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Dieses undatierte Bild aus dem Prozess, das am 8. Dezember 2021 vom US-Bezirksgericht für den südlichen Bezirk von New York veröffentlicht wurde, zeigt die britische Prominente Ghislaine Maxwell und den US-Finanzier Jeffrey Epstein. 

© AFP/HANDOUT

Kamera über dem Bett und Regale mit Gleitmittel: „New York Times“ veröffentlicht Fotos aus Epsteins Villa

Die Bilder zeigen Eindrücke des exzentrischen Inneren von Jeffrey Epsteins Stadthaus in Manhattan. Auch über Geburtstagsbriefe bekannter Personen an den Sexualstraftäter berichtet die Zeitung.

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Es ist ein Haus wie aus einem düsteren Roman: Sieben Stockwerke hoch, rund 2000 Quadratmeter groß, voller Kunstwerke – und Überwachungskameras. Neue Enthüllungen über Jeffrey Epsteins Anwesen an der Upper East Side von Manhattan der „New York Times“ geben nicht nur einen Eindruck von der eigenwilligen Innenarchitektur des Hauses, sondern offenbaren auch, wer bei Epstein ein und aus ging.

Das Stadthaus war demnach eine von fünf Immobilien, die Epstein weltweit besaß. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Jahr 2009, wo er 13 Monate wegen erzwungener Prostitution einer Minderjährigen verbüßt hatte, diente das Stadthaus laut dem Bericht als Rückzugsort und als Salon, in dem er sich unter anderem mit angesehenen Intellektuellen traf.

Epsteins Stadthaus in Manhattan, nur einen Steinwurf vom Central Park entfernt.

© REUTERS/JEENAH MOON

Die Fotografien, die die „New York Times“ veröffentlicht, zeigen ein Interieur, das zwischen Exzentrik und Abgründigkeit schwankt. An den Wänden im Eingangsbereich sollen laut „New York Times“ Bilder von künstlichen Augäpfeln gehangen haben. Auf anderen Bildern ist ein ausgestopfter Tiger in Epsteins Arbeitszimmer zu sehen, im Atrium hängt eine lebensgroße Puppe einer Braut von der Decke. Im Arbeitszimmer soll laut dem Bericht auch eine grüne Erstausgabe von „Lolita“ „ausgestellt“ gewesen sein – dem umstrittenen Roman aus dem Jahr 1955 über eine pädophile Beziehung eines Mannes mit einem zwölfjährigen Mädchen.

Im Massageraum des Hauses befanden sich offenbar Gemälde von nackten Frauen, eine große silberne Kugel und eine Kette und Regale mit Gleitmitteln, wie Fotos zeigen sollen, die von der „New York Times“ geprüft wurden. Über dem Bett Epsteins im Schlafzimmer war demnach eine Kamera montiert – eine von mehreren im Haus.

Woody Allen schreibt: Dinnerpartys erinnerten ihn an „Draculas Schloss“

Eine Sammlung von Briefen zu Epsteins 50. Geburtstag im Jahr 2003 dokumentiert seine Netzwerke. Persönlichkeiten wie Woody Allen (der um die Ecke wohnte), der ehemalige israelische Premier Ehud Barak, der bekannte Linguist Noam Chomsky, Physiker Lawrence M. Krauss, Harvard-Biologe und Mathematiker Martin Nowak und Medienmogul Mortimer Zuckerman schrieben Epstein Glückwünsche, wie die „New York Times“ dokumentiert. Auch Donald Trump gehörte laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ zu den Gratulanten (Trump bestreitet das und geht gerichtlich gegen den Bericht vor).

Allen etwa schrieb, Epsteins Dinnerpartys in seinem Stadthaus seien „immer interessant“. Zu den Gästen würden „Politiker, Wissenschaftler, Lehrer, Zauberer, Komiker, Intellektuelle, Journalisten“ und sogar „Adlige“ gehören. Allen beschrieb das Abendessen auch als „gut präsentiert“. Es erinnerte ihn an „Draculas Schloss, wo Lugosi drei junge Vampirinnen hat, die den Ort bedienen.“ Barak schrieb in seinem Brief: „Für viele von ihnen bist du wie ein geschlossenes Buch, aber du weißt alles über jeden.“ Epstein sei ein „Sammler von Menschen“.

Ebenfalls von der „New York Times“ veröffentlichte Fotos zeigen eine Anrichte mit gerahmten Fotos, die Epsteins Verbindungen zu bekannten Menschen zur Schau stellen. Die Bilder zeigen Epstein mit Papst Johannes Paul II., Mick Jagger, Elon Musk, Fidel Castro, Bill Clinton oder Richard Branson.

Anhörungsrunde zu Epstein mit Bill und Hillary Clinton geplant

Der Bericht beschreibt außerdem ein Foto von Epstein mit Donald und Melania Trump. Dass Trump Zeit mit Epstein verbrachte, ist bekannt und von mehreren Party-Videos belegt. Neben dem Trump-Foto soll sich ein gerahmter Dollarschein befunden haben, der von Bill Gates signiert war mit den Worten „Ich habe mich geirrt!“ – laut dem Bericht möglicherweise die Zahlung von Wettschulden.

Das Foto von Epstein mit Donald Trump und seiner Frau Melania aus dem Jahr 2000 stand eingerahmt in Epsteins Haus. Seine Lebensgefährtin Ghislaine Maxwell (ganz rechts) hatte Epstein aber rausgeschnitten.

© Getty Images/Davidoff Studios Photography

Epstein war einst ein mächtiger Investor mit Beziehungen zu hochrangigen Persönlichkeiten in den USA und im Ausland, darunter der heutige US-Präsident Donald Trump. Die US-Justiz legte Epstein die Vergewaltigung junger Frauen und Mädchen zur Last, wegen seines Todes 2019 konnte er aber nicht vor Gericht gestellt werden. Nach Behördenangaben hatte der frühere Geschäftsmann in seiner New Yorker Gefängniszelle Suizid begangen.

Trump ist im eigenen Lager zunehmend unter Druck geraten, weil seine Regierung nicht wie versprochen Licht in den Epstein-Skandal gebracht hat. Um den Aufruhr seiner Anhänger zu beruhigen, hatte Trump die Offenlegung juristischer Dokumente, konkret von Protokollen der Grand Jury, in dem Fall in Aussicht gestellt. Eine Grand Jury ist eine Gruppe von Geschworenen, die auf der Grundlage von Unterlagen der Staatsanwaltschaft über eine Anklageerhebung entscheidet.

Der Kontrollausschuss im US-Repräsentantenhaus verlangt nun die Freigabe von Ermittlungsunterlagen und hat hochrangige Ex-Amtsträger vorgeladen, unter anderem Bill und Hillary Clinton. (mit dpa)

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