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Koks-Mafia in den Niederlanden: 28 Jahre Haft für Mord an Polizei-Reporter de Vries
In Amsterdam sind drei Männer für das Attentat auf einen bekannten Journalisten verurteilt worden. Die Tat gehört zu seiner Verbrechensserie von Dealer-Banden.
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Präzisionsschützen der Polizei, Metalldetektoren vor dem Gericht und Personenschutz für Chefankläger und Zeugen – in den Niederlanden ist am Mittwoch ein spektakulärer Prozess gegen die Kokain-Mafia zu Ende gegangen. Im Fall des ermordeten Kriminalreporters Peter R. de Vries verurteilte ein Amsterdamer Gericht drei Männer zu Gefängnisstrafen von bis zu 28 Jahren. Vier weitere Täter erhielten wegen Beihilfe bis zu 14 Jahren Haft, zwei Angeklagte wurden freigesprochen.
Der bekannte TV-Reporter de Vries war im Sommer 2021 auf einer zentralen Straße in Amsterdam erschossen worden. Schnell war klar, dass das Attentat mit den Recherchen von de Vries im Milieu der sogenannten Mocro-Mafia zusammenhängt.
In den Niederlanden und Belgien beherrschen auf Kokain spezialisierte Netzwerke die Unterwelt, deren Angehörige überwiegend aus Marokko stammen. Wegen der Brutalität der Banden und deren zahlreichen, eifrigen Handlagern mussten sich auch schon Politiker vorübergehend verstecken.
Drei Morde wegen eines Kronzeugen
Als Schütze wurde nun Delano G., als Fahrer des Fluchtautos Kamil E. verurteilt – beide sollen 28 Jahre in Haft. Der dritte Hauptverdächtige, der Pole Krystian M., wurde in niederländischen Medien als „Mordmakler“ bezeichnet. Er hat den Richtern zufolge die Tat organisiert, wofür er 26 Jahre Freiheitsstrafe erhielt. Krystian M. räumte seine Schuld ein und bat die Angehörigen des Opfers um Verzeihung. Die anderen Angeklagten schwiegen – es wird damit gerechnet, dass sie Rechtsmittel einlegen.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll der Mord aus der Szene um die Kokain-Bande des bekannten Ridouan Taghi beauftragt worden sein. Taghi wurde 1977 in Marokko geboren, war in den Niederlanden seit seiner Jugend an blutigen Fehden im Milieu beteiligt, floh nach Dubai, wo er 2019 verhaftet wurde, und sitzt seitdem in den Niederlanden in Hochsicherheitshaft.
Der getötete Reporter de Vries war Vertrauensperson eines Kronzeugen, der im Prozess gegen Taghi aussagte: Nabil B., ein früher ein Komplize aus Taghis engstem Kreis, hatte 2017 im Tausch für Strafverminderung mit der Justiz kooperiert. Er wurde damals unter Strafrabatt zu zehn Jahren Haft verurteilt. Im Laufe des Verfahrens gegen Taghi wurden neben de Vries zwei weitere Männer ermordet: der Bruder und der Anwalt des Kronzeugen.
Taghi war mit Gefolgsleuten erst im Februar diesen Jahres verurteilt worden. Sein Kartell soll er auch aus der Haft noch leiten, berichten niederländischen Medien. Die Staatsanwaltschaft bezeichnet sein Netzwerk als eine „gut geölte Killermaschine“. In jenem Prozess waren insgesamt 17 Mitglieder der Mocro-Mafia angeklagt, es ging um sechs Auftragsmorde und vier Mordversuche an konkurrierenden Dealern in den Jahren 2015 bis 2017.
Vereinzelt, das berichten deutsche Ermittler, sollen Männer, die der Mocro-Mafia zugerechnet werden, auch schon in Deutschland aktiv gewesen sein. In Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hamburg habe es – offiziell unbestätigten Informationen zufolge – entsprechende Besuche von marokkanisch-niederländischen Männern gegeben.
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