason Miller, einer von Donald Trumps engsten Beratern, im Politico-Podcast „Deep Dive“, dass der junge Mann – neben dem mit 27 Jahren nur etwas älteren Medienberater Alex Bruesewitz – der Architekt der Podcast-Strategie seines Vaters war.
Barron hat großartige Arbeit geleistet.
Trump-Berater Jason Miller
„Barron war daran beteiligt, eine Reihe der Podcasts auszuwählen oder zu empfehlen, in die wir gehen sollten“, sagte Miller. „Hut ab, jede einzelne Empfehlung war goldrichtig. Er hat großartige Arbeit geleistet.“
Wie groß Barron Trumps Einfluss am Ende auf die Wahlentscheidungen junger Wählerinnen und Wähler war, ist offen. Aber ein Blick auf die Zahlen zeigt: Die Podcasts und eine auf (junge) Männer ausgerichtete Kampagnenstrategie haben geholfen, den Abstand zu Harris in dieser Gruppe deutlich zu verringern.
Zwar gewann die Demokratin die Wahl bei den 18- bis 29-Jährigen mit 51 zu 47 Prozent, allerdings schrumpfte dieser Vorsprung im Vergleich zur Wahl 2020 erheblich. Damals lag Joe Biden mit 25 Prozentpunkten vor seinem republikanischen Rivalen.
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Ein ähnliches Bild zeigt sich bei einem Blick auf das Wahlverhalten getrennt nach Geschlechtern: Sowohl bei jungen Frauen als auch bei jungen Männern konnte die republikanische Wahlkampagne im Vergleich zur Biden-Wahl 2020 Boden gut aufmachen.
Barron Trump verkörpert mit seiner eindrucksvollen Körpergröße von 2,06 Meter zweierlei: einen in den USA zwar polarisierenden, aber erfolgreichen Nachnamen und, was genauso wichtig ist, einen von seinem Vater präferierten Typ Wähler: jung, weiß, männlich, an wirtschaftlichem Erfolg interessiert und Social-Media-affin. Der „Bro-in-Chief“ sozusagen.
An der Basis kommt all das an. Am 20. Januar schickte der Account „MAGA Voice“ den kurzen Clip von Barron Trump aus der Capital One Arena an seine fast eine Million Nutzer und schrieb dazu: „Der Moment, als jeder den zukünftigen Präsidenten Barron Trump sah.“
Er ist ein sehr willensstarker und kluger Junge. Er ist unabhängig und eigensinnig und weiß genau, was er will.
Melania Trump 2012 über ihren Sohn Barron
Auf Ebay lassen sich bereits Tassen mit der Aufschrift „Barron Trump 2044“ finden. und auf der Website des zum Medienkonglomerat von Rupert Murdoch gehörenden TV-Senders SkyNews eine Analyse mit dem Titel: „Barron als Präsident im Jahr 2044? Warum die Trump-Dynastie auf den jüngsten Sohn setzen könnte“.
Natürlich schwingen hier viel Fantasie und vor allem Wunschdenken mit. Interessanter dürfte ein Interview von Melania Trump aus dem Jahr 2012 sein. Im Gespräch mit dem Magazin „Parenting“ sagte sie über ihren Sohn Barron: „Er ist ein sehr willensstarker und kluger Junge. Er ist unabhängig und eigensinnig und weiß genau, was er will.“ Rein äußerlich sei er eine Mischung aus beiden Elternteilen, aber seine Persönlichkeit sei der Grund für seinen Spitznamen: „Little Donald“.
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