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Kommen die Nordkoreaner zurück?: Warum sich die Ukraine nicht zu früh über den Abzug freuen sollte
Die Truppen aus Pjöngjang scheinen sich von der Front zurückgezogen zu haben. Doch ein Militärexperte warnt vor voreiligen Schlüssen. Womöglich steckt ein größerer Plan dahinter.
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Ende Januar gab es für die Ukraine eine rare Erfolgsmeldung in ihrem zermürbenden Abwehrkampf. Demnach wurden die Nordkoreaner, die seit Herbst 2024 aufseiten der Russen in Kursk kämpften, seit Wochen nicht mehr an der Front gesehen. Den Berichten nach könnten sich die nordkoreanischen Truppen aus dem Ukrainekrieg zurückgezogen haben. Von hohen Verlusten ist die Rede. Doch was bedeutet der angebliche Abzug tatsächlich für den Krieg?
Es mag sein, dass viele der insgesamt mehr als 10.000 nach Russland geschickten Soldaten gestorben sind oder verwundet wurden. Schließlich konnte die nordkoreanische Armee zuvor kaum Erfahrung in Auslandseinsätzen sammeln. Seit dem Ende des Koreakrieges in den 1950ern war sie kaum in Gefechte verwickelt.
Aber umso wertvoller dürften für Nordkorea jetzt die Erfahrungen aus der geleisteten Schützenhilfe im Ukrainekrieg sein. Diese Erfahrungen führen nun womöglich zu einer Anpassung der Taktik – und der Rückkehr in den Krieg.
Der österreichische Militärexperte Franz-Stefan Gady rechnet damit, dass Pjöngjang weitere Soldaten schicken wird. Er warnt im Gespräch mit dem Tagesspiegel davor, jetzt schon von einer Niederlage der Nordkoreaner zu sprechen. Gady hat Soldaten bei unterschiedlichen Einsätzen begleitet. „In jedem militärischen Konflikt gibt es eine Phase, wo sich unerfahrene Verbände wie die Nordkoreaner am Anfang gegen erfahrene Verbände wie die Ukrainer eine blutige Nase holen. Dann passen sie sich aber normalerweise an.“
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Am Ende werden auch die folgenden Zahlen über Sieg und Niederlage der Nordkoreaner entscheiden: „In einem Abnutzungskrieg ist immer die relative Abnutzungsrate wichtig, so brutal das klingt. Wie viele ukrainische Soldaten wurden getötet, verwundet, gefangen genommen, um die nordkoreanischen Angriffe abzuwehren? Wie viel ukrainisches Material wurde zerstört? Wie ist das Verhältnis zwischen nordkoreanischen und ukrainischen Verlusten? Das wissen wir nicht im Detail.“
Der Eindruck einer nordkoreanischen Niederlage entstehe auch wegen unerfahrenen Beobachtern, die ihre Analysen im Internet verbreiten. „Sie haben keinerlei Erfahrung damit, vor Ort zu sein und haben auch nicht mit den ukrainischen Soldaten geredet – oder mit Offizieren, die den Nordkoreanern durchaus Respekt zollen.“ Das komplette Gespräch mit Franz-Stefan Gady gibt es hier.
Nach Angaben von Südkorea, der Ukraine und den USA hat Nordkorea seit dem vergangenen Oktober rund 11.000 Soldaten in der Region Kursk stationiert. Sie sollen demnach dabei helfen, das seit einer Überraschungsoffensive im August unter ukrainischer Kontrolle stehende Gebiet zurückzuerobern. Es wird davon ausgegangen, dass die Ukraine den Großteil des Territoriums inzwischen wieder verloren hat. Am Freitag wurde über einen weiteren Angriff der Ukrainer berichtet. Das russische Verteidigungsministerium sprach davon, die Attacke vereitelt zu haben. (mit AFP/Reuters)
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